Wo steht mein Stern?

Ein spiritueller Impuls von Seelsorgeamtsdirektorin Anna Hennersperger für das Hochfest „Erscheinung des Herrn“

„Keine Macht der Welt sollte uns daran hindern, die Fährte der Sehnsucht aus den Augen zu verlieren und dem Stern der Gottsuche auf der Spur zu bleiben“, schreibt Anna Hennersperger in ihrem geistlichen Impuls zum Hochfest der „Erscheinung des Herrn“. (© Foto: Wikicommons - B. Werner / public domain - Geburtskirche Bethlehem)
„Keine Macht der Welt sollte uns daran hindern, die Fährte der Sehnsucht aus den Augen zu verlieren und dem Stern der Gottsuche auf der Spur zu bleiben“, schreibt Anna Hennersperger in ihrem geistlichen Impuls zum Hochfest der „Erscheinung des Herrn“. (© Foto: Wikicommons - B. Werner / public domain - Geburtskirche Bethlehem)
Stern in der Geburtskirche von Bethlehem (© Foto: wikicommons / Public Domain - B. Werner)
Stern in der Geburtskirche von Bethlehem (© Foto: wikicommons / Public Domain - B. Werner)

Wohin zieht es mich? Was wird die nächste Station auf der Reise sein? Wie klar ist das Ziel? Was hilft zur Orientierung?

Das sind Fragen, die gut in den Anfängen eines neuen Kalenderjahres zu stellen sind. Sie gehören aber generell als Begleitfragen zum Lebensweg. Sie können helfen, über die Anforderungen des Alltags hinaus, die je eigene Berufung nicht aus dem Blick zu verlieren.

Symbolkraft der Sterne

„Binde deinen Karren an einen Stern“. Leonardo da Vinci ermunterte mit dieser schönen Aufforderung seine Zeitgenossen, wohl wissend, dass Sterne Symbolkraft haben. Sternstunden oder Highlights nennen wir besondere Augenblicke, in denen ein Ziel erreicht, ein Wunsch erfüllt wurde, oder etwas geglückt ist.
Auch die Sterndeuter aus dem Osten folgen einem Stern, ihrem Stern. Er hat sie in Bewegung gebracht und leitet sie auf ihrer spannenden Reise, deren Zielort sie nicht kennen. So geschieht es, dass sie statt beim ohnmächtigen Kind dann zuerst einmal in Jerusalem, am Hof des Mächtigen ankommen. Dieser versucht, sie für seine Interessen zu instrumentalisieren. Sie sollen ihm helfen, seine Macht zu erhalten.
Die Versuchung, den eigenen Stern der Lebensberufung aus dem Auge zu verlieren und sich stattdessen an die Mächtigen zu halten, kann auch jeden und jede von aus überkommen.
Wir können ihr widerstehen lernen, indem wir innehalten, unseren Standort wahrnehmen und überprüfen und gegebenenfalls auf den Weg zurückzukehren, den wir verlassen hatten. Keine Macht der Welt sollte uns daran hindern, die Fährte der Sehnsucht aus den Augen zu verlieren und dem Stern der Gottsuche auf der Spur zu bleiben.

Von Gott reden heißt vom Menschen reden

So kommen die Magier ans Ziel und finden ein hilfloses Kind. Das ist die anregende weihnachtliche Botschaft, die durch dieses Jahr begleiten und leiten kann: Wer Gott sucht, kommt immer beim Menschen an, bevorzugt bei den Armgehaltenen und Ohnmächtigen. Es gibt keinen anderen Weg. Der Theologe Karl Rahner hat dies in die Kurzformel gebracht: Rede von Gott ist Rede vom Menschen.
Deshalb ist es folgerichtig, dass die Sternsinger, die in diesen Tagen von Haus zu Haus gegangen sind, die Gaben denen zukommen lassen, die in Not sind. Vielleicht sind das die wahren Sternstunden: In den Augen derer, die es in vielfältiger Weise im Leben schwer haben, das Antlitz Gottes zu erkennen.
Wo steht Ihr Stern gerade und wohin zieht es Sie?