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“70 Jahre Kriegsende”: Veranstaltung zu “Kärntens Kirche im Nationalsozialismus”

Leiter des Diözesanarchivs Tropper analysiert ambivalente Rolle der Katholischen Kirche Kärntens

Historiker Tropper analysiert ambivalente Rolle der Katholischen Kirche Kärntens.  (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)
Historiker Tropper analysiert ambivalente Rolle der Katholischen Kirche Kärntens. (© Foto: Pressestelle/Eggenberger)

Klagenfurt, 22. 5. 15 (pgk). Im Rahmen des Gedenkjahres anlässlich „70 Jahre Kriegsende“ stand gestern Abend im Klagenfurter Diözesanhaus „Kärntens Kirche im Nationalsozialismus“ im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit Vorträgen der beiden Wissenschafter Univ. Doz. Dr. Peter Tropper, Leiter des Diözesanarchivs, und Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner, Vorsitzender des Mauthausen Komitees. Tropper sprach in seinem Vortrag mit dem Titel „Brückenbau – Verfolgung – Widerstand“ von der Katholischen Kirche in Kärnten während der Zeit des Nationalsozialismus „zwischen den Positionen einer verfolgten, leidenden Kirche und einer schweigenden, die Verbrechen des Nationalsozialismus duldenden Kirche“. Im Gegensatz zum damaligen Gurker Bischof Adam Hefter sei der ihm zur Seite gestellte Weihbischof und Kapitularvikar Andreas Rohracher dem nationalsozialistischen Regime „mit Entschiedenheit und Courage“ entgegen getreten und habe sich, so Tropper, „vehement und unter Hintansetzung persönlicher Risiken und seiner Freiheit der Euthanasie, der Tötung von Behinderten und Geisteskranken entgegengesetzt und scharf gegen die zwangsweise Aussiedlung slowenischer Familien in Kärnten protestiert“. Wiederholt habe Rohracher gegen das Vorgehen der Machthaber gegen die slowenische Bevölkerung in Kärnten und in Oberkrain bei den staatlichen Behörden interveniert. Unterstützt worden sei Rohracher dabei vom Kanzler des Ordinariats, Dr. Joseph Kadras, „der sich für eine Unzahl von Personen, die das Regime aus verschiedensten Gründen verfolgte, eingesetzt hat“. Markstein im systematischen Kampf von Staat und Partei gegen die christliche Weltanschauung sei, so Tropper, neben der Abschaffung des Religionsunterrichtes „die Knebelung der kirchlichen Presse“ gewesen. Das Herz-Jesu-Jahr der Diözese Gurk 1942/43 sei, so Tropper, ein „eminentes Zeugnis christlich-katholischen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime“. Eine weitere Form des christlich motivierten Widerstandes zeigte sich in der „Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs“, deren „geistiges Haupt“ in Klagenfurt der Geistliche Dr. Anton Granig – er wurde am 11. August 1944 zum Tode verurteilt – war. Tropper zog traurige Bilanz: „Von den insgesamt 22 in die nationalsozialistischen Konzentrationslager eingelieferten Kärntner Geistlichen waren zwölf slowenisch sprechende Priester und ein Theologe, drei deutsch spre­chende Kärntner Priester, drei reichsdeutsche Geistliche, ein Jesuitenpater, ein polnischstäm­miger Ordensmann sowie ein ehemaliger Gurker Diözesanpriester. Davon haben acht Geistli­che das KZ nicht überlebt, einer starb noch vor Kriegsende an den Folgen seiner Haft. Durch Kriegseinwirkung fanden vier Priester, 14 Theologen und zwei Ordensbrüder den Tod.“ Von den zahlreichen christlichen Laien, die an den Folgen des Nationalsozialismus litten, verfolgt wurden und zu Tode kamen, nannte Tropper exemplarisch die Pfarrhaushälterin Josefa Sumper aus St. Egyden an der Drau, die im Konzentrationslager Ravensbrück getötet wurde, und die aus Metnitz stammende Krankenschwester Maria Stromberger, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ihren Dienst versah und durch ihre von christlicher Nächstenliebe getragenen Hilfsaktionen für die Häftlinge zum „Engel von Auschwitz“ wurde.

Dr. Gstettner beleuchtete in seinem Vortrag die Geschichte des Diözesanhauses in der Zeit von 1938 – 1945. Im damals als „braunes Haus von Klagenfurt“ bezeichneten Gebäude war die Landesbauleitung untergebracht. Von hier aus wurde der Bau des Loibltunnels mit KZ-Häftlingen aus Mauthausen betrieben.