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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Ich geh jetzt in den Kindergarten

Ein Mut-Mach-Buch von Sr. Silke Mallmann cps

Plötzlich ist alles ganz anders. Von heute auf morgen. Gerade noch von den Eltern umsorgt, endlose Zeit zum Spielen mit den Kaninchen und dann gibt es diesen genauen Terminplan. Für jeden Tag in der Woche. Das verändert vieles, macht zunächst aber auch ein bisschen ängstlich und neugierig. Mirella, drei Jahre jung, blond und blauäugig, steht vor ihrem ersten großen Abenteuer: „Ich geh´ jetzt in den Kindergarten!“

Was da alles in einem Kinderkopf vorgeht! Neue Freunde, andere Umgebung, Kindergartenpädagoginnen, die Spiele vorstellen und ein anderes Essen als daheim servieren.
Für eine Dreijährige ganz schön viel auf einmal.

Aber Mirella hat ja Tante Silke, die sich alle neuen Eindrücke von ihrer Nichte genau schildern lässt. Und sich hinsetzt und ein kleines Büchlein mit Text und Illustrationen entwirft. Ihr Ziel: die Angst vor dem Kindergarten zu nehmen. Dazu hat sie ein buntes Kaleidoskop aus dem spannenden Alltag eines Kindergartens entworfen. Gespickt mit vielen Details und natürlich auch den neuen Freunden von Mirella. Da kommen Mercy, Louis, Marie, Jonas und Fritz vor, aber auch die Kindergärtnerinnen Stefanie und Susanne.

Aus heiterem Himmel

Plötzlich ist die Kinderwelt wieder in Ordnung. Auf munteren Seiten finden sich Bilder, Texte, kurzum eine sehr vertraute Welt. Mirella ist glücklich. Auch ihre Tante. Denn sie hat mit diesem kleinen Buch für sich selbst eine sehr schwere Zeit überbrückt. Sr. Silke Mallmann CPS vom Kloster Wernberg stand auch von heute auf morgen vor einer großen Veränderung. Krebs, lautet die Diagnose: Aus heiterem Himmel, plötzlich, ohne Vorankündigung. Die Welt schien auf einmal still zu stehen.

Was macht man in einem solchen Augenblick? Wenn all die herkömmlichen Abläufe des Lebens, die die volle Konzentration verlangen, in den Hintergrund gedrängt werden? Ihre Lerncafes der Caritas? Ihr Talitha-Projekt, das Frauen aus dem Rotlichtmilieu beim Ausstieg unterstützt? Die Vorträge, Seminare und Veranstaltungen, alles geplant – und jetzt alles erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

Mutig und mit viel Gottvertrauen ging es für Sr. Silke in eine längere und harte Behandlungsphase. Chemo, Operation, Chemo, dazu einige Komplikationen.
Aber immer dann, wenn es Sr. Silke etwas besser ging, griff sie freudig zu Papier und Wasser- und Aquarellfarben – letztere decken besser –, und malte die bunte spannende Welt, die ihr Nichte Mirella via Facetime (Videoanrufe mit dem Handy) fröhlich erzählte.

Das Buch konnte aber nur deshalb gelingen, weil auf der einen Seite eine kleine Ideengeberin und auf der anderen eine beherzte Tante stand, die genau zuhörte und umsetzte.

Freude beim Malen

Das entstandene Büchlein ist ein Querschnitt, der Sr. Silke erstmals als Zeichnerin zeigt, den Humor der Kinderbuchillustratorin widerspiegelt und eine Malerin erkennen lässt, in deren Bildern sich auch die Handschrift der Klosterschwester findet. „Mein Ziel ist erreicht, wenn Betrachter etwas entdecken“, sagt sie. Wenn Klein und Groß gemeinsam die Bilder betrachten, Kinder erzählen, was sie alles entdeckt haben, Erwachsene den Text vorlesen. Wenn sich die Fantasie vor ihren Bildern verselbstständigt, ist Sr. Silke zufrieden.

Ihr geht es beim Malen oft ähnlich. Immer wieder tritt sie von den Zeichenblättern zurück, schaut, was auf der Leinwand passiert, lässt eine bunte vielfältige Welt im Kindergarten entstehen.

„Bei intensiver Beschäftigung mit dem Malen eines Bildes bemerkte ich mit Freude, dass ich um mich herum alles vergaß. Schmerzen waren nicht mehr zu spüren. Nach einiger Zeit stellte sich bereits ein Wohlbefinden ein, wenn ich nur ans Malen dachte.“

Das Buch konnte aber nur deshalb gelingen, weil es mit ganz viel Gespür und Einfühlungsvermögen entstanden ist. Sr. Silke erzählt eine aktuelle Geschichte, die mitten im Leben spielt. Keine rührselige Story, sondern eine geerdete, ohne kitschig und verklärt den Kinderalltag zu schildern. Eine Geschichte in der Gegenwart, die sich hier und anderswo in jedem Kindergarten so oder ähnlich abspielt. Nur in diesem Fall gibt es den Kindergarten real.

Das Büchlein ist ein Kinderbuch für Kinder im Kindergartenalter (drei bis fünf Jahre). Es ist aber auch ein Buch über den Mut, sich Neuem zu stellen. Für Kinder ist es eines übers Großwerden und somit auch eines über unsere Zeit. Für Erwachsene Ansporn, sich durch schwierige Zeiten zu kämpfen.

Familie, Freunde, Mitschwestern sowie Ärzte, Krankenschwestern – sie alle haben interessiert auf die entstehenden Bilder geschaut, sich immer wieder erkundigt, wann denn dieses Buch, das ja nur für Mirella konzipiert war, endlich fertig ist. Jetzt ist es da! Auch dank der umsichtigen Betreuung durch das Druck- und Kopierzentrum in Klagenfurt.

Und wenn Sr. Silke gefragt wird, was jetzt geplant ist, lächelt sie. Es gibt schon eine neue Idee: die Geschichte eines Kindes in Afrika. Immerhin war Sr. Silke zwischen 2000 und 2008 in Südafrika unter anderem für die britische Organisation „Hope and Homes for Children“ tätig. Da gibt es noch viel zu erzählen. Sr. Silke ist eine wissende Frau von den Problemen unserer Zeit und in dieser Zeit.

Informationen zum Buch

„Ich geh´ jetzt in den Kindergarten“
Text und Illustration: Sr. Silke Mallmann CPS

34 Seiten
Kosten: € 10,–
Der Reinerlös ist für ein Hilfsprojekt von Sr. Silke bestimmt.

Erhältlich:
„Sonntag“, Diözesanhaus Klagenfurt,
Tarviser Straße 30, Tel. 0463/5877-2502, E-Mail: sonntag@kath-kirche-kaernten.at

Carla, Caritasläden, in Villach und Klagenfurt, Klosterladen Wernberg