Den Dienst Petri antreten: Dienen in Liebe
Feierliche Amtseinführung von Papst Franziskus
In einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz, der die Buntheit der Weltkirche widerspiegelte, übernahm Franziskus die Zeichen des päpstlichen Dienstes: Pallium und Fischerring.


Über 300.000 Gläubige aus aller Welt waren gekommen, um die Amtseinführung des neuen Papstes mitzufeiern. Vor der Messe fuhr Franziskus im offenen Papamobil über den Petersplatz, schüttelte Hände, segnete Kinder. Um einen Menschen mit Behinderung zu begrüßen, ließ er das Auto anhalten und stieg aus. Mit einem Gebet am Grab des Apostels Petrus, das sich unter dem Papstaltar im Petersdom befindet – Petrus war um das Jahr 65 im nahen Zirkus unter Kaiser Nero hingerichtet und dann hier beigesetzt worden, – bereitete er sich auf die Messe vor. Unter dem einfachen weißen Messgewand, in dem Franziskus bereits den Gottesdienst in der Sixtina nach der Papstwahl gefeiert hatte, waren anstelle der üblichen roten die einfachen schwarzen Schuhe sichtbar, die ihm seine Gemeinde in Buenos Aires zur Reise zum Konklave geschenkt hatte. Die Messe selbst war vergleichsweise schlicht gehalten; auf liturgische Feinheiten und Verschnörkelungen wurde verzichtet. Die Frage, weshalb der Papst keines der Gebete singt, wurde schon in den vergangenen Tagen gestellt – sie wurde bei diesem Gottesdienst bestätigt, aber nicht beantwortet.
Nach der Prozession über den Petersplatz erhielt der Papst Pallium und Fischerring. Kardinaldiakon Jean-Louis Tauran, der schon am Konklave-Abend das „Habemus papam!“ verkündet hatte, legte ihm das Pallium um, eine weiße, mit fünf roten oder schwarzen Kreuzen bestickte Wollstola, die der Pontifex bei liturgischen Feiern über dem Messgewand trägt.
Einfachheit und Offenheit
Nach einem Gebet, das der aus Belgien stammende Kardinal-Priester Godfried Danneels sprach, steckte Kardinaldekan Angelo Sodano dem Papst den Fischerring an. Unter einigen Modellen hatte sich Franziskus diesen vergoldeten Silberring aussgesucht, der ursprünglich für Pasquale Macchi, den früheren Privatsekretär von Papst Paul VI., geschaffen worden war. Pallium und Fischerring waren am Abend zuvor in der Pallien-Nische am Petrusgrab deponiert worden und wurden vor Beginn der Messe in festlicher Prozession aus dem Dom auf den Vorplatz gebracht. Neben den Zeichen der Einfachheit beeindruckte die Festmesse durch ihre weltkirchliche Offenheit: Eine Lesung in italienischer, eine in englischer Sprache zu lesen, gehört bei solchen Anlässen zum Brauch. Fürbitten in Suaheli, Arabisch, Russisch und Chinesisch gingen aber über das Übliche hinaus. Das Evangelium wurde in griechischer Sprache von einem Diakon der griechisch-katholischen Kirche vorgetragen, als Zeichen der Verbundenheit mit den Ostkirchen. Ein besonderes Zeichen der Einheit war die Anwesenheit von Bartholomaios I. von Konstantinopel, den Franziskus beim Friedensgruß herzlich umarmte. Seit dem Abendländischen Schisma, der Trennung von Ost- und Westkirche im Jahr 1054, hatte kein Patriarch der Ostkirche mehr an der Amtseinführung eines Papstes teilgenommen.
In seiner Predigt rief Papst Franziskus dazu auf, die Mitte der christlichen Berufung zu bewahren, nämlich Christus selbst. Im Blick auf Josef, den Heiligen des heutigen Tages, bedeute das: rücksichtsvoll, demütig, im Stillen und beständig auf die Menschen und auf die ganze Schöpfung Gottes achten. „Seid Hüter der Gaben Gottes!“, appellierte er an die Verantwortung aller Gläubigen. Ausdrücklich sprach Franziskus nicht vom Petrusamt, sondern vom Petrusdienst. Ja, Jesus habe Petrus auch Macht verliehen. Aber um sie zu verstehen, müsse man von der dreifachen Frage Jesu ausgehen: Simon Petrus, liebst du mich? (vgl. Joh 21, 15 ff). „Erst darauf folgt die dreifache Aufforderung: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe“, führt er aus. „Vergessen wir nie, dass die wahre Macht der Dienst ist!“
Die Macht des Dienens
Dienen bestehe in der besonderen Zuwendung zu den Armen, den Schwachen und den Schutzlosen. Die Menschen zu hüten bedeute, sich besonders „um die Kinder, die alten Menschen und um jene zu kümmern, die schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden“. Im Blick auf Franz von Assisi erwähnte der Papst, dass die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten und diejenigen, die Matthäus im Letzten Gericht über die Liebe beschreibe – „die Hungernden, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die Kranken, die Gefangenen“ –, im Zentrum der Sorge der Kirche stehen sollen. Hierbei sprach Franziskus mit besonderem Nachdruck. Abweichend vom Redemanuskript fügte der Papst in seine Predigt auf Italienisch die „stranieri“, also die Fremden bzw. Ausländer, ein. Der Papst müsse stets auf den demütigen, von Glauben erfüllten Dienst des heiligen Josef schauen. Wie Josef müsse er die „Arme ausbreiten“, um das „ganze Volk Gottes zu hüten“ und „die gesamte Menschheit anzunehmen“, besonders die Ärmsten, die Schwächsten und Geringsten. „Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten“, so Franziskus. Der Papst müsse, um seine Macht auszuüben, „immer mehr in jenen Dienst eintreten“, der „seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat“.
An die Verantwortungsträger in Politik und Wirtschaft sowie „alle Männer und Frauen guten Willens“ appellierte er, sie dürften nicht zulassen, dass „Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt“ begleiten. Die Schöpfung zu bewahren und „jeden Mann und jede Frau zu behüten“, bedeute, „den Horizont der Hoffnung zu öffnen“ und „all die Wolken aufzureißen für einen Lichtstrahl“, so der Papst.