Ein goldener Stern leuchtet auf der Weihnachtspost
Das Sonntag-Team malte, schrieb und gestaltete mit Buben und Mädchen vom SOS-Kinderdorf Weihnachtskarten
Das Team vom „Sonntag“ verbrachte einen Nachmittag mit Buben und Mädchen von der Wohngruppe „Barbakus“ im SOS-Kinderdorf in Moosburg. von Ingeborg Jakl

„Für meine liebe Oma“ steht in ungelenker Handschrift auf der roten Karte. Daneben hat Rico einen großen goldenen Stern geklebt, den er zuvor mit viel Eifer ausgeschnitten hat. Neben ihm werkeln Annika, Denise und Marco. Es gilt, Weihnachtspost zu malen, auszuschneiden und zu gestalten. Der dreijährige Paul hat vor lauter Eifer schon ganz rote Wangen und völlig die Zeit übersehen. „Ein Zeichen dafür, dass es den Kindern gut geht“, stellt Sigrid Jernej, klinische Psychologin im SOS Kinderdorf in Moosburg, mit fürsorglichem Kennerblick fest.
In der sozialpädagogisch-therapeutischen Wohngruppe „Barbakus“ ist für Kinder aus familiären Krisensituationen heute fast schon Weihnachten. Das große, helle Esszimmer mit Blick auf den Basketballplatz und die Ponykoppel ist in eine vorweihnachtliche Werkstätte verwandelt. Auf dem großen Tisch türmen sich bunte Papierbögen, daneben liegen Stifte in allen Farben. Aber, und darauf haben sich die Buben und Mädchen ganz besonders gefreut, sie werden heute bei ihrer Schreibarbeit professionell unterstützt. Das Team vom „Sonntag“ mit Chefredakteur Gerald Heschl an erster Stelle hat sich für die diesjährige redaktionelle Weihnachtsaktion extra Zeit und viel vorgenommen, um mitzuhelfen, damit die Schriftsätze für die Weihnachtspost auch besonders gut gelingen. Die Jüngsten, die noch nicht schreiben können, diktieren forsch ihre Grüße, und so mancher Weihnachtswunsch ist da auch noch mit in die Post an Oma und Opa gerutscht. Aber wenn es ums Verzieren und Gestalten geht, dann sind die Kleinen den großen Helfern fast schon ein wenig voraus.
In kleinen Gruppen
Die Kinder, die hier im SOS-Barbakus betreut werden, kommen aus Familien mit nicht immer glatt verlaufenden Sozialperspektiven. Umso schneller finden sie hier ein begeisterndes Miteinander. Die Einrichtung ist ein Teil vom SOS-Kinderdorf in Moosburg. „Das Besondere ist die intensive Betreuung in einer kleinen Gruppe“, erklärt denn auch Anton Magometschnigg, Leiter dieser sozialpädagogisch-therapeutischen Wohngruppe für Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren. In zwei Wohngruppen werden je sieben Kinder von Sozialpädagoginnen und -pädagogen umsorgt. Ziel dieser Einrichtung ist es, gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern daran zu arbeiten, dass die Buben und Mädchen wieder zurück in ihre Familien finden. Die Aufenthaltsdauer richtet sich denn auch nach dieser Zielsetzung und reicht von einem Monat bis zu einem Jahr. Die Kinder werden von ihren Eltern und Angehörigen regelmäßig besucht, verbringen auch die Wochenenden oft gemeinsam. Zu Weihnachten bleiben nur drei Kinder im Haus, alle anderen verbringen die Feiertage in ihren Familien.
Im SOS-Kinderdorf in Moosburg wohnen derzeit rund 60 Kinder und Jugendliche in vierzehn Familienhäusern. Neben den SOS-Kinderdorf-Familien gibt es vier Kinderwohngruppen, und zwei Häuser stehen für Gastfamilien zur Verfügung. Hier leben Kinder mit ihren Eltern, die aus verschiedenen Gründen eine kurz- oder mittelfristige Begleitung benötigen, um dann wieder außerhalb des SOS-Kinderdorfes eigenständig miteinander ihren Weg gehen zu können.
Jedes Kind beim Namen
Wenn Michael Trebo, Dorfleiter, in diesen Vorweihnachtstagen durch den Ort geht, dann laufen ihm die Kinder freudig entgegen. Er kennt jedes von ihnen mit Vornamen, weiß ihre Vorlieben und Hobbys und jetzt sogar die Wünsche an das Christkind, verrät er schmunzelnd. Wie ein Bürgermeister für seine Gemeinde und die Bewohner Verantwortung trägt, so sorgt Trebo seit acht Jahren für die vielen Kinder und Jugendlichen des SOS-Kinderdorfes Moosburg. Er ist mit den unterschiedlichsten Schicksalen vertraut, weiß, dass viele einen Leidensweg hinter sich haben, wenn sie hier ankommen. Im Ort, in der jeweiligen Familie, haben sie die Chance, zur Ruhe zu kommen, die Möglichkeit, in einer „eigenen“ Familie groß zu werden. Und sie haben Zeit, viel Zeit, um sich mit der neuen Situation vertraut zu machen.
Zeit hat Trebo auch, wenn es sein muss, bis spät in die Nacht. „Wir sind gut vernetzt“, erklärt er das Prinzip mit seinen vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Ich weiß, wo jedes Kind steht.“ Ein wichtiger Punkt, der das Zusammenleben erleichtert, die gemeinsame Arbeit voranbringt.
„Die Kinder stehen in der Mitte unserer Arbeit, alles andere fügt sich dazu“, so Trebo.
Hinter jedem Tor eine Überraschung
Und so kommt auch die Idee von einem Adventkalender, der beispielsweise Kindern Zeit schenkt, fast wie gerufen. Iris Strasser vom Netzwerk „Verantwortung zeigen“ führt im Advent wieder soziale Projekte aus. Ihr Kalender birgt hinter jeder Zahl, also jedem Tag bis Heiligen Abend, ein soziales Engagement.
Die Idee, erzählt Iris Strasser, entstand im kleinen Kreis. Es ging darum, einen Adventkalender mit Zeit auszustatten. Mit Zeit, die anderen Menschen im Advent geschenkt werden kann. Dieses Zeitschenken ist auch mit Freude verbunden. Und zwar Freude auf beiden Seiten, sowohl für den Beschenkten, als auch für den Gebenden. 24 Kärntner Unternehmen schenken dafür einen Arbeitstag Zeit.
Beim Weihnachtspostschreiben mit dem „Sonntag“ wurde so manche Freundschaft geknüpft, denn beim Abschied rief nicht nur Paul: „Kommt bald wieder einmal zu Besuch!“
Wer mit einer Spende an das Kärntner SOS-Kinderdorf mithelfen möchte:
Kärntner Sparkasse, BLZ 20706,
KtoNr. 0000-000364
Ebenso werden gut erhaltenes Spielzeug sowie Kinderkleidung gern genommen.
SOS-Kinderdorf Moosburg
Tel. 04272/83444-0, Fax: 04272/83444 55
E-Mail: moosburg@sos-kinderdorf.at