Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Begegnungswoche: Wir bauen an einem Netzwerk der Nächstenliebe

SONNTAG-Gespräch zur Caritas-Begegnungswoche im Bezirk Völkermarkt mit Caritasdirektor Marketz, Bezirkshauptmann Klösch und Bürgermeister Blaschitz

Die Begegnungswoche der Caritas soll eine Vernetzung aller Organisationen bringen, die vor Ort Hilfe leisten. Vor dem Start dieser Woche nahmen Bezirkshauptmann Gert Andre Klösch, der Völkermarkter Bürgermeister Valentin Blaschitz und Caritasdirektor Josef Marketz zu den Zielen der Woche Stellung und betonten, was für sie nach dieser Woche ein Erfolg wäre. Einig war man sich auch, dass solche Begegnungswochen eine Initialzündung und ein Start für weitere Gespräche sind.

BH Gert Andre Klösch, Dir. Josef Marketz und Bgm. Valentin Blaschitz (Foto: Caritas)
BH Gert Andre Klösch, Dir. Josef Marketz und Bgm. Valentin Blaschitz (Foto: Caritas)

Nach Spittal im Vorjahr findet die Caritas-Begegnungswoche heuer im Bezirk Völkermarkt statt. Welche Ziele verbinden Sie mit dieser Woche?
Marketz: In erster Linie wollen wir noch näher bei den Menschen sein. Die Caritas gilt bei vielen als Organisation, die in erster Linie in Klagenfurt und Villach tätig ist. Aber selbstverständlich helfen wir im ganzen Land, wo wir Not erkennen.

Herr Bezirkshauptmann, was macht eigentlich die BH Völkermarkt in diesem Programm?
Klösch: Wir sind sehr dankbar, dass wir als Serviceeinrichtung von Anfang an eingeladen waren, mitzutun. Wir möchten mit unseren Einrichtungen auch darstellen, was wir alles für die Bevölkerung tun. Leider sind unsere Angebote vielen Menschen zu wenig bekannt. Als Verwaltungsbehörde sind wir aber ein Teil des Netzwerkes, das gegen Not und Armut hilft.

Wie sieht das konkret aus?
Klösch: Da ist einmal das Sozialamt, über das etwa die Mindestsicherung läuft. Dann natürlich das Jugendamt, das schon früh im Hintergrund die Gesellschaft unterstützt. So helfen wir etwa in Familien, wo es Probleme gibt. Wir haben hier mit unseren Sozialarbeitern sehr schwierige Themen. Aufgrund dieser Kontakte sehen wir, woran es in unserer Gesellschaft fehlt.

Herr Bürgermeister, wie wichtig ist Ihnen diese Begegnungswoche?
Blaschitz: Ich bin froh, dass diese Begegnungswoche hier in Völkermarkt stattfindet. Es ist zunächst einmal wichtig, dass wir der Bevölkerung zeigen können, was es alles im Bezirk und in den Gemeinden gibt. Teilweise ist das unbekannt und gehört schon längst vor den Vorhang. Mir persönlich ist es ein Bedürfnis, den Menschen die Augen für die Nöte zu öffnen. Denn wir erleben immer wieder, dass man gar nicht weiß, was der Nachbar braucht, wie es ihm geht.

Wie soll das funktionieren?
Marketz: Diese Begegnungswoche findet ja im Rahmen der Inlandskampagne der Caritas statt. Wir wollen ins Gespräch kommen und darauf aufmerksam machen, dass es immer noch Armut in Kärnten gibt. Darüber hinaus gibt es besondere Bedürfnisse: für Kinder in Kindergärten, für alte Menschen, für Menschen mit Behinderung.

