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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Ich will dich lieben, achten, ehren

Aus dem Referat für Beziehung, Ehe und Familie

Bei der Hochzeit geben die Brautleute einander das Eheversprechen. Was bedeutet das eigentlich?

von Benno Karnel

Viele Paare haben sich heuer schon zur kirchlichen Trauung angemeldet. So soll es heute um die Hochzeit, den schönsten Tag für ein Brautpaar, gehen. Viel wurde vorbereitet und im Vorfeld überlegt, Kleidung, Lokation, Essen und Musik ausgewählt.

Und dann geht es eigentlich um das Eheversprechen. Gemeinsam mit meiner Frau Johanna haben wir uns Gedanken gemacht, was der Trauungsspruch, übersetzt, heißen kann. Was heißt es, wenn das Brautpaar sich zusagt: N.N., vor Gottes Angesicht nehme ich dich an? Heißt das, dass ich diesen liebenden Gott sozusagen als dritten im Bunde haben will, vielleicht im Innersten schon wissend, dass wir alleine uns nicht gegenseitig Gott sein können? Und ich nehme dich an, diesen konkreten Menschen, der einen Namen hat, nicht das Bild von dir, das ich habe, dich mit Ecken und Kanten, mit schönen und nicht so schönen Seiten, einfach dich?

Wenn ich die Treue verspreche, dann steckt auch darin, dass ich dir die Zeit schenke, mit dir zusammen sein möchte, nicht weiter als „verheirateter Junggeselle, verheiratete Junggesellin“ unterwegs sein will. Und dann geht es weiter mit „in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit“. Also schon am schönsten Tag weiß ich, dass es auch Zeiten geben wird, wo es nicht so schön hergeht in der Beziehung, dass es böse Tage geben wird; das sind meist Zeiten der Weiterentwicklung, da darf es auch Unsicherheiten geben. Und diese Zeiten darf es auch geben.

In den Alltag hinein buchstabiert

„Ich will dich lieben“, ja, die Liebe ist in allen Kulturen eine Himmelsmacht. Gott ist die Liebe, aber lieben ist dann ein „Tun-Wort“, da habe ich dann auch etwas zu tun, dass Liebe bleiben und wachsen kann. Bei „Ich will dich achten“ kommt uns dann das Achtung-Schild im Straßenverkehr in den Sinn. Eigentlich heißt es „Vorrang geben“. Wie sehr gebe ich der Partnerin, dem Partner den Vorrang in meinem Leben? Sind Beruf, Hobby, Freunde und Freundinnen so wichtig wie die Partnerin, der Partner? „Ich will dich ehren“: Dabei geht es unserer Meinung nach um den Ruf des anderen. Wie rede ich mit Kolleg:innen und Freund:innen über meine Partnerin, wie und wann sage ich etwas, was mich am Partner stört? Oft sind wir im Umgang mit einem Fremden viel höflicher, sprechen Störungen viel vorsichtiger an als beim Umgang mit dem/der Herzallerliebsten, dem, der wir unsere Liebe versprochen haben. Liebe und Zärtlichkeit bleiben dann auf der Strecke. „Alle Tage meines Lebens“ heißt für mich ein Herunterbrechen des großen Sprunges „Bis dass der Tod uns scheidet“ auf das „Step by Step“. Jeden Tag hab ich die Chance, mich für meine Frau, für meinen Mann zu entscheiden; wenn ich es einmal nicht voll geschafft habe, dann ist der nächste Tag der neue Anfang von „lieben, achten und ehren“.

Damit sagen sich die Brautleute das Sakrament der Ehe zu. Nicht der Priester oder Diakon spendet es, nein, das Paar spendet sich gegenseitig das Ehesakrament.

Sakrament, Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen, sollen verheiratete Paare sein: Das ist oft auch Überforderung. Welcher Mensch kann schon Gottes Liebe als Ganzes zeigen? Aber zumindest in Teilen soll es möglich sein, und wenn viele Paare das tun, dann wird ein Puzzlebild der Liebe Gottes entstehen, das den Menschen vielleicht eine Ahnung davon zeigen kann, wie sehr Gott uns liebt.

So heißt es dann auch am Schluss des Trauungsritus, dass Gott treu ist und das Gute, das er im Brautpaar begonnen hat, vollenden wird.

Benno Karnel ist Diözesanseelsorger für Beziehung, Ehe und Familie und Leiter des Familienreferats.

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