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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Eine Oper für Kinder macht Geschichte

Brundibár kommt zurück

1942 uraufgeführt im KZ Theresienstadt, entführt ein musikalisches Projekt von und für Schüler in eine längst vergangene Zeit. An das Gedenkjahr 2018 anschließend, steht Brundibár vom 20. bis 22. Mai in Hermagor, Spittal und Villach erneut auf der Bühne.

Von der Kraft der Musik und vom Sieg des Guten

„Brundibár“ – ein Theaterstück, das einen wichtigen Teil unserer Geschichte wieder aufleben lässt. Es ist eine Reise zurück in die Zeit des Schreckens des Nationalsozialismus. Erzählt wird von der Kraft der Musik, vom Sieg des Guten über das Böse.

Orgelland Carinthia veranstaltet mit organisatorischer Unterstützung der Gustav Mahler Musikschule Klagenfurt nach erfolgreichen Aufführungen im Februar in St. Veit, Klagenfurt und Feldkirchen nun die Wiederaufnahme der Kinderoper „Brundibár“. Vom 20. bis 22. Mai wird es insgesamt drei Aufführungen in Hermagor, Spittal und Villach geben. Geeignet ist die Oper für Schüler der 4. bis 8. Schulstufe der VS, NMS und AHS. Neben den jungen Schauspieltalenten gibt es eine ganze Menge an musikalischen Formationen zu erleben.

Ausflug in die Welt der Geschichte

Bildunterschrift (BildrBrundibár – eine bunte und lehrreiche Kinderoperechte sind zwingend anzugeben!)
Brundibár – eine bunte und lehrreiche
Kinderoper

Im KZ Theresienstadt in der ehemaligen Tschechoslowakei waren u. a. viele Künstler und natürlich auch Kinder inhaftiert. Theresienstadt galt damals sogar als „Vorzeige-KZ“ zur Beschönigung der NS-Zeit.

Den vielen Kindern, die im KZ leben mussten, war es erlaubt, dort Musik machen. So gab es zum Beispiel Chöre zum Singen und Orchester zum gemeinsamen Musizieren. Aus der Feder von Hans Krása und Adolf Hoffmeister stammt die Kinderoper „Brundibár“. Diese wurde von den Kindern im KZ über die Jahre 1943 bis 1945 selbst erarbeitet und aufgeführt. In der Oper widerspiegelt sich die Verzweiflung und Hoffnung der Kinder auf eine Rettung aus ihrer Lebenssituation im KZ. Das NS-Regime ließ die Kinder gewähren und ermöglichte ihnen ca. 50 Aufführungen im KZ.

 

Eine Schülerin erzählt

BilDie Gesangproben machen uns großen Spaß!dunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Die Gesangproben machen großen Spaß!

Die Idee selbst stammt von Klaus Kuchling, Domorganist in Klagenfurt. „Der Wunsch, diese Oper aufzuführen, ist langsam entstanden. Ich brauchte passende Partner, besonders auch für die Musik. In Petra Schnabl-Kuglitsch, Gesangspädagogin an der Gustav Mahler Musikschule in Klagenfurt, fand ich eine geeignete Partnerin für mein Vorhaben.“ Wie es der Zufall vorherbestimmte, gab es im Chor von Schnabl-Kuglitsch ein Mädchen, Michaela Frey. Diese spielt neben einer Hauptfigur noch eine weitere tragende Rolle im „Brundibár“-Geflecht. Kuchling berichtet: „Michaelas Großmutter war in Theresienstadt inhaftiert und hat überlebt. Daher konnten wir aus den Erzählungen einer Zeitzeugin an ihre Enkelin aus dem Vollen schöpfen.“ Im Vorfeld der 30-minütigen Oper gibt es jeweils ein kurzes Gespräch von Schnabl-Kuglitsch mit Michaela Frey. Die Schülerin erzählt kindgerecht über die einschneidenden Erlebnisse ihrer Großmutter im Konzentrationslager.

Unterstützt werden ihre Erzählungen von Bildern, die für 10- bis 14-Jährige entsprechend ihres Alters und ihrer Auffassungsgabe aufbereitet wurden. So sollen die jungen Besucher diese Zeit kennenlernen und erfahren, dass es auch traurige und schreckliche Momente in der Geschichte gab“, so Kuchling.

