Pfarre / Fara

Augsdorf/Loga vas

Msgr. Richard Kanduth (1937 – 1951)

Priestervorstellung • Predstavitev duhovnikov

Glockenweihe 1945 zurückgekehrte Marienglocke 1453 (© Foto: Pfarrarchiv Augsdorf-Loga vas)
Glockenweihe 1945 zurückgekehrte Marienglocke 1453 (© Foto: Pfarrarchiv Augsdorf-Loga vas)

Richard Kanduth (* 03.04.1906 in Köttmannsdorf) studierte in Klagenfurt und wurde dort 1929 zum Priester geweiht. Nach nur einem Kaplansjahr kam er ans „Marianum“ in Klagenfurt, wo er bis 1936 als Präfekt arbeitete, ehe er 1937 zum Provisor von Augsdorf (ab 1938 Pfarrer) berufen wurde. Zunächst ging der junge Geistliche daran, die Versäumnisse, die sich während der langen Krankheit seines Vorgängers aufgestaut hatten, aufzuarbeiten.

1937/ 38 besuchte er jedes Haus der Pfarre und erstellte, als Voraussetzung für seine künftige Seelsorgearbeit, einen exakten Seelenstandskataster. Parallel dazu wurde die Kirche gründlich renoviert. Sie erhielt u. a. eine Wandvertäfelung (Matthäus Stotz), es wurden der Boden und die Balustrade der Orgelempore erneuert, die Altäre gereinigt, die Kirche außen und innen gefärbelt u.a., sodass sie in neuem Glanz erstrahlte. „Die Freude über unsere Pfarrkirche ist für Hirt und Herde groß“, notierte der Pfarrer in der Chronik. Auch der Pfarrhof musste, um bewohnbar zu bleiben (u. a. erwies sich die Zwischendecke als einsturzgefährdet), einer umfassenden Sanierung unterzogen werden. Da sich durch den „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich im März 1938 das Patronat (Land Kärnten) auflöste, konnten die beiden Projekte nur durch großzügige Spenden der Pfarrgemeinde und von Wohltätern (z. B. Matthäus Rainer vlg. Sušnik, Valentin Urabl sen., Arnold Tschernitz) realisiert werden.

In der Seelsorge war Richard Kanduth, massiver als seine beiden Vorgänger, mit der Sprachenfrage konfrontiert. In den 1930er Jahren war Augsdorf keine homogen slowenische Pfarrgemeinde mehr gewesen. Petitionen von deutschsprachigen Pfarrangehörigen, die deutsche Sprache im Gottesdienst zu berücksichtigen (Liturgiesprache war Latein, Gesang-, Andachts- und Predigtsprache Slowenisch), hatte Stefan Bayer stets ignoriert. Und so sah sich Richard Kanduth sofort nach dem Eintreffen in seiner neuen Pfarre mit einer Unterschriftenliste konfrontiert, mittels derer 68 Personen auch deutsche Predigten forderten. In Übereinstimmung mit dem Ordinariat entwickelte der Pfarrer ein Kompromissangebot (am 1. Monatssonntag 2 Messen, eine mit deutscher Predigt; im Sommer und an den Hochfesten zusätzlich zur slowenischen 1 deutsche Kurzpredigt; bei Tauf-, Trauungs- und Begräbnisgottesdiensten sollte die betroffene Familie die Predigtsprache wählen; fallweise deutscher Kirchengesang).