Aber wir haben gerade gehört, dass das Angebot dafür im Bezirk und den Gemeinden schon sehr groß ist. Was macht da die Caritas?
Marketz: Natürlich kümmert sich nicht nur die Caritas um diese Personen. Es gibt viele Einrichtungen, die das tun. Auch die Behörden machen hier sehr viel. Wir wollen mit allen gemeinsam eine Woche lang hier im Bezirk Völkermarkt Begegnungen schaffen. Wir möchten gemeinsam darauf schauen, wie die Menschen hier leben und welche besonderen Unterstützungen noch notwendig sind. Wir schauen auf die, die oft vergessen werden, die sich an den Rändern befinden – das kann geografisch sein, aber auch gesellschaftlich. Denken Sie daran, dass heute immer mehr Menschen einsam sind, obwohl sie oft mitten im Ort leben. Wir wollen diese Themen bei vielen verschiedenen Veranstaltungen in unterschiedlichen Gemeinden und Pfarren angehen. Wir können und wollen gemeinsam den Menschen helfen. Diese Gemeinsamkeit soll im Laufe der Woche sichtbar werden.

"Mich freut es, dass bei dieser Begegnungswoche Kirche, Politik und Verwaltung zusammenarbeiten."

Gert André Klösch, Bezirkshauptmann von Völkermarkt

Klösch: Mich freut es, dass hier Kirche, Politik und Verwaltung zusammenwirken. Ich danke der Caritas auch für die Zusammenarbeit in dieser Woche. Denn das ist nicht selbstverständlich. Wir müssen vom Nebeneinander in unserer Gesellschaft zum Miteinander kommen. Für mich hat der Wappenspruch von Kaiser Franz Joseph nach wie vor Bedeutung: „Viribus unitis – mit vereinten Kräften!“ So kann man auch heute noch viel erreichen, und das ist im Grunde nichts anderes als das Motto der Begegnungswoche: „WIR.gemeinsam – MI.skupno“.

Blaschitz: Ich denke, wir müssen miteinander dazu beitragen, dass die Sorgen und Nöte jener Menschen erkannt werden, die am Rande der Gesellschaft und nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Es gibt im Bezirk, in der Stadt so viele Möglichkeiten, um Notlagen zu verbessern. Wichtig ist einmal, dass dieses Netzwerk gut zusammenarbeitet, aber genauso, dass dies möglich ist, ohne dass Menschen in ihrer Ehre gekränkt werden. Die Schwellenangst ist oft sehr groß. Daher muss die Würde des Menschen gewahrt bleiben.
Wenn Sie am Ende der Woche Bilanz ziehen: Was müsste geschehen, dass diese Begegnungswoche für Sie ein Erfolg war?


Marketz: Wir werden nicht mit einem ausgestreckten Zeigefinger nach Völkermarkt kommen, um auf Missstände hinzuweisen. Im Gegenteil: Diese Woche ist eine Einladung. Wenn wir ins Gespräch kommen, wenn die Leute erkennen, dass sie Unterstützung in vielen Lebenslagen erhalten, wenn Pfarren mit Gemeinden verstärkt zusammenarbeiten und wenn NGOs wie die Caritas wirklich zur Unterstützung gerufen werden, dann ist das ein Erfolg.

Klösch: Einen Erfolg können wir schon jetzt verbuchen: Es war eine sehr interessante Vorbereitungszeit, die schon im Vorfeld gute Begegnungen ermöglicht hat. Ganz wesentlich ist für mich, die Bevölkerung abzuholen. Wir wollen nicht belehren, sondern auf Augenhöhe Ansprechpartner sein und Unterstützung geben. Wichtig ist für mich auch, zu sehen oder Rückmeldungen zu erhalten, wo es von unserer Seite eventuell noch Handlungsbedarf gibt.

Blaschitz: Für mich ist dieses solidarische Miteinander wichtig, dass man hin- und nicht wegschaut. Es ist mir schon klar, dass das ein immerwährender Prozess ist. Diese Woche ist aber eine wichtige Initialzündung, und wir sind hier auf dem richtigen Weg. Es geht um Bewusstseinsbildung, aber auch um Informationen, wohin man sich wenden kann, wenn man Hilfe braucht. Der Erfolg ist sicher nicht sofort in Zahlen messbar.