Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Eine Oma zum Ausleihen

Generationsaustausch

Der Omadienst des Katholischen Familienverbandes feiert heuer sein 40-jähriges Jubiläum. Bei diesem Dienst werden erfahrene Leihomas an Familien übermittelt, die Unterstützung bei der Kinderbetreuung suchen. Der große Vorteil daran – es profitieren alle drei Generationen davon.

von Carina Müller

Kinderbetreuung wird v.a. für junge Paare immer schwieriger. Mit dem Omadienst versucht der Katholische Familienverband jungen Familien und Alleinerziehenden zu helfen. Dieser Dienst fördert nicht nur das Verständnis und eine Gemeinschaft zwischen den Generationen, sondern unterstützt auch Familien bei einer familiennahen Kinderbetreuung, die regelmäßig oder auch nur gelegentlich in Anspruch genommen werden kann. Auch Diözesanbischof Josef Marketz ist Befürworter des Dienstes. Familien brauchen und verdienen Unterstützung in jeder Form, psychologisch, materiell, menschlich und seelsorglich. So sagte er bei der Pressekonferenz anlässlich des internationales Tages der Familie: „Ich bin stolz auf die vielfältigen Dienste, die im kirchlichen Bereich in Kärnten von Familienverband, Familienwerk, Diözesanes Referat für Familien sowie von den Einrichtungen der Caritas geleistet werden.“

Vermittler zwischen Generationen

„Leihomas sind unglaublich wertvoll für Familien. Sie haben einerseits immer Zeit, haben und bringen andererseits auch eine gewisse Ruhe in die Familie. Wir leben heute in einer sehr hektischen und unsicheren Zeit. Familien müssen dort hinziehen, wo sie sich beruflich verwirklichen können. Dort haben die Kinder meistens keine eigenen Großeltern oder Verwandten. Dadurch ist der Omadienst auch sehr wertvoll“, so Eva Ludescher, Leiterin des Omadienstes. Doch nicht nur das – alle drei Generationen, Kinder, Eltern wie auch die Omas profitieren: „Die Kinder sind gut aufgehoben, sie sind geborgen zuhause, die Eltern können beruhigt ihrer Arbeit nachgehen und die Omas haben eine schöne, wohl verantwortungsvolle, aber tolle Beschäftigung, wo es nie langweilig wird.“ Momentan gibt es 220 Leihomas in Kärnten – vermittelt werden sie in acht Bezirken. Doch wie wird eine Leih-oma vermittelt? Zuerst setzt man sich mit dem Omadienst in Verbindung. Bei einem Gespräch werden Wohnort und Familiensituation sowie besondere Wünsche der Familien beachtet. Wenn das geklärt ist, bekommen die Familien die Kontaktinformationen von einer oder mehrer Omas, die passen könnten. Nach einem Kennenlernen kann sich die Familie für eine Leihoma entscheiden. „Ganz wichtig dabei ist, dass die Chemie stimmt“, so Ludescher. Alles weitere, wie eine kleine Aufwandsentschädigung oder Betreuungszeiten, machen sich Familie und Oma unter sich aus.

Familie findet ihre Leihoma

Vor fünf Jahren hat Sara Corradini ihren zweiten Sohn auf die Welt gebracht und suchte bald darauf Unterstützung bei der Kinderbetreuung: „Wir hatten keine Großeltern in der Nähe – meine Eltern sind in Italien und die Eltern meines Mannes sind beide verstorben. Eine Leihoma ist nicht nur eine Babysitterin – sie macht viel mehr, als auf das Kind aufzupassen. Deswegen sind wir, und auch um unseren Kindern einen Kontakt zu einer Oma zu geben, auf die Idee gekommen, eine Leihoma zu engagieren.“

Auch vor etwa fünf Jahren entschloss sich Anneliese Sobe dazu, Leihoma zu werden: „Zuerst war ich bei meinen Kindern zuhause, danach habe ich meine Mutter in ihren letzten Jahren begleitet. Mit Mitte 40 ist es nicht leicht, wieder in die Berufswelt einzusteigen. Trotzdem wollte ich etwas machen und überlegte. Zufällig stieß ich auf den Omadienst und habe mich gleich bei Frau Ludescher gemeldet“, so Sobe. Nach einem Seminar ging es für sie los. Sobe bekam viele Anfragen von unterschiedlichen Familien. Für eine hat sie sich letztendlich entschieden – für die Familie von Sara Corradini: „Damals war der ältere Bub fünf Jahre und der jügere ein Jahr alt. Nachem wir uns füreinander entschieden haben, hatten wir eine Eingewöhnungsphase. Ich war oft bei den Kindern zuhause und die Mutter war dabei. Zwischendurch ist sie bügeln gegangen und hat uns alleine gelassen, damit wir uns aneinander gewöhnen konnten.“

Ein Teil der Familie

Momentan sind die Buben neun und fünf Jahre alt. Sie gehen bereits in den Kindergarten bzw. in die Schule. Sobe ist trotzdem als Leihoma immer zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird. „Am Freitag um 11 Uhr hole ich den Größeren immer von der Schule. Bei mir zuhause wird dann gegessen und gespielt. Zum Schluss beraten wir uns immer, was das nächste Mal gekocht wird“, so Sobe. Corradini ergänzt: „Unsere Leihoma ist ja nicht alt, sie ist eher wie eine Tante und ist sehr aktiv – die Kinder lieben sie. Sie spielt oft Fußball mit ihnen. Die Kinder haben die Leihoma echt total gerne.“ Doch nicht nur die Kinder sind von ihrer Leihoma begeistert. Corradini erzählt weiter: „Anneliese ist ein Teil unserer Familie geworden und ich glaube wir sind auch ein Teil ihrer Familie geworden. Sie kennt mittlerweile meine Eltern und ist auch für mich da. Wenn ich ein Problem habe, weiß ich, dass ich sie anrufen kann. Sie ist eine sehr gute Freundin für mich geworden.“ Sobe stimmt zu: „Es ist mittlerweile ein enges freundschaftliches Verhältnis entstanden. Ich bin froh, dass ich diese Familie gefunden habe – weil sie ist auch eine riesen Bereicherung für mich.“

Information

Der Omadienst des Katholischen Familienverbandes Kärnten vermittelt verlässliche Leihomas, Schülerinnen und Studenten. Beim Omadienst handelt es sich um eine familiennahe Betreuung. Der Katholische Familienverband fordert auch auf politischer Ebene mehr Unterstützung für Familien, die Hilfe bei der Kinderbetreuung suchen.

Mehr Informationen:

www.familie.at/site/kaernten/angebote/omadienst; Kontakt: 0676/8772 2444

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