Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Gut begleitet durchs Kirchenjahr

Mit dem Pfarrkindergarten hin zum Glauben

Von kirchlichen Festen bis hin zu gelegentlichen kindgerechten Gottesdiensten – in Pfarrkindergärten wird nach dem kirchlichen Jahreskreis gearbeitet. So werden von klein auf christliche Grundwerte vermittelt. von Carina Müller

Spaziert man an dem länglichen, großen, hellblauen Gebäude an der Kanaltalerstraße vorbei, scheint es fast etwas unscheinbar. Nur der leuchtend rote Eingang lässt schon von Weitem vermuten, dass sich etwas Besonderes hinter den Toren des Hauses verbirgt. Erst die Aufschrift „Pfarrkindergarten St. Marienheim“ verschafft Klarheit. Öffnet man die großen Glastüren des Kindergartens, hört man bereits das Gelächter und Getummel der Kinder. Eine Gruppe macht sich gerade bereit zum Aufbruch nach draußen, um im Schnee zu spielen. Man fühlt die Freude und Geborgenheit im Haus. Dieses Feedback bekommt Leiterin Carmen Biethan oft: „Das Haus ist jetzt zwar schon 65 Jahre alt, aber das Alter des Gebäudes sagt nichts aus, sondern das, was darin gelebt wird.“

Patron der Jugend

Wie viele Pfarrkindergärten kooperiert auch das St. Marienheim mit der Caritas. Die Caritas Kärnten betreibt in Kooperation mit den Pfarren und weiteren Rechtsträger:innen der katholischen Kirche 15 Kindertagesstätten (Ein- bis Dreijährige), 62 Kindergärten (Drei- bis Sechsjährige) und acht Horte im Land. Die Mitarbeiter:innen begleiten in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen insgesamt 4.222 Mädchen und Buben liebevoll am Anfang ihres Bildungsweges, erleben sie beim Wachsen und bei ihrer Entfaltung.

Der Pfarrkindergarten St. Mareinheim gehört zur Pfarre St. Josef-Siebenhügel. In dieser Pfarre sind die Salesianer tätig und handeln nach dem Auftrag ihres Ordensgründers Johannes Bosco. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Kinder- und Jugendarbeit. Biethan ist froh darüber, die Salesianer an ihrer Seite zu wissen: „Es ist unser Glück, dass die Salesianer Don Boscos diesen Kindergarten auch als Rechtsträger leiten und uns sehr wertschätzend begegnen. Dies auch dadurch, dass sie die Kinder- und Jugendarbeit in den Mittelpunkt stellen und uns immer wieder mitteilen, wie froh sie sind, uns als Kindergarten zu haben“, so Biethan.

Der römisch-katholischen Kirche anzugehören, ist bei einem Pfarrkindergarten jedoch kein Aufnahmekriterium. Biethan erklärt: „Der Hauptanteil der Kinder ist zwar römisch-katholisch, aber es gibt auch Kinder, die dem islamischen oder orthodoxen Glauben angehören, genauso haben wir Kinder ohne Bekenntnis oder evangelische Kinder.“ Biethan erzählt weiter: „Viele Eltern bringen ihre Kinder bewusst hierher, weil sie wollen, dass sie mit dem Glauben in Verbindung kommen und eine Verbindung zu den kirchlichen Festen aufbauen. Die Eltern, die zu uns kommen, sind wirklich offen. Sie müssen nur wissen, dass wir ein Pfarrkindergarten sind und nach dem Kirchenjahr arbeiten, wir beten vor dem Essen, wir gehen in die Kirche, der Pfarrer kommt uns besuchen und wir feiern das letzte Abendmahl.“ Auch bei Fragen über andere Religionen wird nicht zurückgescheut: „Wenn Kinder erzählen, dass sie nicht Weihnachten feiern, fragen sich andere schon, was sie anstattdessen feiern. Das nehmen wir natürlich schon auf.“

Kindergarten mit Mehrwert

Die Arbeit nach dem kirchlichen Jahreskreis ist mitunter der größte Unterschied zu einem staatlichen Kindergarten. Die Kindergartenleiterin führt aus: „Wir beginnen mit dem Erntedankfest. Hier ist uns wichtig, dass die Kinder lernen, woher die Ernte kommt und wie man wertschätzend mit der Umwelt umgeht.“ Auch das Martinsfest, der hl. Nikolaus, das Weihnachtsfest und noch viele weitere kirchliche Feste werden von den Kindern gefeiert. Ein Fest, das besonder groß gefeiert wird, ist Ostern: „Zu Ostern spielen wir den Einzug Jesu in Jerusalem nach. Wir singen und der Pfarrer erzählt. Zusammen mit dem Pfarrer und Kaplan feiern wir auch das letzte Abendmahl. Sie verkörpern sozusagen Jesus und die Kinder sind die Jünger, die mit Jesus feiern dürfen. Das Abendmahl wird wirklich ganz intensiv erlebt. Oft ergibt sich ein Gespräch zwischen dem Pfarrer und den Kindern.“

Auch Tod und Auferstehung werden thematisiert, wobei man sich hier eher auf die Auferstehung fokusiert – diese ist das „Wichtige, das Erhellende, das Erlösende und soll zeigen, dass der Tod einfach nicht das Ende ist.“ Besonders letztes Jahr wurde der Tod zu einem Thema für die Pädagoginnen: „Zwei Kinder haben ihre Väter verloren. Man muss aufpassen, dass man die Kinder nicht verwirrt und sie denken, dass der Papa auf einmal wieder neben ihnen steht. Wir haben ihnen die Auferstehung so erklärt, dass man denjenigen Menschen immer bei sich im Herzen trägt. Diese Person schützt einen ab jetzt von einem anderen Ort aus.“

Doch auch Themen, die keinen kirchlichen Bezug haben, werden bearbeitet: „Natürlich haben wir auch Themen wie jetzt den ‚Schnee‘, oder im Frühling das Thema ‚Wachsen‘“, so Biethan

Liebe Gottes spüren

Doch es gibt auch viele schöne Momente mit den Kindern: „Knapp nach Weihnachten ist ein Kind auf mich zugekommen und hat gesagt: ‚Carmen, frohe Weihnachten und Gott segne dich.‘ Da kommst du schon zum Schmelzen. Das macht etwas mit den Kindern. Man vermittelt ihnen, dass es jemanden gibt, dem ich danken kann, den ich bitten kann, der bei mir ist, der mich liebt, so wie ich bin, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es kommen auch Kinder und fragen, wenn sie merken, dass z. B. die Mama traurig ist, ‚Können wir nicht beten und den lieben Gott bitten, dass die Mama nicht mehr traurig ist?‘ Das ist sehr nahegehend und schön.“

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