Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Kärntner ist Manager des Jahres

Erfolg im Management, ohne Moral und Ethik aus den Augen zu verlieren? Geht nicht? Geht doch! Ein Beispiel. von Ingeborg Jakl

Auszeichnung für werteorientierte Personalarbeit: Michael Pichler (© Foto: Johannes Pichler )
Auszeichnung für werteorientierte Personalarbeit: Michael Pichler (© Foto: Johannes Pichler )

Sternenstaub rieselt herab, die Scheinwerfer im Festsaal der Hofburg in Wien richten sich in diesem Augenblick auf eine Person: Michael Pichler. Der steht lächelnd auf und eilt behände zur Bühne. Tusch, Applaus von Hunderten von Gästen aus dem In- und Ausland. ORF-Moderator Christian Clerici gratuliert zum Personalmanager des Jahres 2016. Auf Neudeutsch heißt das: „HR Person of the Year“.
Blick zurück: Auf den Tag genau vor 20 Jahren erhielt Michael Pichler gemeinsam mit Peter Quendler die Elisabethmedaille in den eher kargen Räumen der Caritas in Klagenfurt. Keine internationale Beteiligung damals, kein Blitzlichtgewitter. Stattdessen große Dankbarkeit darüber, Hilfsgüter nach Sarajevo zu den notleidenden Menschen gebracht zu haben und wieder gesund nach Hause gekommen zu sein.
„Sich immer wieder auch auf neue Herausforderungen einlassen, die man nicht kalkulieren kann“, beschreibt Pichler sein Engagement sowohl von damals als auch von heute.
Der gebürtige Klagenfurter hat es geschafft, beim Verkauf der Baumax Gruppe in Österreich im vergangenen Jahr wertvolle Arbeitsplätze zu erhalten. Trotz Schließung der Unternehmenszentrale konnten über 3.000 Arbeitsplätze an die neuen Eigentümer (z. B. Obi) übergeben werden. Was für Pichler aber ganz besonders wichtig war, „ein Herzensanliegen“, dass für alle Mitarbeiter mit Behinderung ein neuer Arbeitsplatz gefunden wurde. In Zeiten von Finanzkrise, Ungleichheitsdebatten und Populismusgefahren, wo jeder nur auf sich selbst schaut, keine Selbstverständlichkeit.


Um jeden Arbeitsplatz gekämpft
Aber Pichler und seine Mitarbeiter im Team („ohne sie hätte ich das nicht geschafft“) haben darum gekämpft, dass Menschen und ihren Familien der Arbeitsplatz erhalten blieb. Beispielsweise mit innovativen Methoden. Dazu zählen Bewerbungsbutler, Foto-Service und vieles andere mehr. Fazit dieser gemeinsamen Anstrengungen: Heute haben 90 Prozent jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach den dramatischen Ereignissen bei der Baumax Gruppe quasi auf der Straße standen, bereits ein neues Beschäftigungsverhältnis gefunden. Ein ausgeklügelter Sozialplan (mit Stiftung) federte außerdem soziale Härten ab.
Professionelle, werteorientierte Personalarbeit auf Augenhöhe gemeinsam mit den Eigentümern und dem Management wurde in schwierigsten Zeiten vorbildhaft praktiziert, betonte denn auch Valerie Höllinger, Geschäftsführerin der BFI Wien und Jurymitglied des HR Award. Sie und ihre Kollegen hatten es sich nicht leicht gemacht. Es gab viele Diskussionen, Abwägen von Für und Wider und spannende Gespräche. Aber dann stand fest: Der Personalmanager des Jahres ist Michael Pichler, weil er, so Höllinger, „das Unmögliche möglich gemacht hat“.
„Für den Menschen da sein, auch in schwierigen Zeiten“, so schlicht und doch gespickt mit Empathie, aber auch mit Sinn für die Realität und zur Wahrheit erklärte Pichler in seiner Dankesrede sein unermüdliches Ringen um den Erhalt der Arbeitsplätze. Als Vater von zwei Töchtern kann er sich nur zu gut in die Lage versetzen, was es heißt, plötzlich ohne festes Einkommen dazustehen. Er wollte für die Mitarbeiter „keinen Absturz ins Tal der Tränen“, sondern ihnen trotz der widrigen Umstände „eine hoffnungsvolle Zukunft weisen“.
Der Dank für den Preis ging in dieser Stunde nicht nur an sein Team, sondern auch an den Eigentümer, die Familie Essl, die stets Unterstützung signalisiert hatte. Last but not least an seine Ehefrau Johanna, die Töchter Charlotte und Caroline und auch an seine Eltern. „Ohne ihre christliche Orientierung und ihre Erziehung wäre ich heute nicht dort, wo ich stehe.“


Ethisches Management
Die Bedeutung christlicher Grundwerte für nachhaltiges Wirtschaften hatte Bischof Alois Schwarz erst kürzlich wieder betont. Führungskräfte sollten ethisches Management auf Basis einer inneren Haltung vorleben, und das Christentum könne dazu viel beitragen, sagte er bei einem Wirtschaftsethik-Frühstück in Wien. Ein Wertesystem setze eine verlässliche ethische Position voraus, erinnerte Bischof Schwarz, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Wirtschafts- und Sozialfragen zuständig ist, in einem Vortrag über ethisches Management. Der Schlüssel zu einer starken Unternehmerpersönlichkeit liege in einer Spiritualität, die das innere Rüstzeug für eine tragfähige Ethik biete.
Für Michael Pichler ist das gelebter Alltag. Der Personalmanager wurde im Jahr 1969 in Klagenfurt geboren. Sein Vater Arnulf war ein bekannter Bildhauer und Restaurator, seine Mutter Geschäftsfrau und trotzdem immer für die Familie, drei Söhne, eine Tochter, da. Schon in jungen Jahren arbeitete Pichler in der Pfarre St. Ruprecht aktiv mit. Der Pfarrhof war so etwas wie sein zweites zuhause. Kinder- und Jugendarbeit bei der Caritas kamen schnell dazu. Die Kinderfreizeit in Lignano betreute er über viele Sommer hindurch gemeinsam mit Peter Quendler.
Nach der Matura ging es zum Studium nach Salzburg, Wirtschaftspsychologie und Rechtswissenschaften. Danach sammelte er Erfahrungen in der Personalberatung sowie in der Bauindustrie in Wien.
Daneben aber blieb stets Zeit für die Familie in Kärnten, Freunde und die Pfarre. Das vergangene Wochenende verbrachte er bei einer Klausur für Pfarrgemeinderäte im Stift Altenburg für seine Pfarre Cyrill und Method. Hier ist er sonntags in der Kinderliturgie tätig. Die jährliche Wallfahrt nach Mariazell sowie die Ferienfreizeit der Pfarrkinder bei seinem Bruder Johannes, Pfarrer von St. Theresia in Klagenfurt, sind selbstverständlich. Manager des Jahres hin oder her. Die zehnjährige Tochter Caroline bringt es auf den Punkt: „Ich bin stolz auf den Papa. Aber ich brauche ihn auch!“