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Bischof Schwarz: Gesellschaft hat das Maß verloren

Namhafte Referenten zum Thema „Fairer erfolgreicher“ bei Ethik-Forum St. Georgen

Bischof Schwarz und die Referenten und Referentinnen des 2. Ethik Forums St. Georgen (© Foto: Institut WEISS / Fritz)
Bischof Schwarz und die Referenten und Referentinnen des 2. Ethik Forums St. Georgen (© Foto: Institut WEISS / Fritz)

Klagenfurt, 31. 10. 14 (pgk). „Zukunft ist unser Auftrag. Freuen wir uns gemeinsam, wenn ein Unternehmen mit verantwortungsvollem Wirtschaften Erfolg hat“, sagte Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz in der Eröffnungsrede gestern abend vor 200 TeilnehmerInnen aus Österreich, Deutschland und Südtirol bei der 2. Tagung des Ethik Forum St. Georgen zum Thema „Fairer erfolgreicher“ im Bildungshaus Stift St. Georgen am Längsee. Veranstalter war das im Vorjahr gegründete Wirtschaftsinstitut „WEISS“. Dieses Institut wolle, so Bischof Schwarz, der in der Österreichischen Bischofskonferenz auch das Referat „Umwelt und Wirtschaft“ leitet, verantwortwortungsvolles und enkeltaugliches Wirtschaften ans Licht heben. „ Damit Ethik zur Unternehmenskultur wird, muss es ein Klima der Selbständigkeit und des Respekts voreinander geben“, sagte Bischof Schwarz. Leitbilder würden von Vorbildern leben, „die das leben, wovon sie reden und was sie bezeugen“. „Fairer erfolgreicher“  bedeute, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass gesellschaftliche Wertvorstellungen eingehalten und nicht verletzt werden“, so der Kärntner Bischof. 
Mit ethischem Handeln könne auch wirtschaftlicher Erfolg erzielt werden. In einem Zwiegespräch mit Burgschauspieler und Bio-Landwirt Tobias Moretti wies Bischof Schwarz darauf hin, dass der Begriff „Wachstum“ ursprünglich aus dem landwirtschaftlichen Bereich komme und unmittelbar mit Aussaat und Ernte, also auch mit Werden und Vergehen in der Natur, zusammenhänge. Daher könne „Wachstum“, übertragen auf Wirtschaft und Industrie, nicht nur ein stetes „noch Mehr“ bedeuten. „Wir haben in unserer technisierten Gesellschaft großteils den Bezug zur Natur und im Alltäglichen das Maß verloren“, sagte Bischof Schwarz im Dialog mit Moretti und zeigte sich „dankbar für die vielen kleinen Landwirtschaften, die mit ihrer Arbeit auch Kulturlandschaft gestalten“. Gleichzeitig rief Bischof Schwarz, der sich besorgt über die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit zeigte,  dazu auf, verstärkt regionale Produkte zu kaufen, mit der Schöpfung sorgsam umzugehen und so auch Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen zu sichern. „Jede/r einzelne hat die Kraft, durch sein konkretes Handeln die Welt zu verändern“, so der Kärntner Bischof. 
Burgschauspieiler und Bio-Landwirt Moretti kritisierte die fünf weltgrößten Konzerne, deren „Zynismus und deren apathische Ohnmacht“, im Sinne einer Haltung, „dass es kein morgen gibt“. „Kapitalismus braucht ein Korrektiv“, so Moretti. Gewinnmaximierung sei bereits Ausdruck von Gier und in unserem Wirtschaftssystem inkludiert.
Sr. M. Basina Kloos, Vorsitzende des Vorstands der Marienhaus Stiftung Neuwied und verantwortlich für 20 Krankenhäuser sowie 29 Altenheime mit fast 14.000 MitarbeiterInnen, unterstrich in ihrem Referat, dass der Mensch „Ziel und Herzstück im Unternehmen und in der sozialen Marktwirtschaft“ sei. Ethik im Management sei ein Lernprozess, angstfreie Kommunikationskultur eine Grundvoraussetzung. „Die Reflexion ethischer Fragen mit Führungskräften wird im Unternehmen immer wichtiger“, so Kloos. 
Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck, von 1999 bis 2011 Abt des Zistenziensterstiftes Heiligenkreuz, wies darauf hin, dass es spirituellen Reichtum brauche, „um fair, vertrauensorientiert und gottgefällig zu handeln“. Eigentliche Aufgabe eines Management  sei es, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. „Der Mensch darf nicht zum Objekt des Marktes werden“, sagte Altabt Henckel-Donnersmarck. Vertrauen, Fairness und Transparenz seien für ethisches Handeln die zentralen Begriffe.
Babynahrungshersteller Prof. Dr. Claus Hipp, geschäftsführender Gesellschafter der HIPP GmbH & Co. Vertriebs KG“ bezeichnete Kompetenz und Vertrauen als wesentliche Faktoren für eine gute Unternehmensführung. „Korrektes und ehrbares Handeln führt zu langfristigem Erfolg“, sagte Hipp. Dabei seien die vier Kardinaltugenden wichtige Faktoren. Die Bedeutung von Religion für ethisches Handeln könne, so Hipp, „nicht hoch genug veranschlagt werden“.
Dr. Monika Poeckh-Racek, Leitung CSR & Responsible Gaming bei Novamatic, Julia Ganglbauer, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Palfinger AG, und Ina Pfneiszl, Head of CSR bei Simacek, stellten Best-Practice-Beispiele für ethisch-verantwortliches Handeln aus ihren Unternehmen vor. 

Anlässlich des 2. Ethik Forums St. Georgen überreichte Bischof Schwarz der Tischlerei Eicher aus dem Metnitztal, den Stadtwerken Klagenfurt und der Firma Biogena aus Salzburg das Ethik-Gütesiegel „zukunftsfähig & enkeltauglich“. Die Stadtwerke Klagenfurt und die Firma Biogena erhielten diese Auszeichnung in Silber. Mit dem Ethik-Check, welcher dialogisch mit den Führungskräften im Unternehmen durchgeführt wird, bringt das Wirtschaftsethik Institut Stift St. Georgen (WEISS) das Thema Ethik zur Wirtschaft. Bisher wurden bereits 15 Ethik-Checks in Unternehmen in ganz Österreich durchgeführt.