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Bischof Schwarz für dialogfähige Zukunft im versöhnten Miteinander

Eröffnung des internationalen Symposions im Kärntner Landesarchiv

Kirchengeschichte-Symposion im Kärntner Landesarchiv (© Foto: Gotthardt / Nedelja)
Kirchengeschichte-Symposion im Kärntner Landesarchiv (© Foto: Gotthardt / Nedelja)

Klagenfurt, 23. 4. 15 (pgk). Für eine „dialogfähige Zukunft im versöhnten Miteinander“ hat sich Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz bei der Eröffnung des internationalen Symposiums zum Thema „Kärntens Kirche zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Zeit von 1945 und 1975“ im Kärntner Landesarchiv ausgesprochen. Mit der Errichtung des „Deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses / Nemško-slovenski koordinacijski odbor“ vor 40 Jahren –  das zweitägige Symposion ist der Höhepunkt der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr – sei, so der Kärntner Bischof, „gleichsam eine neue Spur der Hoffnung und des Dialogs eröffnet worden“. In diesem Zusammenhang würdigte Bischof Schwarz das verdienstvolle Engagement der beiden Gründungsmitglieder Ernst Waldstein und Valentin Inzko. Der Koordinationsausschuss habe nicht nur, betonte Bischof Schwarz, „in einer Reihe von Schlichtungsfällen, wo es um die sprachliche Gestaltung der Liturgie ging, zur Klärung und auch oft zur Beruhigung der Situation beigetragen, sondern sich auch mit der Kärntner Schulfrage und der Sprachenfrage im Religionsunterreicht auseinandergesetzt“. Auch heute leiste der Koordinationsausschuss einen wichtigen Beitrag dafür, „dass das Miteinander zum Programm wird“. Er sei, so der Kärntner Bischof, „froh und dankbar, dass das Symposion eine Möglichkeit zum Dialog bietet, eine Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen“. So werde in Kärnten „Sprache und Kultur gesichert und eine dialogfähige Zukunft gestaltet“, sagte der Kärntner Bischof und dankte in diesem Zusammenhang in besonderer Weise auch Caritasdirektor Bischofsvikar Msgr. Dr. Josef Marketz für dessen Initiative zu der Veranstaltungsreihe, Univ.-Doz. Dr. Peter G. Tropper, Leiter des Archivs der Diözese Gurk, für die Organisation sowie dem Katholischen Bildungswerk und dem Volksgruppenbüro des Amtes der Kärntner Landesregierung als Mitveranstalter.

Univ.-Doz. Dr. Peter G. Tropper, Leiter des Archivs der Diözese Gurk, beschrieb in seinem Vortrag die Lage der Diözese Gurk und der Kärntner Pfarren im Jahr 1945. Die Situation damals sei „gekennzeichnet gewesen von der Besetzung Kärntens durch die Engländer und den Abtransport polnischer Zwangsarbeiter und französischer Kriegsgefangener“. Der Kapitularvikar der Diözese Gurk, Erzbischof von Salzburg, Dr. Andreas Rohracher, habe, so der Leiter des Diözesanarchivs, als „Mittel zur Hebung der Seelsorge Exerzitien, monatliche Zusammenkünfte und die Pastoralkonferenzen für den Klerus sowie eine tiefer gehende Ausbildung für die Neupriester eingeführt“. Hauschristenlehren und systematische Volksmissionen in allen Pfarren sollten, so Tropper, „der religiösen Bildung und der Hebung der Frömmigkeit in der Bevölkerung dienen“. In weiterer Folge habe die Kirche Kontakte zur Regierung aufgenommen, bei denen es um die Wiederbelebung des Religionsunterrichtes, die Zusicherung einer Garantie über die Feiertage sowie die freie Ausübung der Religion und den Schutz der kirchlichen Einrichtungen gegangen sei. Für Bischof Dr. Joseph Köstner sei, so Tropper, „nicht die Caritas, sondern Glaubensunterweisung“ im Mittelpunkt des kirchlichen Wirkens gestanden. Nicht allein der Rückzug der Kirche aus der politischen Öffentlichkeit und deren Konzentration auf die Seelsorge seien, so der Leiter des Diözesanarchivs, als „markante Punkte des Neuanfangs“ anzusehen, „sondern auch der Abschied vom Vereinskatholizismus und die gleichzeitige Aufwertung der Katholischen Aktion“.

Der Klagenfurter Historiker und Journalist Prof. Dr. Hellwig Valentin stellte die zweite Pastoralkonferenz  im Jahr 1948 in der Diözese Gurk in den Mittelpunkt seines Referates. Diese Pastoralkonferenz habe sich, so Valentin, mit der Frage beschäftigt, „welche Grundsätze für die nationale Betätigung des Volkes und des Klerus vor allem in gemischtsprachigen Gebieten gelten würden“. Die Absicht des Ordinariates, durch die Behandlung der nationalen Frage das durch zunehmende Spannungen belastete Verhältnis zwischen der slowenischen Priesterschaft und der Kirchenleitung zu entspannen, konnte, so Hellwig, nicht erfüllt werden. „Ein nachhaltiger Ausgleich der Gegensätze sollte erst mit der Kärntner Diözesansynode 1971/1972 glücken“, betonte der Historiker. Diese habe sich eingehend mit dem „Zusammenleben der Deutschen und Slowenen der Kirche Kärntens“ beschäftigt und eine entsprechende Vorlage verabschiedet.

Weitere Referenten des Symposions sind u. a. die Klagenfurter Historikerin Tina Bahovec (Kirche und Frau), Historiker Alexander Hanisch-Wolfram von der Evangelischen Akademie Kärnten (Die evangelische Kirche in Kärnten im 20. Jahrhundert) und die Marburger Historikerin Tamara Griesser-Pečar (Kirche und Immigration). Morgen Freitag steht das Thema „Kirche und Muttersprache“ im Mittelpunkt des Symposions.  

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