Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Kindern eine Chance geben

Ein Jahr mit Sinn

Sich für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten in Mexiko einsetzen: bei Elias Valladares wird Nächstenliebe sehr groß geschrieben. Ein Jahr lang begab er sich im Zuge eines Freiwilligendienstes nach Léon, um im Zeichen von Don Bosco seinen kleinen Teil für eine bessere Welt zu leisten
von Lena Kronawetter

Endlich wieder in Kärntner Speck und grünen Salat hineinbeißen. Die Augen schließen und auf der Zunge zergehen lassen! Die zwei Dinge, auf die sich Elias José Valladares Melgar bei seiner Rückkehr nach Kärnten am meisten gefreut hat. Für ein ganzes Jahr entschied sich der 23-jährige Großkirchheimer, in die Fußstapfen des italienischen Ordensgründers, Priesters und „Streetworkers Gottes“, Don Bosco, zu treten und Kindern und Jugendlichen in der mexikanischen Stadt Léon unter die Arme zu greifen. Ein Gap Year mit Sinn also, als Pendant zu den klassischen Verfechtern wie Au-Pair oder Work and Travel. Organisiert wird das ganze von „Volontariat bewegt“, eine Initiative von „Jugend Eine Welt“ und den Salesianern Don Boscos, die das Lückenjahr möglichst sozial und mit Offenheit für neue Lebensrealitäten, ganz im Zeichen der Pädagogik des Heiligen, gestalten möchten.

Offenheit und Engagement
Die Liebe zu Spanisch wurde ihm  quasi in die Wiege gelegt: Seine Mutter arbeitete als Entwicklungshelferin und lernte seinen Vater während eines Aufenthaltes in Ecuador kennen und lieben. „Daher auch mein spanischer Name“, sagt Valladares.
Die Angst davor, Neuland zu betreten, ist ein Fremdwort für ihn. „Ich war schon immer jemand, der gerne auswärts unterwegs war“, so der Großkirchheimer. Schon als 14-jähriger ließ er seine Heimatgemeinde hinter sich und entschloss sich, die LFS für Keramik und Ofenbau in Stoob im Burgenland zu besuchen. Weg von der Familie lernte er früh, auf eigenen Beinen zu stehen. Als Sozialengagierter entschied er sich, Teil der Schülervertretung zu werden. Hier wurde er erstmals mit Kindern und Jugendlichen und deren Konfliktsituationen und Reibungspunkten konfrontiert und konnte sich als Streitschlichter beweisen. Begeistert davon, etwas verändern zu können, trat er u. a. der Schülerunion bei, wo er auch eine Trainerausbildung absolvierte. Seminare in Rhetorik und Konfliktmanagement kamen dazu.
Nach einem Jahr des Studiums der Materialwissenschaften an der Montanuniversität in Leoben fasste er den Entschluss, etwas Neues auszuprobieren: Sich ein Jahr lang Kindern aus schwierigen Lebenssituationen zu widmen!

Neue Herausforderungen
Halb sechs in der Früh: der Arbeitstag in Mexiko beginnt! Elias Hauptaufgabe: Internatsschülern zwischen 12 und 15 Jahren der Unterstufe Escuela Salisiana Don Bosco mit Rat und Tat als Jugendbetreuer zur Seite zu stehen und sie durch den Tag zu begleiten. Doch auch bei „Valdocco“, einer Tagesstätte der Salesianer, zeigt Valladares sein Können mit den Kleinsten. Ziel des Ganzen ist es, Kinder und Jugendliche mit schwierigem Familienhintergrund aufzufangen, sie präventiv von Kriminalität und Drogen fernzuhalten und eine Ordnung in ihren Alltag zu bringen. Das war am Anfang alles andere als leicht, gibt er zu: Von 45 Kindern waren 35 zur gleichen Zeit wie Elias angekommen. Der Volontär erzählt: „Struktur in ihren Tagesablauf zu bringen, das Haus und das Zimmer zu putzen und zur Schule zu gehen, ist für diese Kinder Neuland.“ Kein Wunder also, dass die Situation zwischen den Volontären und ihren Schützlingen immer wieder Konfliktpotenzial darstellte. Dennoch war es ihre Aufgabe, die Kinder zu motivieren, den Zeitplan einzuhalten und ihre Aufträge zu erfüllen. Probleme gab es auch bei der Sprache: „Ich habe vor meiner Abreise zwar schon die Grundkenntnisse in Spanisch beherrscht, dennoch musste ich aufpassen, was ich sage. Wenn die Kinder nämlich merken, dass man sprachlich nicht hundertprozentig sicher ist, stellen sie auch deine Autorität in Frage“, erklärt er.
Da das Projekt „Proyecto Niños Don Bosco“ mit der Schule gekoppelt war, hatte der Kärntner immer Freizeit, wenn die Schüler schulfrei hatten. Zeit um die Gegend zu erkunden und mit den anderen Volontären Freundschaften zu schließen.
Wer glaubt, dass das mexikanische Klima viel wärmer ist als hierzulande, muss enttäuscht werden: „Die Häuser haben keine Isolierung, keine Heizung. In der Nacht kann es sehr kalt werden. Teilweise habe ich mit acht Decken geschlafen“, schmunzelt er.

Unvergessliche Erinnerung
Erlebt hat er vieles: Neben „braven“ Kindern auch sehr viele ohne Manieren, ohne je ein Bitte oder Danke zu hören. „Für mich gehören positive und negative Erfahrungen zusammen. Das eine würde ohne das andere an Bedeutung verlieren“, so Valladares. Die Erinnerung, die ihm im Gedächtnis bleiben wird: Ein Bub namens Eduardo. Ein wirklich „nerviges“ Kind, das oft Probleme bereitete und zu dem man zunächst keinen Draht fand. Am Ende lagen sich jedoch beide weinend in den Armen. Dort, wo am Anfang Spannungen waren, entwickelte sich echte Freundschaft.
„Veränderung kann nur dann gelingen, wenn wir uns dafür entscheiden. Auch wenn es schwierig ist darf man den Glauben nicht verlieren und Menschen abschreiben!“ Etwas Wichtiges, das Elias dazugelernt hat. „Volontariat bewegt“ hat ihn bewegt, einen Beitrag zu leisten, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen.

Information

Volontariat bewegt

Ein Jahr voller Herausforderungen, Veränderungen und vielen neuen Freundschaften.
Ein Jahr voller Herausforderungen, Veränderungen und vielen neuen Freundschaften. foto: elias valladares

ist die Entsendungsorganisation von Jugend Eine Welt und den Salesianern Don Boscos für junge Freiwillige.
Der Verein bietet jungen Erwachsenen die Möglichkeit eines 10-12 monatigen sozialen Einsatzes in Afrika, Asien oder Lateinamerika.

Nähere Informationen zum Programm von „Volontariat bewegt“ gibt es auf www.volontariat.at

Der nächste Informations- und Auswahltag findet am 22. September in Wien statt.