Bischof Schwarz: Ländliche Entwicklung fördern
Gemeinsame Resolution von Bischofskonferenz und Landwirtschaftskammer
In einer gemeinsamen Erklärung sprechen sich Bischof Alois Schwarz als zuständiger Referatsbischof und LK-Präsident Gerhard Wlodkowski für eine Stärkung des ländlichen Raumes aus.


Kirche und Landwirtschaft erfüllen viele gemeinsame Aufgaben. Landwirte sind wichtige Stützen einer lebendigen Kirchengemeinschaft als Hüter der religiösen Kultur und Träger kirchlicher Feste. Im Sinne der kirchlichen Glaubenslehre sind sie einer der wichtigsten Garanten für die Bewahrung der Schöpfung, indem sie in ihrem Lebensraum verantwortungsbewusst mit der Natur wirtschaften. Sie sind somit Nahversorger für Leib und Seele und sichern die hohe Wertigkeit des ländlichen Raumes und der Heimat für die gesamte Bevölkerung.
Der ländliche Raum hat in Österreich überdurchschnittlich große Bedeutung. Rund 78 Prozent der österreichischen Bevölkerung leben in Regionen, die man im weitesten Sinne als ländlich bezeichnen kann. Menschen in ländlichen Räumen sehen sich vielfältigen Herausforderungen, wie z. B. geringerem Durchschnittseinkommen, geringeren Beschäftigungsquoten, Infrastrukturmängeln, ungünstiger Demografie, fehlenden Jobchancen bzw. fehlender Attraktivität für Frauen und Jugend im Vergleich zu Ballungszentren, gegenüber, die einer speziellen Antwort bedürfen.
Kirche und Landwirtschaft sprechen sich mit Nachdruck für eine Beibehaltung des österreichischen Programmes für Ländliche Entwicklung aus, das europaweit eine Vorreiterrolle einnimmt und gezeigt hat, dass es möglich ist, mit effizientem Mitteleinsatz florierende, betrieblich kleinstrukturierte ländliche Räume zu erhalten. Die erfolgreiche Weiterführung des Programmes für Ländliche Entwicklung nützt durch die positiven Beiträge für Versorgungssicherheit, lokale Märkte, Qualität, Tourismus, Bioenergie und vieles mehr der gesamten Gesellschaft. Ein Hauptaugenmerk des Programmes sollte – im Einklang mit den Zielen der Strategie EU 2020 – auf Bildung/Ausbildung und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben etc. liegen.
Mit Besorgnis nehmen Kirche und Landwirtschaft die zunehmende Flächenversiegelung und den damit einhergehenden Verlust von fruchtbaren Böden zur Kenntnis. Die Reduktion des Bodenverbrauches stellt ein gemeinsames Ziel dar. Es geht darum, die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen für Industrie-, Wohn-, Verkehrs- und Freizeitzwecke durch eine restriktivere Handhabung der Raumordnungsgesetzgebung direkt zu reduzieren.
Die Landwirtschaft und die nachgelagerte Verarbeitung erzeugen eine nie zuvor dagewesene Vielfalt an Lebensmitteln. Kirche und Landwirtschaft sind jedoch über das hohe Ausmaß der Lebensmittelverschwendung besorgt. Allein in Österreich werden jährlich Lebensmittel im Wert von 300,- €/Person vernichtet. Alle Partner in der Wertschöpfungskette – Landwirtschaft, Verarbeiter, Handel und Konsumenten – sind gefordert, die Wertigkeit und den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln in der Öffentlichkeit zu thematisieren und Strategien und Maßnahmen gegen die Lebensmittelverschwendung zu finden.
Die Intensivierung der Landwirtschaft, die den Erfordernissen des Weltmarktes geschuldet war, hat in den letzten Jahrzehnten zu einem Rückgang der Biodiversität geführt. Kleinräumige Kulturlandschaften wurden zusehends in großflächige Bewirtschaftungseinheiten umgewandelt, um zu den geforderten Preisen produzieren zu können. Die Intensität der Nutzung nahm zu. Zusehends werden freilich auch neue Wege der Bewirtschaftung gesucht, die die Ziele der Erhaltung der Kulturlandschaft mit denen der Produktion ausreichender und gesunder Lebensmittel zu verbinden trachten.
Eine Vielzahl von Arten und Lebensräumen sind in der österreichischen Kulturlandschaft von der menschlichen Nutzung abhängig. Kirche und Landwirtschaft sprechen sich daher für die Erhaltung und Förderung einer aktiven und generationsübergreifend verantwortungsbewussten Land- und Forstwirtschaft aus, mit der Österreich international eine Vorbildfunktion einnehmen kann.
Die Förderung einer naturschonenden Bewirtschaftung sollte Priorität haben vor einer Strategie, die einerseits grenzenlose Intensivierung forciert und andererseits quasi als Ausgleich große Flächen in Europa gänzlich außer Nutzung nehmen will. Die Ziele des Arten- und Lebensraumschutzes mit denen der Erwirtschaftung eines ausreichenden Einkommens für bäuerliche Familien zur Deckung zu bringen, können freilich nur gelingen, wenn Lebensmittel einen fairen Preis haben.
Von daher unterstützen wir alles, was die Qualität unserer Lebensmittel fördert und zu einem akzeptablen Einkommen für Bauernfamilien führt.