Dem Glauben auf der Spur
Internationales Jugendtreffen in Gurk
Glauben? Ja, glauben! Miteinander über den Glauben nachdenken und über den Glauben sprechen – das haben 70 Jugendliche aus Österreich, Deutschland und der Schweiz gemacht. Sie trafen sich zur „LobprEiszeit“ im Stift Gurk. von Ingeborg Jakl
„Plötzlich hat es Klick gemacht“, erinnert sich Alexandra Hartlieb an ihre persönliche Begegnung mit dem Glauben, mit Gott. Natürlich ist sie getauft, ist zur Erstkommunion gegangen, aber so richtig mit dem Glauben vertraut war sie nicht. „Irgendwie dabei und doch nicht“, umschreibt die quirlige 16-jährige ihre Verbindung zur Kirche. Erst in der Firmvorbereitung war da dieses Gefühl, mehr erfahren, mehr darüber wissen zu wollen und sich darauf einzulassen – auf Gott, den Glauben an ihn und die Gemeinschaft. Heute kann sich die Schülerin ein Leben ohne Gott nicht mehr vorstellen. „Er gehört zu meinem Leben, er trägt mich durch den Tag.“ Während sie das sagt, umspielt ein Lächeln ihr Gesicht und sie fügt noch hinzu: „Ich spreche mit Gott, immer und überall. Er hat für mich den größten Stellenwert.“
Mutig sein
In der Schule war zunächst Skepsis bei den Mitschülerinnen und Mitschülern angesagt. Aber heute akzeptieren sie alle Alexandras offenes Bekenntnis zur Kirche und zum Glauben.
„So wie ihr geht es vielen“, bestätigt Diözesanjugendseelsorger Gerhard Simonitti. Wer heute mutig seinen Glauben im Freundeskreis bekennt, wird oft belächelt und nicht für voll genommen. „Gerade junge Leute brauchen aber Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind, dass sie nicht allein sind auf ihrem Weg zu Gott und es viele andere junge Menschen gibt, denen es genauso ergeht.“
Diskussion und Workshops
Fröhliches Gelächter klingt durch die langen Stiftsflure. Türen knallen, weitere Programmpunkte werden lauthals über den Treppenabsatz mitgeteilt und Treffpunkte in den Pausen vereinbart. Der Ruf nach weiteren Mehlspeisen klingt bis in die Küchenräume, wo Bernadette und Anna Brecher sowie Bernhard Kropfitsch mit Unterstützung von Lukas Hartwig und Steffen Breitegger für das leibliche Wohl der jungen Leute sorgen. Im Schatten der beiden mächtigen Türme des Gurker Doms ist „LobprEiszeit“.
Die Katholische Jugend Kärnten lud in Kooperation mit dem Stift Gurk, der Charismatischen Erneuerung, Confronto, Loretto und Cursillo zu diesem internationalen Jugend-event in das Jugend- und Pilgergästehaus im Stift Gurk ein. Hier in und um den Dom herum fanden die jungen Leute in den drei Tagen Zeit, sich bei Workshops, meditativen Impulsen, Diskussionen, aber auch Anbetungszeiten mit sich selbst und ihrem Glauben auseinander zu setzen.
„Die Jugendlichen erleben Gemeinschaft, knüpfen Freundschaften und machen so die Erfahrung, dass sie mit dem Bekenntnis zum Glauben nicht allein sind“, so Jugendseelsorger Simonitti. „LobprEiszeit lädt dazu ein, bewusst ins neue Jahr zu starten und für die individuellen Herausforderungen im Alltag Kraft zu tanken.“
Zeit fürs Gebet
Diese Tage in Gurk gaben die Möglichkeit, mit Gott auf nicht ganz gewöhnliche Weise zu reden: Dazu zählte auch, in den Nikodemus-Kasten Fragen zu deponieren, Briefe an Gott zu schreiben oder neue Arten des Betens kennen zu lernen. „Sich einladen lassen, zur Ruhe zu kommen und sich Zeit zu nehmen fürs Gebet.“
„Für Jugendliche ist LobprEiszeit anziehend, weil sie das Gebet dort ganz neu entdecken können“, sagt Vikar Michael Lercher. „Sie erleben, wie authentisch es sein kann, wenn sie Gefühle und Gedanken, Ängste und Dank mit ihrer Kreativität vor Gott ausdrücken.“ Es sei nicht so, dass Jugendliche heute weniger an Gott glauben, aber sie glauben nicht mehr so an die Kirche. „Deshalb versuchen wir mit unseren Jugendevents, alternative Orte zu schaffen, an denen sie Gott begegnen können.“
Jugendbischof dabei
Neben Gerhard Simonitti und Vikar Michael Lercher war auch der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky – in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Bereich „Jugend“ verantwortlich – extra angereist, um mit den Jugendlichen vor Ort zu diskutieren. Im Gepäck hatte er viel Zeit, damit auch jeder die Möglichkeit hatte, mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Und wie sich ganz schnell herausstellte, ein „ganz großer Gewinn für uns alle“, sagt Alexandra Hartlieb. „Er spricht unsere Sprache, er weiß von unseren Problemen“, ergänzt der 19-jährige Thomas Gaber aus Wolfsberg. „Er nimmt unsere Fragen ernst.“ Das bewies der Jugendbischof nicht nur beim so genannten „Philo-Cafe“, sondern auch in vielen persönlichen Einzelgesprächen. Seine ganz persönliche Einladung an die jungen Leute: „In der Begegnung mit Gott Sinn, Stabilität und Orientierung für das eigene Leben finden.“
Gott begegnen
Jugendbischof Turnovszky zelebrierte mit den jungen Leuten und der Pfarrgemeinde einen Festgottesdienst samt Gurker Sternsinger, der musikalisch mitgestaltet wurde vom Jugendchor Grafenstein-Poggersdorf.
Weitere Highlights des Jugendevents waren unter anderem ein Live-Konzert der österreichischen Band „Crossing Flow“, ein „fetziger Lobpreis“ und als nachdenkliches Gegenstück ein „Abend der Barmherzigkeit“ in der Krypta des Gurker Domes.
Wer sein Gebetsleben auffrischen und Gott einmal auf ganz neue Weise begegnen will, sollte sich ansprechen lassen und ganz einfach mitmachen, resümiert Alexandra. Denn: „Gott handelt, wenn wir uns bewegen.“