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Bischof Schwarz: Sehnsucht nach Spiritualität ist oft verschüttet

Diskussion zu aktuellen Fragen in Kirche und Gesellschaft in Wolfsberg

CR-Stv. Adolf Winkler (li.) und Bischof Alois Schwarz (re.) (© Foto: Fotomax - Internetredaktion)
CR-Stv. Adolf Winkler (li.) und Bischof Alois Schwarz (re.) (© Foto: Fotomax - Internetredaktion)

Klagenfurt, 31. 3. 11 (pgk). Aktuelle Fragen in Kirche und Gesellschaft wie Kirchenaustritte, sexueller Missbrauch, Priesternachwuchs, die Rolle der Frau in der Kirche, demographische Entwicklung und der Werteverlust in der Gesellschaft standen gestern Abend im Wolfsberger Markussaal im Mittelpunkt eines Gesprächs- und Diskussionsabends mit Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz im Rahmen der Kontaktwoche im Dekanat Wolfsberg.
Es sei, so Bischof Schwarz, „schmerzlich, wenn Menschen nicht mehr der Solidargemeinschaft der katholischen Kirche angehören wollen und austreten“. Dafür gebe es vielfältige Gründe. „Oft gelingt es nicht, jene Sehnsucht in den Menschen zu wecken, die sie dazu motiviert, der Gemeinschaft der Kirche anzugehören und sich aktiv einzubringen“, sagte Bischof Schwarz bei der von „Kleine Zeitung“-Chefredakteur-Stellvertreter Adolf Winkler moderierten Veranstaltung. Friede, Gesundheit, Arbeit und Liebe würden als zentrale Faktoren des Lebens gesehen werden, während  die Sehnsucht nach Spiritualität oft verschüttet sei. Anliegen der Kirche angesichts der Kirchenaustritte müsse es sein, „gemeinsam Gott und die Spuren der Mystik zu suchen“. Bischof Schwarz widersprach mit Hinweis auf die Weltkirche der Rede von der „kleiner werdenden Herde“. „Weltweit steigt die Zahl der Katholiken und Priester“, so der Kärntner Bischof. Die Zahl der Priester habe sich in der Diözese Gurk mit Blick auf die Zahl der Gläubigen in den vergangenen Jahrzehnten nicht verändert. Der Kärntner Bischof räumte aber ein, dass es wegen der Vielzahl kleiner Pfarren in Kärnten „sehr wohl einen Pfarrermangel gibt“.
Bischof Schwarz schilderte den Umgang der Diözese Gurk mit Vorwürfen betreffend sexuellen Missbrauchs sowie die entsprechenden Präventionsmaßnahmen, die seitens der Diözesanleitung gesetzt wurden. „Wir haben als Kirche viel gelitten, viel falsch gemacht, auch Schuld auf uns geladen. Ich erwarte mir aber auch von der Gesellschaft, dass sie mit dem Thema ´Sexualität´ vorsichtiger und sensibler umgeht.“ Angesichts einer zunehmenden Sexualisierung der Gesellschaft müsse diese aufmerksamer und wachsamer werden bei Themen wie Menschenhandel und käufliche Liebe.
Bischof Schwarz bekräftigte die Bedeutung des Zölibats. Der Zölibat sei kein Dogma, sondern eine Lebensform und in der langen Tradition der Kirche verwurzelt. Priester würden, ähnlich wie Eheleute, in einem Treueversprechen leben. „Der Zölibat ist eine Lebensform, die den Priester in eine tiefe Freundschaft zu Gott hineinführt“, so Bischof Schwarz. Er selbst habe sich, so der Kärntner Bischof, deshalb für die zölibatäre Lebensform entschieden, „weil er gespürt habe, dass diese ein Verliebt-sein in Gott ist“. Bischof Schwarz: „Ich habe nicht geheiratet, um deutlich zu machen, dass mein Lebensland Gott ist – um Gott wach zu halten, bin ich in dieser Lebensform.“ Die lebenslange Treue zu Gott im Zölibat sei vergleichbar mit dem Versprechen zur lebenslangen Treue von Eheleuten. Papst Benedikt XVI. wisse um die Diskussionen betreffend des Zölibats. Auch die österreichischen Bischöfe hätten beim Ad-Limina-Besuch und bei diversen Konsultationen mit ihm dieses Thema angesprochen.

Angesprochen auf die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche und deren Ausschluss aus dem priesterlichen und diakonalen Dienst sprach sich Bischof Schwarz gegen eine funktionale Austauschbarkeit der Geschlechter aus. Die Frage nach den Ämtern sei keine Frage nach der Würde. „Frauen waren Begleiterinnen Jesu und in seiner Freundschaft. Beim Abendmahl hat er jedoch mit Blick auf die zwölf Stämme Israels zwölf Männer gewählt.“
Die Frage nach den Angeboten der Kirche für die Jugend nahm Bischof Schwarz zum Anlass, um „YOUCAT“, den neuen Jugendkatechismus der katholischen Kirche, vorzustellen, der mit Blick auf das Weltjugendtagstreffen mit Papst Benedikt XVI. in Madrid in jugendgemäßer Sprache und mit einem Vorwort des Papstes erstellt wurde. Weltweit gebe es das Gesicht einer „jungen Kirche mit großem Schwung“. Jugendliche hätten andere Zugänge zu Lebensfragen wie Erwachsene und würden auch andere Fragen als die Generation der Erwachsenen stellen wie zum Beispiel die Frage der Schöpfungsverantwortung sowie der Wunsch nach glückenden und dauerhaften Beziehungen.