Spannend und bunt

Mit Musik geht es gleich leichter! Die engagierten, jungen Schauspieler sind voll in ihrem Element.
Mit Musik geht es gleich leichter! Die engagierten, jungen Schauspieler sind voll in ihrem Element.

„Brundibár“ erzählt die spannende Geschichte der beiden Kinder Pepiček und Aninka. Ihnen fehlt das nötige Geld, um Milch für ihre kranke Mutter zu kaufen. Da hören sie den Leierkastenmann Brundibár am Marktplatz spielen. Nun möchten sie nichts lieber, als selbst mit Singen das nötige Geld verdienen. Die Kinder werden jedoch überhört und der böse Brundibár jagt sie vom Marktplatz. Er will derjenige sein, der das alleinige Recht hat, Musik zu machen.

Tiere sind die Retter in der Not

„Brundibár“ hat auch tierische Charaktere im Gepäck. Mit Hilfe von drei Tieren, einem Hund, einer Katze und einem Vogel, gelingt es den Kindern am nächsten Tag, Brundibár zu vertreiben. Nun können sie endlich mit Hilfe der Musik und Singen ihr eigenes Geld verdienen und ihrer Mutter helfen, schneller gesund zu werden. Als Brundibár versucht, den Kindern das Geld zu stehlen, ist es wiederum das Lebensprinzip der Freundschaft, das am Ende gegen das Böse siegt.
In den Hauptrollen sind folgende Künstler zu erleben: Michaela Frey (Pepiček), Jennifer Pogatschnig (Aninka), Christoph Glantschnig (Brundibár). Letzterer ist in der Oper mit Hut und Drehorgel zu erleben.

Zu hören sind die Kinder- und Jugendstimmen der Gustav Mahler Musikschule Klagenfurt unter der Leitung von Schnabl-Kuglitsch sowie das Kammerorchester des Collegium Carinthia. Am Dirigentenpult steht Klaus Kuchling. Für die einzigartige Regie zeichnet sich Esther Planton verantwortlich. Das bunte und kreative Bühnenbild stammt von Sascha Mikel.

Harte Probenarbeit lohnt sich

Eine lebensgroße Eistüte hat auch ihren wohlverdienten Auftritt.<br />
Fotos: Helmut Schmalzl, Stefan Schweiger
Eine lebensgroße Eistüte hat auch ihren wohlverdienten Auftritt.
Fotos: Helmut Schmalzl, Stefan Schweiger

Ein einzigartiges Schulprojekt wie „Brundibár“ erfordert eine bestens geplante und strukturierte Vorbereitungszeit. Kinder gehen zu Proben, es kommt zu Fehlzeiten im Unterricht. Alle sind mit vollem Elan und Begeisterung mit ganzem Herzen bei der Sache. Klaus Kuchlig ist stolz auf die Zusammenarbeit aller Beteiligten: „Es gab monatelange Proben. Dramaturgie, Kostüme, Bühnenbild, alles muss passen. Die erforderlichen Requisiten, darunter ein überdimensionaler Laib Brot und eine große Tüte voll mit leckerer „Eiscreme“ müssen mit Bussen zu den Probe- und Aufführungsorten transportiert werden.“
Dazu kamen Tage vollgepackt mit Proben. Auf das Ergebnis darf man schon sehr gespannt sein. Es lohnt sich, in die Geschichte einzutauchen. Unbedingt ansehen!

Kinderoper Brundibár für Schulen

Die Kinderoper Brundibár wird für Schulen angeboten. Die Anmeldung für Schulen erfolgt über das Anmeldeformular auf www.orgelland.at Privatpersonen sind zu den Aufführungen eingeladen. Diese erhalten Karten 30 Min. vor Beginn zum Preis von € 5,– vor Ort. www.orgelland.at bietet Infos und YouTube-Videos zu Brundibár, ebenso Unterrichtsmaterial für Schulen.

Aufführungen „Brundibár“

  • 20. Mai: 12 Uhr, Stadtsaal Hermagor;
  • 21. Mai: 11 Uhr, Stadtpfarrkirche Spittal;
  • 22. Mai: 11.30 Uhr, Josef Resch-Saal (Großer Saal), Congresscenter Villach