Kulturelle Vielfalt in der Pastoral
Frühjahrstagung der Pastoralassistent/innen 2012 im Bildungshaus Sodalitas

Am Mittwoch, 11. und Donnerstag, 12. April 2012 fand im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje die Vollversammlung und die Frühjahrstagung der Berufsgemeinschaft der Pastoralassistent/innen und Theolog/innen statt. Nach der Wahl des neuen Vorstandes befassten sich die 32 anwesenden Pastoralassistent/innen und Pastoralassistenten mit dem Thema „Kulturelle Vielfalt in der Pastoral – zwischen Bereicherung und Ärgernis“. Die methodische Umsetzung und die Prozessbegleitung lag in den Händen von Christa Langer, Personalentwicklerin der Erzdiözese Wien.
Wie wird dem Priestermangel in den österreichischen Diözesen begegnet?
Am Beginn dieser Tagung standen zwei Statements. Mag. Anton Rosenzopf-Jank bot einen Einblick, wie in den österreichischen Diözesen dem Priestermangel begegnet wird. Dabei wurde deutlich, dass in den letzten Jahren unterschiedliche Wege eingeschlagen wurden: Manche Diözesen versuchen dem Priestermangel durch die Gestaltung von Seelsorgeräumen oder Pfarrverbänden zu begegnen. Andere wiederum setzen auf die Beteiligung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, indem sie diese an der Leitung beteiligen. Allen Diözesen gemeinsam ist aber, so Mag. Rosenzopf-Jank, dass die Wege, die gewählt werden eine Antwort auf einen Mangel darstellen und meist nicht zu einem pastoralen Aufbruch führen.
Der Weg der Kirche Kärntens
Dechant Mag. Herbert Burgstaller ging in seinem Statement auf die Situation der Diözese Gurk ein. Dabei hob er hervor, dass Kärnten mit seinen 336 eine sehr hohe Pfarrrdichte aufweist. Bischof Schwarz möchte die Pfarren erhalten, damit besonders in den Tälern die Kirche vor Ort präsent bleibt. Zudem haben viele Menschen eine ganz unmittelbare und starke Bindung an „ihre“ Kirche. Um dies zu gewährleisten, ist der Einsatz von Priestern aus dem Ausland unerlässlich. Dazu Dechant Burgstaller:
Zum Einsatz vom Priestern aus dem Ausland gibt es – bei Berücksichtigung der kirchenrechtlichen Vorgaben – keine Alternative.
So wurden in den letzten Jahren verstärkt Priester aus dem Ausland aufgenommen – 30 aus Polen und 12 aus anderen Ländern. Dabei gibt es viele sehr positive Erfahrungen, jedoch auch Schwierigkeiten. Um Anpassungsprobleme zu minimieren wird verstärkt auf die Sprachkompetenz und eine entsprechende pastorale Einführung in die Gepflogenheiten der Diözese Gurk geachtet.
Der von Dechant Burgstaller referierte Befund löste einige Spannungen aus. Manche Pastoralassistent/innen stellten die Frage, warum nicht die Kompetenz von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter/innen stärker genutzt wird. Dir. Marketz wiederum betonte aus seiner Perspektive als Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, dass es zum Einsatz von Priestern aus dem Ausland sehr wohl Alternativen gibt, die auch jetzt schon gelebt werden. Zugleich ist ihm jedoch wichtig, die Priester aus dem Ausland anzunehmen und zu erkennen, dass sie für die Diözese eine große Bereicherung sind.
Welche Unterschiede machen Unterschiede?
Am Mittwochnachmittag ging es um Unterschiede, die wirklich einen Unterschied machen. Dabei wurde rasch deutlich, dass es dabei nicht nur um den Unterschied der Herkunft und kulturellen Prägung geht, sondern auch um unterschiedliche Werthaltungen oder auch Gewohnheiten. Andererseits gibt es aber auch Unterschiede, die auf eine kulturelle Prägung zurückzuführen sind. Wer diese bei sich und bei dem/der anderen bewusst wahrnimmt, kann manche Konflikte vermeiden. Beispielee für wichtige kulturelle Unterschiede sind laut Christa Langer: Individualität (Welche Aufgaben nehme ich selbst wahr und wo beziehe ich andere ein?), Kontext (Wie gestalte ich meine Beziehungen?), Zeit (Was bedeutet Pünktlichkeit?), Feedback (Wie gehe ich mit Lob bzw. Kritik um?), Macht (Welches Hierarchieverständnis habe ich?), Risiken (Wie wichtig ist es mir, dass meine Handlungen durch Regeln und Gesetze abgesichert sind?).
Durch Begegnungen lernen und wachsen
Der Höhepunkt der Tagung bildete ein so genanntes „Erzählcafe“ am Donnerstagvormittag. Dazu wurden Sr. Francis Elamkunnapuzha, Prov. Mag. Andreas Stronski, Prov. Dr. Benoit Nzonzi und Prov. Dr. Charles Mubiru eingeladen, die von ihren Erfahrungen erzählten und auf Fragen der Pastoralassistent/innen eingingen. Weiters brachten sich auch die beiden anwesenden bosnischen Pastoralassistenten, Dipl. Theol. Zdravko Slišković und Lic. Theol. Smiljan Petrović in das Gespräch ein. In Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung wurden Erfahrungen ausgetauscht, Ähnlichkeiten aufgezeigt und Unterschiede benannt.
Ein Resümee und ein Aufruf
Die Auseinandersetzung mit dem Thema und mehr noch die Begegnung mit Priestern und Kolleg/innen aus dem Ausland hat bei vielen Pastoralassistent/innen die Wahrnehmung verändert . Die Spannungen im Blick auf die pastorale Gesamtsituation jedoch bleiben. So wuchs die Überzeugung, dass auch mit Hilfe von Priestern aus dem Ausland die Anforderungen der Seelsorge – besonders auch auf dem Hintergrund der Vorgaben des diözesanen Leitbildes – nicht bewältigt werden können. Gewünscht wird eine aktive Suche nach Alternativen im Dialog mit der Diözesanleitung und eine Haltung, die den Aufruf aufgreift, mit dem sich Prov. Stronski von den Pastoralassistent/innen verabschiedet hat:
Wir sitzen alle im gleichen Boot, deshalb müssen wir auch alle gemeinsam an einem Strang ziehen und zwar in dieselbe Richtung.