Organisation

Pressestelle

Bildung als Fundament von Versöhnung und Frieden

Innsbrucker Bischof Scheuer bei Festvortrag im Klagenfurter Diözesanhaus: Bildung ist mehr als bloßer Wissenserwerb

Festakt im Diözesanhaus  – Slide 1: Audioaufzeichnung des Festvortrages von Bischof Manfred Scheuer  Slide 2: Fotos - Pressestelle/Eggenberger
Festakt im Diözesanhaus – Slide 1: Audioaufzeichnung des Festvortrages von Bischof Manfred Scheuer Slide 2: Fotos - Pressestelle/Eggenberger
Festakt im Diözesanhaus
Die Bischöfe Schwarz und Scheuer mit Seelsorgeamtsdirektor Marketz vor einem der sechs Säle, die nach Kärntner Priester-Märtyrern während der NS-Zeit benannt sind  (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)
Die Bischöfe Schwarz und Scheuer mit Seelsorgeamtsdirektor Marketz vor einem der sechs Säle, die nach Kärntner Priester-Märtyrern während der NS-Zeit benannt sind (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)

Klagenfurt, 19. 2. 14 (pgk). Vor einer „Verzweckung der Bildung“ und einer „Magie der Zahlen und Statistiken“ im Bildungsbereich hat der Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer gestern Abend in seinem Festvortrag im Klagenfurter Diözesanhaus anlässlich der Umbenennung der Säle im Rahmen der baulichen Adaptierungsmaßnahmen im Diözesanhaus gewarnt. „Wir brauchen Orientierungswissen, nicht bloß Strategien des Handelns oder das Erlernen von Funktionen“, sagte Bischof Scheuer. Es sei, so der Tiroler Bischof, „eine Sache, ein Werkzeug zu vervollkommnen, und eine ganz andere, dafür zu sorgen, dass es auf gerechte, moralisch vertretbare und rationale Weise verwendet wird“. Daher sei bloß technisches Verfügungswissen „kein guter Ratgeber für Orientierungsfragen“. Bildung im Sinne von Orientierungswissen habe sich vielmehr den zentralen Fragen des Menschseins zu stellen. „Bei Bildung geht es wesentlich um die Aneignung eines Wissens, das es dem Menschen ermöglicht, das Leben sinnvoll zu gestalten“, so Bischof Scheuer. Bildung meine eine Form der Selbstentfaltung und Weltorientierung und sei nicht nur Wissenserwerb. Bildung und Schule sollten Freiheit und Freiräume eröffnen. „Bildung soll uns befähigen, im Handeln freier zu werden, etwa von Vorurteilen und Zwängen, frei, das heißt nicht nur auf Belastungen und Probleme, nicht nur auf Krisen oder Schwierigkeiten fixiert zu sein, sondern auf die Chancen, die in der jeweiligen Situation da sind“, so Scheuer. Grundlegende Ziele einer Persönlichkeitsbildung seien, so Bischof Scheuer, Achtsamkeit, soziales Verantwortungsbewusstsein und Engagement, gelebte Solidarität, vielfältige Beziehungsfähigkeit und Weltoffenheit. Ebenso dazu gehören würden interkulturelle Bildungsarbeit sowie der Bereich der Schöpfungsverantwortung und der Umwelt.
Gegenwärtig setze sich in manchen Disziplinen der Wissenschaft ein neuer Positivismus und Biologismus, verbunden nicht selten mit einer Ökonomisierung, durch „ohne jeden ethischen Bezug, ohne jeden Bezug zur Transzendenz“, kritisierte Bischof Scheuer. Bildungsarbeit solle auch helfen, „barbarische, gott- und menschenverachtende Ideologien zu durchschauen“. Die Diözese Gurk setze mit der Benennung von sechs Räumen des Diözesanhauses mit den Namen von Kärntner Priestern, davon drei Kärntner Slowenen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, „ein starkes Zeichen“ für eine „anamnetische Kultur“ im Sinne von Johann Baptist Metz. Vergebung sei eine Erfolg- und Zukunftsversprechende Strategie, „und zwar wirtschaftlich, politisch und auch persönlich“. Bischof Scheuer: „Die Wahrheit macht frei und wahr ist nur, was Heilung und Versöhnung offen hält.“
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz wies in seinem Grußwort darauf hin, „dass wir dann auf dem Weg zu Frieden und Versöhnung sind, wenn wir auf der selben Augenhöhe aufeinander zugehen, wahrnehmen und einander begegnen. Bildung sei, so der Kärntner Bischof, eine „zweckfreie Nachdenklichkeit und eine nachdenkliche Erinnerung“. Dabei gehe es nicht um Rechthaberei, „sondern um ein Denken, das zur Läuterung wird, damit so etwas wächst wie eine betende Hoffnung mit solidarischer Wirkung“. Katholische Bildungsarbeit brauche ein „Ausschau-Halten nach dem ausgegrenzten Menschen, nach dem leidenden Gott“. Deshalb müsse Katholische Bildungsarbeit „einladend, begegnend, in die Mitte führend sein, um es auch auszuhalten, dem leidenden Christus zu begegnen und durch Leiden leben zu lernen“.
Bischofsvikar Msgr. Dr. Josef Marketz zeigte sich erfreut über die beiden unmittelbare Anlässe für diesen Festakt, nämlich die technische Modernisierung der Räume sowie die Benennung der Räume nach Kärntner Priester-Märtyrern während der NS-Zeit. Das Diözesanhaus sei ein „Ort der Bildung und Begegnung“. Dies würden auch die mehr als 1.500 Veranstaltungen im Vorjahr dokumentieren. Msgr. Marketz verwies auf die Verdienste der Kirche für Frieden und Versöhnung sowie für das wertschätzende Miteinander der Volksgruppen in Kärnten. „Die Katholische Kirche hat dies stets gefördert und so dem Land viele Impulse gegeben“, sagte Marketz.
Michael Aichholzer, Geschäftsführer des Kärntner Bildungswerks und Obmann der Plattform Erwachsenenbildung Kärnten/Koroška, bezeichnete das Diözesanhaus als „Ort der Bildung und der Zivilcourage“. Die zahlreichen Einrichtungen würden die „Vielfalt des Bildungsangebotes“ zum Ausdruck bringen.