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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Ebenthal steht am “Tag des Denkmals” im Zentrum

"Zurück zu alter Pracht" ist die Kirche in Ebenthal nach den Renovierungsarbeiten gelangt. Die SONNTAG-Reportage berichtet davon.

„Kaiser, Könige und Philosophen“ heißt das diesjährige Motto zum Tag des Denkmals. Ausgewählte Monumente warten am 29. September mit Wissenswertem zu Denker und Regenten auf.

von Benjamin Höbl

Von einer „Sensation“ spricht Gorazd Živkovič, wenn er über die Fortschritte bei den Restaurierungsarbeiten in der Pfarrkirche Ebenthal berichtet. Der von 1766 bis 1770 errichtete Sakralbau steht heute stellvertretend für die gedeihliche Zusammenarbeit beim Denkmalschutz zwischen staatlichen und kirchlichen Institutionen. „Die Projekte laufen sehr kontrolliert und souverän ab“, freut sich Gorazd Živkovič, Leiter des Bundesdenkmalamtes in Kärnten. Die Diözese Gurk sei „der wichtigste Partner vom Volumen und den Projekten her“, ergänzt seine Kollegin Geraldine Klever. Wie gut die Interessen harmonieren, lässt sich an der besagten Wallfahrtskirche Maria Hilf und St. Peter und Paul erkennen. Denn gerade die Pfarrgemeinde mit Provisor Anton Granitzer setzte sich intensiv für die notwendigen Arbeiten ein.

Barockjuwel in neuem Licht
„Im Mittelpunkt des priesterlichen Dienstes steht die Liturgie“, erklärt Granitzer. Als würdiger Ort für die Feier der Eucharistie müsse die Kirche im bestmöglichen Zustand sein. Von der durch die Renovierung entstandenen Helligkeit und Lebendigkeit im Kirchenraum können sich die Gläubigen erstmals bei einem Festgottesdienst am 29. September mit musikalischer Gestaltung durch den Kirchenchor Ebenthal und den Jugendmusikverein Maria Rain ein Bild machen. Im Anschluss führt Eduard Mahlknecht, Diözesankonservator von 1994 bis 2016, mit fachlicher Expertise durch die spätbarocke Wallfahrtskirche.
Mit einer Kerzenbausteinaktion, Pfarrfesten und Benefizkonzerten versucht die Pfarrgemeinde, Spenden für die entstandenen Kosten in beträchtlicher Höhe zu sammeln. „Ich habe noch nichts mit Schulden gebaut“, gibt der seit 20 Jahren in Ebenthal wirkende Priester bekannt. Nun solle es wieder so sein.
Die Pfarrkirche Ebenthal ist einer von 15 weiteren Programmpunkten, die am Tag des Denkmals in Kärnten besichtigt werden können.

Geburtstag und zwei Todesfälle
An einen Kaiser, einen König und einen Philosophen wird im heurigen Jahr besonders erinnert: Kaiser Maximilians Todestag jährt sich zum 500. Mal, 1199 wurde Richard Löwenherz in einer Schlacht tödlich verwundet und 1889 erblickte Ludwig Wittgenstein in Wien das Licht der Welt. Für das Bundesdenkmalamt sind diese drei Jubiläen Grund genug, um den Europäischen Tag des Denkmals mit diesen geschichtlichen Ereignissen abzustimmen.
In der Mittelalterstadt Friesach gibt es am 29. September eine Führung von 10 bis 12 Uhr. Während ihrer Blütezeit im Hochmittelalter als Handelsplatz zwischen Wien und Venedig soll Richard Löwenherz auf der Heimreise aus dem Heiligen Land hier genächtigt haben.
Für den Rundgang durch die Bischöfliche Residenz von 14 bis 16 Uhr ist eine Anmeldung (Tel. 0676/88325413) erforderlich.
Im Stift St. Paul im Lavanttal wird Dechant Gerfried Sitar OSB um 15 Uhr den Besuchern die stiftseigenen Kunstschätze, wie etwa den Versepos „Theuerdank“ aus der Zeit Maximilians I., präsentieren. Auf dem Areal des ehemaligen Benediktinerstiftes Ossiach wird sich Dechant Erich Aichholzer auf die Suche nach Spuren des polnischen Königs Boleslaus II., des „stummen Büßers von Ossiach“, begeben.

Zu Hause im Schloss
Am Tag des Denkmals des vergangenen Jahres strömten 300 Besucher in das Schloss Grades. Auch heuer rechnet Schlossherr Constantin Staus-Rausch mit einem ähnlich großen Andrang. Unter Berücksichtigung des diesjährigen Leitthemas wird Staus-Rausch näher auf die Gurker Bischöfe Matthäus Lang von Wellenburg (1468-1540), den Gründer der Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades, und Hieronymus Balbi (1450-1535) eingehen. „Matthäus Lang von Wellenburg hat sehr viel im Schloss umgebaut“, erläutert der Besitzer des Anwesens, das beinahe 1000 Jahre lang zum Bistum Gurk gehörte. Einen möglichen Geheimgang zwischen Schloss und der 700 Meter Luftlinie entfernten Kirche St. Wolfgang verweist Staus-Rausch ins Reich der Spekulationen. Historisch belegt sei hingegen, dass beide Gurker Bischöfe auf Schloss Grades residiert hätten. Am Tag des Denkmals werden ausgegrabene Scherben, Gläser, Knochen, Ofenkacheln und sogar eine türkische Kanonenkugel präsentiert. Zusätzlich dokumentieren Fotografien den Verlauf der Sanierungsarbeiten im Schloss mit seiner unsagbar reichen Geschichte.