Arbeit statt Ausgrenzung
Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt Kärntens
Am 25. November 2024 fand an der Universität Klagenfurt das 4. Fachforum für Integration und Menschenrechte unter dem Titel „Arbeit statt Ausgrenzung – Geflüchtete Menschen und Arbeitsmarkt in Kärnten“ statt. Das Fachforum wurde vom Ausschuss Kirchen für Integration und Menschenrechte organisiert. Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten über die Herausforderungen, Potenziale und Perspektiven der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Das Fachforum zeigte, dass Integration durch Arbeit nicht nur die individuelle Teilhabe stärkt, sondern auch zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Kärntens beiträgt.
Demografische Herausforderungen und Arbeitsmarktlage
In ihrer Keynote betonte Marika Gruber die demografischen Veränderungen in Kärnten: Die Erwerbsbevölkerung schrumpft, während die Altersgruppe 65+ stetig wächst. Geflüchtete Menschen und Zuwander:innen könnten helfen, den Mangel an Arbeitskräften zu lindern, sind jedoch oft mit rechtlichen Hürden, Diskriminierung und unzureichender Qualifikationsanerkennung konfrontiert. Besonders Frauen mit Migrationshintergrund haben es schwer, Fuß zu fassen.
Good-Practice-Beispiele
Unternehmer:innen wie Michaela Tiefenbacher (Naturel Hotels, Faaker See) zeigen, wie Integration in der Praxis gelingen kann. Ihr Unternehmen arbeitet seit Jahren erfolgreich mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Ländern. Die Schlüssel zum Erfolg sind individuelle Begleitung, Sprachkurse und kulturelle Sensibilität. Solche Ansätze können Vorurteile abbauen und die Vielfalt in Betrieben fördern.
Individuelle Geschichten und Erfolgserlebnisse
Die Geschichte von Ahmad Ibesh, einem aus Syrien geflüchteten Unternehmer, verdeutlichte, wie Eigeninitiative und Unterstützung durch Integration vorantreiben. Von der ersten Nähmaschine im Asylheim bis hin zu seiner eigenen Schneiderei in Klagenfurt war sein Weg geprägt von Entschlossenheit, Sprachlernen und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Petar Rosandić, bekannt als Rapper „Kid Pex“ und Obmann des Vereins SOS Balkanroute, betonte die Bedeutung kultureller Identität und die Herausforderungen, die mit der Integration verbunden sind. Er unterstrich, dass Migration ein kontinuierlicher Prozess ist und dass es entscheidend ist, konkrete Maßnahmen zur Unterstützung von Flüchtlingen zu ergreifen.
Zentrale Handlungssätze
Folgende konkrete Schritte wurden zur Verbesserung der Arbeitsmarktintegration genannt:
- Verbesserung der Informationen über Berufsfelder und Qualifikationsmöglichkeiten.
- Stärkerer Fokus auf das Matching zwischen Arbeitsmarktbedarf festgestellt unter Kompetenzen.
- Förderung von Praktika und der Möglichkeit für einen niederschwelligen Einstieg in den Arbeitsmarkt.
- Unterstützung bei der Anerkennung von Qualifikationen.
- Begleitung von Unternehmen und Geflüchteten durch Integrationsinitiativen.
Zukunftsperspektiven
Die Teilnehmer:innen appellierten an Politik und Gesellschaft, rechtliche Hürden abzubauen, Verfahren zu beschleunigen und Bildungsangebote auszubauen. „Geflüchtete Menschen sind keine Belastung, sondern eine Chance für Kärnten“, fasste die Wissenschaftlerin Marika Gruber zusammen. Ahmad Ibesh plädierte für eine freundlich verdiente und offene Gesellschaft: „Jeder Mensch es, respektiert zu werden.“
Das Fachforum machte deutlich: Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die sowohl Engagement von Privatpersonen als auch strukturelle Reformen erfordert. Kärnten kann durch Vielfalt wachsen – menschlich wie wirtschaftlich.
Kontakt
Marcel Leuschner, Birgit Wurzer & Mija Janesch
Für den Ausschuss Kirchen für Integration und Menschenrechte
Tel.: 0664/88272676 | marcel.leuschner@diakonie-delatour.at