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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Achtsamkeit als Ausweg aus der globalen Krise

Sommertagung des Katholischen Akademikerverbandes Österreich in Tainach zu „Werthaltungen und Lebenswelten"

Foto: Carina Müller
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Wir alle leben zusammen in größeren und kleineren Lebenswelten und stehen so miteinander in Beziehung. In unserer Gesellschaft haben wir die Pflicht, diese Lebenswelten zu erhalten und sie in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu ergründen. Zu dieser Thematik trafen sich Ille Gebeshuber, Professorin der angewandten Physik an der TU Wien, Michaela Eigner-Pichler von der AK Klagenfurt und Lena Woschitz, Kärntner Umweltaktivistin für „Fridays for future“, zu einer Paneldiskussion im Bildungshaus Tainach. Die Lebenswelten „Umwelt“ und die „Welt während Corona“ standen besonders im Fokus.

Achtsamer in die Zukunft

Unter der Moderation von Wolfgang Kautek, Professor der physikalischen Chemie an der Universität Wien, wurde mit kurzen Vorträgen der jeweiligen Panelmitglieder gestartet, um erste Impulse zu der Thematik zu geben.
Den Anfang machte Ille Gebeshuber, indem sie die Enzyklika von Papst Franziskus zitierte: „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht“ (LS 161). Für sie gibt es nur zwei mögliche Ausgänge: ein „Soft Landing“ versus ein „Crash Landing“ – sprich einen guten oder einen schlechten Ausgang für den Menschen: „Ich glaube, dass wir einen guten Ausgang für den Menschen erreichen können. Aber unsere natürlichen Grenzen sind schon erreicht. Wir müssen der Natur ihren Raum lassen, damit sie sich entwickeln kann. Der Weg aus der globalen Krise ist das Umdenken. Ich habe die Vision eines besseren und genügsameren Menschen, denn reich zu sein in einer sterbenden Welt ist nicht viel Wert. Es benötigt drei konkrete Schritte, um diesen Wandel zu beginnen: Klare und absehbare Ziele, einen Marshallplan für den Umweltschutz und die Formel „verbessern, verringern - vermeiden.“ Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft mit mehr Achtung auf Qualität vor Quantität.“

Familie und Arbeit in Einklang

Michaela Eigner-Pichler setzte mit der Arbeitswelt fort. Sie unterstützt Menschen dabei, Beruf und Familie zu vereinen. Die Arbeitsrechtlerin beschreibt ihr alltägliches Arbeitsleben und die Problematiken, mit denen Familien zu kämpfen haben: „Um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, müssen Frauen oft entweder früh morgens oder sehr spät arbeiten.“
Zeit für die Familie bleibe hier wenig – man muss auf die Selbstständigkeit der eigenen Kinder bauen, oder sich um Hilfe kümmern. „Wir brauchen eine europarechtliche Work-Life Balance, bessere Richtlinien und ein Mitspracherecht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gleichzeitig müssen wir die Kindererziehungszeiten für die Pensionierung aufwerten. Aufgrund der Covid-19-Krise sind wir hier beträchtlich zurückgefallen.“

„Mein Traum ist eine grüne Stadt“

Lena Woschitz setzte den letzten Impuls und erzählte aus dem Alltag einer Aktivistin: „Wir sind momentan zwei bis drei Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter und bereiten unsere Aktionen über Wochen hin vor, aber manchmal haben wir das Gefühl, dass uns keiner zuhören möchte. Wir müssen jedoch jetzt etwas machen! Es fängt schon mit kleinen Änderungen an, wie zum Beispiel der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Genau deswegen sollten Fahrradwege und der öffentliche Verkehr ausgebaut und Städte zur autofreien Zone erklärt werden. Mein Traum ist eine grüne Stadt mit Blumen an jeder Ecke.“

Was kann die Menschheit tun?

In der anschließenden Diskussionsrunde ging man vor allem folgender essenzieller Frage nach: „Wie können wir Menschen die Welt verändern?“. Ille Gebeshuber antwortete: „Wir müssen interdisziplinär arbeiten. Ich als Physikern kann erste Impulse geben, aber allein kann und will ich keine vollständigen Lösungswege vorschlagen. Es braucht ein Zusammenspiel der verschiedenen Wissenschaften. Aber es geht auch nicht nur mit technologischen Lösungen. Die Menschen müssen zusammenkommen. Das wichtigste hierbei ist die Achtsamkeit. In Anbetracht dessen kommen wir auf die christlichen Tugenden zurück – die der Liebe, Glaube und Hoffnung. Diese können uns die Kraft geben, uns zu verändern.“

von Carina Müller