Diese Vorgangsweise hielt jedoch nicht lange, denn 1941 verboten die Nazis im Zuge der Politik der Slowenendemütigung und –verfolgung die slowenische Sprache im Gottesdienst. Richard Kanduth galt als äußerst beliebter Seelsorger, was ihm in der politisch heiklen Phase des Hitler-Regimes zu Gute kam. In der NS-Zeit (1938 – 1945) versuchte er, dem Beispiel der österreichischen Bischöfe folgend, seine Pfarre durch die Phase der Diktatur zu lavieren, um die katholische Substanz nicht zu gefährden. Repressalien seitens des NS-Apparats gab es (Verbot des Religionsunterrichts, Läut- und Prozessionsverbote, HJ- und BDM-Treffen während der Messzeiten, Demontageversuche von slowenischen Aufschriften, …), ernsthaft behindert wurde das kirchliche Leben in der Pfarre jedoch nicht. Fast alle Kinder besuchten die „Heilandsstunden“ am Sonntagnachmittag im Pfarrhof (Ersatz für Religionsunterricht in der Schule), die z. T. auch auf Slowenisch gehalten wurden, fast alle Pfarrangehörigen bezahlten die neu eingeführte Kirchensteuer (die der Pfarrer selbst einheben musste) und von der sich die NSDAP eine Absetzbewegung von der Kirche erwartet hatte, kaum jemand trat aus der Kirche aus, der Gottesdienstbesuch blieb im Wesentlichen stabil.

Für Richard Kanduth war alles das ein ermutigendes „Zeichen dafür, daß unsere Pfarre den hlg. Kath. Väterglauben erhalten will. Gott sei Dank. In dieser schweren Kriegszeit die beste Seite des Volkes“. Diesen Weg des Fortsetzen-Könnens einer weitgehend unbehelligten Seelsorgearbeit vermochte er (im Gegensatz etwa zum Schieflinger Pfarrer Alois Nadrag) nur um den Preis einer Gratwanderung zwischen dem Arrangement mit den lokalen Nazi-Größen und wenig riskanten Formen des Widerstandes zu gehen. So schwieg der Pfarrhof etwa zur Deportation von 16 slowenischen Pfarrangehörigen (1942), duldete aber auf der anderen Seite das monatelange Verstecken des aus der Gestapo-Haft entflohenen Thomas Sebunk im Kirchturm. Spiritueller Widerstand durch viel Gebet und viele Sühne- und Totenandachten für die zahlreichen Gefallenen der Pfarre wurde jedenfalls geleistet. Geistliche Früchte jener Jahre blieben etwa in der „Ewigen Anbetung“ (22. Feber und Anfang September), die 1939 eingeführt wurde, der Intensivierung der Herz-Jesu-Verehrung (Weihe des Landes an das hlgst. Herz Jesu 1943) und die Möglichkeit, werktags auch Abendmessen zu feiern.

1945 freute sich der Pfarrer: „Nach den Jahren der Verfolgung und des Terrors unter den Nationalsozialisten kam im Mai 1945 die langersehnte Befreiung – Kärnten und auch unser Dorf hat das Kriegsende gut überstanden“ (trotz eines Bombenangriffs). Die mittelalterliche Marienglocke konnte in Innsbruck wieder aufgefunden werden (1942 waren zwei Glocken für Kriegszwecke abgenommen worden) und wurde im Zuge einer „Kriegsheimkehrerfeier“ noch einmal gesegnet (02.12.1945) und in den Turm aufgezogen (siehe Bild: Pfarrarchiv Augsdorf-Loga vas). In der Frage der Liturgiesprachen kehrte Kanduth nach Kriegsende zur Regelung von 1937 zurück. 1951 ernannte Bischof Joseph Köstner, ein Studienfreund des Augsdorfer Pfarrers (Angehörige von ihm hatten während des Bombenkrieges über Klagenfurt im Augsdorfer Pfarrhof bei Kanduth gelebt), Richard Kanduth zum Stadtpfarrer von Völkermarkt, was er bis zu seinem Tod am 18.03.1984 blieb. Msgr. Richard Kanduth wurde 78 Jahre alt und blieb zeit seines Lebens mit Augsdorf verbunden.

Dr. Christian Pichler

Literaturangabe: Pichler, Christian: Leuchtturm im Sturm der Zeit. Zur Geschichte der Pfarre Augsdorf-Loga vas und der Filialkirche in Selpritsch-Žoprače. Hermagoras-Mohorjeva, Klagenfurt 2008, 456. - Buchverkauf im Pfarrhof, Preis 20,00 Euro.