Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Asylwerber-Debatte: “Weder wirtschaftlich noch human”

Hotel-Chefin aus Kärnten über ihre Erfahrungen mit jungen Asylwerbern

Etwa 40 Asylwerber sind laut Wirtschaftskammer derzeit als Lehrlinge in Kärntner Betrieben, der weitaus größte Teil davon im Tourismus. Denn gerade die Gastronomie und die Hotellerie sind vom Arbeitskräftemangel besonders betroffen.
Im Naturel Hotel Dorf Schönleitn am Faaker See werden aktuell vier Asylwerber als Lehrlinge ausgebildet. Mit einer Kapazität von 800 Betten gehört das Hoteldorf zu den führenden Leitbetrieben der Kärntner Tourismusbranche.

Im Hotel Dorf Schönleitn am Faaker See hat man beste Erfahrungen mit Asylwerbern als Lehrlinge.
Im Hotel Dorf Schönleitn am Faaker See hat man beste Erfahrungen mit Asylwerbern als Lehrlinge.

Michaela Tiefenbacher, Geschäftsführerin des Naturel-Hotels Dorf Schönleitn hat mit den jungen Asylwerbern nur gute Erfahrungen gemacht: „Sie gehören zu den besten Lehrlingen, die wir in den letzten Jahren hatten“, weiß sie zu berichten.

Enorme Lernbereitschaft

Besonders beeindruckt Tiefenbacher der Ehrgeiz, Fleiß und die Lernbereitschaft der vier Jugendlichen. So haben sie in kürzester Zeit sehr gut Deutsch gelernt, und es gibt praktisch keine Sprachbarrieren mehr. Eingesetzt werden die Lehrlinge in sämtlichen Bereichen des Hotels, wo sie sich überall bewährt haben. Die Anforderungen an die jungen Ausländer sind dieselben wie an inländische Lehrlinge. „Aufgrund ihrer dramatischen Erlebnisse sind sie reifer als die anderen“, meint Tiefenbacher. Und mit ihrer Einsatzbereitschaft und ihrem Ehrgeiz sind sie für die anderen Vorbilder.
Von den vier Asylwerbern kommen drei aus Afghanistan, einer aus Syrien. Alle sind als unbegleitete Minderjährige nach Österreich gekommen und fanden in Landskron eine neue Heimat. Das geplante Ende der Lehre für Asylwerber kritisiert Michaela Tiefenbacher scharf: „Aufgrund der extrem positiven Erfahrungen bin ich äußerst unglücklich über diese Entscheidung“, sagt sie und betont, dass ihr „diese jungen Menschen sehr am Herzen liegen“. Die Vorstellung sei schrecklich, dass junge Menschen bis zu drei Jahre auf einen Asylbescheid warten müssen und währenddessen nichts tun dürfen. Mit einer Lehre hätten sie selbst nach einem negativen Asylbescheid wenigstens eine Ausbildung, die ihrem Leben eine Perspektive gibt.

Gute Österreicher

Die Ängste, die rund um das Thema Migration aufgebaut werden, versteht Tiefenbacher aus ihrer eigenen Erfahrung nicht: „Diese Menschen erleben hier unsere Kultur und unsere Religion so positiv, dass sie sich leicht integrieren. Ich bin überzeugt, sie alle wären gute Österreicher.“ Außerdem brauche die Wirtschaft dringend Zuwanderer. Es werde im Tourismus immer schwieriger, Personal zu finden. Gerade im Dienstleistungsbereich komme es auf eine positive Einstellung an: „Das will nicht jeder, aber es kann auch nicht jeder.“ Sie sei daher gerade auf fleißige, ehrgeizige junge Menschen angewiesen, betont Tiefenbacher und meint in Richtung Regierungsvorhaben: „Diese Idee ist sowohl menschlich als auch wirtschaftlich komplett daneben.“