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KA-Präsidentin Schaffelhofer: Klare Absage an „Sterben auf Verlangen“

Buchpräsentation „Dem Menschen nahe sein.Vom Umgang mit Leiden, Würde und Sterben“ von CR Heschl und Prim. Oberlerchner

Styria-Verlegerin Schaffelhofer mit den Herausgebern Oberlerchner (l.) und Heschl (© Foto: Sonntag/Haab)
Styria-Verlegerin Schaffelhofer mit den Herausgebern Oberlerchner (l.) und Heschl (© Foto: Sonntag/Haab)

Klagenfurt, 20. 11. 14 (pgk). „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Grundrecht auf ein ´Sterben in Würde´, während gleichzeitig dem ´Sterben auf Verlangen´ eine klare Absage zu erteilen ist“, sagte Mag. Gerda Schaffelhofer, Styria-Verlegerin und Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, gestern Abend im Klagenfurter Diözesanhaus bei einer Podiumsdiskussion anlässlich der Präsentation des Buches „Dem Menschen nahe sein. Vom Umgang mit Leiden, Würde und Sterben“, herausgegeben von Mag. Dr. Herwig Oberlerchner, MAS, Primarius an der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Klagenfurt, und Dr. Gerald Heschl, Chefredakteur der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“. Veranstaltet wurde die Podiumsdiskussion mit einigen der Autoren des Buches (Moderation: Dr. Karl-Heinz Kronawetter, Chefredakteur der diözesanen Website) von styriabooks in Kooperation mit dem Katholischen Akademikerverband. Von der „Tötung auf Verlangen“ zur „Tötung ohne Verlangen“ sei es, so Schaffelhofer, „nur eine kurze Schrittlänge“. Es sei zu befürchten, dass in der aktuellen Debatte über „Sterbehilfe“ die Marschrichtung weg gehe von der „Würde des Menschen“ hin zur „Ware Mensch“. Die Faktoren „Nützlichkeit“ und „Wirtschaftlichkeit“ würden in dieser Diskussion im Vordergrund stehen. „Von einer humanen Gesellschaft darf erwartet werden, dass sie dem Sterbenden in seiner letzten Lebensphase beisteht“, so Schaffelhofer.

Palliativmedizinerin Dr. Susanne Zinell, Psychoonkologin und Leiterin des mobilen Palliativteams am LKH Villach, wies darauf hin, dass Palliativmedizin „Beziehungsmedizin“ sei und kritisierte, dass man bei der Diskussion um Sterbehilfe sehr schnell zu werten beginne, wie lange ein Leben lebenswert sei.

Trauerseelsorger Mag. Johannes Staudacher bezeichnete das „Wegschieben des Schmerzes“ und die „Verdrängung der Angst vor dem Leiden“ als „eigentlich unmenschlich“. Gerade in der letzten Lebensphase sei es entscheidend, den Menschen in seinem so-Sein anzunehmen.

Primarius Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und allgemeine Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt, berichtete aus seiner Tätigkeit, dass von insgesamt 3.000 Palliativpatienten zwei den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe geäußert hätten, und kritisierte in diesem Zusammenhang diesbezügliche Statistiken und Studien, „die dazu ein völlig falsches Bild vermitteln“. Likar: „Wir sollten die Betroffenen fragen – und dies ist in den meisten Fällen immer noch möglich – und nicht die Gesunden. Ich erlebe bei meiner Arbeit täglich, dass der Lebenswille tatsächlich der stärkste Wille des Menschen ist.“ Patientenverfügungen, die ein Mensch als Gesunder unterzeichne, seien nur dann hilfreich, „wenn sie auch richtig eingesetzt werden“.

Primarius Oberlerchner forderte die Optimierung der Behandlung und Betreuung von psychisch Kranken, um den Suizid als Teil dieser Thematik gezielt behandeln zu können. Vor allem in der medizinischen Begleitung von Menschen am Lebensende sollten Mediziner „viel mehr Mitmensch sein als nur Arzt“.

OA DDr. Manfred Kanatschnig, Facharzt für Innere Medizin, Onkologie und Nephrologie am Klinikum Klagenfurt, Vorsitzender des Ethikboards am Klinikum Klagenfurt und Leiter des Ethikreferates der Kärntner Ärztekammer, wies darauf hin, dass die Medizin ein extrem beschleunigtes System geworden sei. „Qualitäts- und Zeitmanagement setzen Ärzte und Pflegepersonal gleichermaßen unter Druck und sorgen für Verunsicherung“, so Kanatschnig. Der Palliativgedanke dürfe nicht nur auf die Palliativstation beschränkt sein, sondern müsse auch andere Abteilungen erfassen.

Die 168 Seiten starke Publikation („Styria Premium“-Verlag, € 19,99) will ein Beitrag zur aktuellen Debatte über Sterbehilfe sein und betont die notwendige Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe, Palliative Care, Sterbebegleitung und Hospizarbeit. Experten aus den verschiedensten Bereichen, von der Palliativmedizin und Gerontologie bis zur Theologie und Philosophie, geben Auskunft darüber, wie sie zur Debatte stehen, wo sie doch ständig mit der Frage nach einem menschenwürdigen Umgang mit dem Tod konfrontiert sind.