“Gewand aus Licht“
Installation von Johanes Zechner für Kunst im Dom 2011
Die Kunst-Installation von Johanes Zechner im Klagenfurter Dom greift in diesem Jahr "das weiße Gewand" auf, das Christen an die Taufe erinnert. von Karl-Heinz Kronawetter


Mit der diesjährigen Kunstinstallation im Dom zu Klagenfurt, die während der Fastenzeit diesem besonderen Ort des Dialoges zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst einen weiteren Akzent hinzufügt, wurde der renommierte Kärntner Künstler Johanes Zechner beauftragt.
>Gewand aus Licht<
Seine Rauminstallation >Gewand< für die Programmreihe KUNST IM DOM ist gegensätzlich aufgebaut. So wird der Kirchenjahreszeit gemäß im Hauptschiff, mitten im Kirchenvolk, das Grau von Asche in Form von Bleitafeln sichtbar gemacht, die auf die Kirchenbänke appliziert wurden. Auf diesen bleischweren Untergrund hat der Künstler mit weißer Farbe Hoffnungstexte der 2009 verstorbenen dänischen Dichterin Inger Christensen geschrieben.
Der Blick nach vorne in das Presbyterium der Domkirche lässt die Dynamik erahnen, die dem zeitlichen Spannungsbogen entspricht, den die Kirche in der vorösterlichen Bußzeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag in ihrer Liturgie entfaltet. Der Künstler taucht das Presbyterium/den Altarraum des Domes in das weiße Licht der Auferstehung. Als „Lichtfänger“ und Reflektoren dienen ihm dabei ein großes, den gesamten Hochaltar verdeckendes Fastentuch-Netz und ein Mobile. Auf ein feines Netz wurden unter der Mithilfe von Schülerinnen der HLW St. Peter / Višja Šola Št. Peter des Konventes der Schulschwestern über 250 weiße Kinderbekleidungstücke genäht, die der Künstler monatelang gesammelt hat. Es sind keine "neuen Kleider", sondern Sammelstücke mit einem konkreten Lebensbezug, die hier frisch gebleicht in den Kontext eines Sakralraumes gehängt werden. Dem Fastentuch-Netz vorgelagert sieht der Dombesucher ein mit weißen Gewändern (Tauf- und Erstkommunionkleidern) behängtes Mobile, das sich langsam und erhaben im Kirchenraum bewegt. Diese in der Manier der arte povera zu verstehenden Interventionen treten mit dem dominanten, prachtvollen Barock der Domkirche in ein spannungsvolles Wechselspiel. So wird zum Beispiel das tänzerische Auf und Ab der kleinen Engelsfiguren in der nordseitig dargestellten Apotheose des hl. Nepomuk durch die "bewegten" weißen Christenkleider aufgenommen und in einer Drehbewegung fortgesetzt.
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. (Gal 3,27)
Der Künstler Johanes Zechner erklärt, warum er für diese Kirchenraum-Installation Gewänder verwendet: „Ich erzeuge eine Emotion, indem ich unsere zweite Haut - die zivilisatorische - in einen Sakralraum hänge. Ich bilde aber auch Rituale ab, indem ich Taufkleid oder Erstkommunionkleid in einem Raumbild verwende.“
Und Bischof Alois Schwarz schreibt in seinem Vorwort zum Programmheft, dass uns das weiße Gewand an unsere Taufe erinnern soll: „Vielen kommt dabei wieder in den Sinn, wie der Taufspender das Kind in ein weißes Kleid hüllt und dabei spricht: 'In der Taufe bist du eine neue Schöpfung geworden und hast – wie die Schrift sagt – Christus angezogen. Das weiße Gewand sei dir ein Zeichen für diese Würde. Bewahre sie für das ewige Leben.' Die eigentliche Würde des Menschen kommt nicht von den teuren Stoffen und den modernen Markennamen, sondern vom verklärten und auferstandenen Christus, dessen Gewand weiß wie das Licht ist (vgl. Mt 17,2)."
Die vorösterliche Fastenzeit war für die alte Kirche auch eine geprägte Zeit der Taufvorbereitung. Die Taufkandidaten (lat. candidus = leuchtend weiß) waren in weiße Kleider gehüllt, denn sie haben in der Taufe das "weiße Gewand Christi" angezogen. Die Feier dieses christlichen Grundsakramentes ist heute noch eine "fête blanche" der tiefsinnigen Art.
GIB UNS PLATZ DAZU EINE
STERBLICHE FORM VON
UNSTERBLICHKEIT
ZU LIEBEN
Dieser und drei weitere Texte von Inger Christensen sind auf Bleiplatten zu lesen. Sie können als Fluchtversuche aus der Bleischwere des Alltags verstanden werden, als ein Sich-Ausstrecken hin zur tänzerischen "Leichtigkeit der Auferstehung".
Liturgie, Kirchenkonzerte und Dialog mit Schriftsteller/innen
Kunst im Dom 2011 steht auch in diesem Jahr wiederum im Kontext der Liturgie der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern. Besondere musikalische Akzente setzt die Dommusik Klagenfurt bei der Gestaltung der Sonn- und Feiertagsliturgien. Zudem werden in der Fastenzeit auch drei Konzertveranstaltungen in der Domkirche stattfinden. Kunst im Dom setzt in diesem Jahr zudem auch einen Literaturschwerpunkt. So werden in den Sonntagabendmessen der Fastenzeit Schriftsteller-/innen gemeinsam mit Dompfarrer Dr. Peter Allmaier in Form einer Dialogpredigt über das Tagesevangelium sprechen ...
Detailinformationen und Terminübersicht finden Sie im angefügten PDF-Programmheft.
Kontaktadresse:
Dompfarre St. Peter und Paul
Lidmanskygasse 14 – 9020 Klagenfurt
0463 54950
office@dom-klagenfurt.at
www.dom-klagenfurt.at