Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Fest verankert in Brauch und Tradition

Kirche und Feuerwehr

Bekannt als Märtyrer und Schutzpatron der Feuerwehrleute, gedenkt man am 4. Mai des heiligen Florian von Lorch. Das Feiern dieses Heiligen ist nur ein Bindeglied zwischen der Feuerwehr und der Kirche.

von Carina Müller

Tausende Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen stehen in Österreich 24 Stunden am Tag abrufbereit, um ihren Nächsten zu helfen. In vielen Orten ist die Feuerwehr schon seit Jahrhunderten aktiv, weswegen sie oft alten und beständigen Traditionen folgt. Diese Traditionen und Bräuche sind häufig mit der Kirche verknüpft – das Gedenken an den heiligen Florian, Schutzpatron der Feuerwehrleute, am 4. Mai oder die Fronleichnamsprozessionen, bei denen die Feuerwehr meist einen aktiven Teil beiträgt, sind hierbei nur einige Beispiele. Doch nicht nur das verbindet Kirche und Feuerwehr. Die Feuerwehrseelsorge richtet sich speziell an Mitglieder der Feuerwehr und hilft ihnen und ihren Angehörigen in allen Lebenslagen.

Feuerwehrseelsorge in Kärnten

„Feuerwehrseelsorge ist die Betreuung durch die einzelnen Kuraten in den jeweiligen Ortsfeuerwehren. Damit meine ich vor allem die seelsorgliche Betreuung – wie z. B. die Begleitung zur Vorbereitung von liturgischen Feiern, aber auch die Begleitung von Familienangehörigen von Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern sowie gleichzeitig die Begleitung der Jugendfeuerwehr“, beschreibt Landesfeuerwehrkurat Harald Truskaller den Begriff der Feuerwehrseelsorge.

Ein Ansprechpartner vor Ort

Jakob Mokoru ist Ortsfeuerwehrkurat in der Feuerwehr Bach und SvE-Beauftragter (Stressverarbeitung bei belastenden Einsätzen) im Abschnitt Bleiburg – er sieht seine Aufgabe vor allem in der geistlichen Begleitung seiner Kameradinnen und Kameraden und ist meist selbst aktiv im Einsatz mit dabei: „Ortsfeuerwehrkuraten sind idealerweise aktive Feuerwehrmitglieder, die auch, sofern es die Zeit zulässt, mit in den Einsatz fahren und dadurch von den Feuerwehrmitgliedern als einer der ihren anerkannt und gesehen werden, weil man genauso am Schlauch oder am Sandsack mit anpackt. Dadurch ist man dann Ansprechperson einerseits für Individuen, die beispielsweise Einsätze belastend erleben oder die einfach Gesprächsbedarf haben – das ist ein großer Teil meiner Arbeit.“

Auch die Seelsorge der Angehörigen ist dem Feuerwehrkuraten ein wichtiges Anliegen: „Als Seelsorger hat man das ganze System ‚Feuerwehr‘ im Blick – und in diesem sind viele Leute mit inbegriffen. Wenn man an unserem Ort denkt, sind 10 % der Leute Mitglied bei der Feuerwehr. Mit den Ehepartnern und Ehepartnerinnen, Freunden und Freundinnen sowie Kindern haben viele Leute einfach einen Nahebezug.“ Mokoru erzählt weiter: „Ich habe selbst zwei Kinder, und wenn die Sirene geht, schießt bei mir der Puls hinauf, aber auch bei ihnen, und da ist es mir auch ganz wichtig, bei den Kolleginnen und Kollegen ein Bewusstsein zu schaffen, dass sie mit den Kindern reden. Es soll gut nachbesprochen werden, was war, damit die Kinder einfach keine Angst haben, wenn der Papa oder die Mama hinausrennen. Sie sollen wissen, dass man in einem guten Verbund ist, wo aufeinander geschaut wird. In diesem Feld mache ich einiges an Bewusstseinsarbeit, und das ist vielleicht auch der Unterschied zum Kameradschaftsführer, der sich hauptsächlich um die internen Leute kümmert.“

Ein Blick in die Zukunft

In Kärnten werden üblicherweise Pfarrer oder Diakone zum Feuerwehrkuraten bestellt. Für Truskaller ist es aber auch eine Option, hier neue Wege zu gehen: „Der Ausbau der Feuerwehrseelsorge ist sicherlich eine Vision, die nicht stehen bleiben sollte, sondern einer Erneuerung Bedarf, wo man noch einiges zu tun hat. Ich denke, dass beispielsweise auch Pastorassistentinnen oder -assistenten in die Funktion des Feuerwehrseelsorgers berufen werden können. Somit wird es in den nächsten Jahren auch sicherlich neue Ausbildungsmöglichkeiten geben müssen.“

Tradition, die verbindet

Etwas, das Kirche und Feuerwehr auch stark verbindet, sind alte Bräuche und Traditionen: „Die Feuerwehr und die Kirche sind, glaube ich, eine gute Zusammenbindung von vielen liturgischen Festlichkeiten im Kirchenjahr, wo die Feuerwehr schon in der Tradition immer wieder da ist, um diese aufrechtzu erhalten. Ob nun bei einem Fronleichnamsfest, wo sie die Fahnen und den Himmel tragen, zu Ostern, wenn sie beispielsweise den Auferstandenen tragen, oder wenn sie in einer Abordnung ein Florianifest besuchen. Die Feuerwehr ist eigentlich ein Kulturträger. Sie leistet in kirchlichen Ansinnen immer ihren Beitrag und ist auch gerne gesehen“, so Landesfeuerwehrkurat Truskaller.

Die Feuerwehr Latschach ist besonders bemüht, die regionalen Traditionen und Bräuche aufrechtzuerhalten und der (Feuerwehr-)Jugend weiterzugeben. So wurde beispielsweise ein Projekt ins Leben gerufen, wo Kinder den Brauch des „Georgijagens“ kennenlernen. Bei diesem alten Frühlingsbrauch gedenkt man heutzutage des heiligen Georg und dessen legendären Sieg über einen Drachen. Dieser Sieg wurde auf das Naturgeschehen der Jahreszeitenwende übertragen, wo der Frühling jedes Jahr über den Winter triumphiert. Hauptfeuerwehrmann Herbert Sternig erzählt: „Das Georgijagen ist ein uralter Brauch – man erzählt sich fast 800 bis 1000 Jahre alt –, welcher bei uns schon fast ausgestorben war. In Kooperation mit der Volksschule und der Dorfgemeinschaft haben wir die Kinder auf diese Tradition vorbereitet, indem wir ihnen den Brauch vorgestellt und mit ihnen die Sprüche auf Slowenisch und Deutsch einstudiert haben.“

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