Der Palmsonntag ist ein Königsfest

Geistlicher Impuls von Generalvikar Engelbert Guggenberger für den Palmsonntag

„Wer hat denn mehr Würde als der, der Ohnmacht und Scheitern durchstehen kann, ohne an sich selbst und den Menschen zu verzweifeln? Was ist königlicher, als Würde zu bewahren mitten im Leid, Spott und Unrecht?“, schreibt Generalvikar Guggenberger in seinem geistlichen Impuls für den Palmsonntag. (© Foto: Stiftung Kirchendecke Zillis (Bearbeitung: Internetredaktion / KHK))
„Wer hat denn mehr Würde als der, der Ohnmacht und Scheitern durchstehen kann, ohne an sich selbst und den Menschen zu verzweifeln? Was ist königlicher, als Würde zu bewahren mitten im Leid, Spott und Unrecht?“, schreibt Generalvikar Guggenberger in seinem geistlichen Impuls für den Palmsonntag. (© Foto: Stiftung Kirchendecke Zillis (Bearbeitung: Internetredaktion / KHK))
Generalvikar Dr. Engelbert Guggenberger (© Foto: Pressestelle / Neumüller)
Generalvikar Dr. Engelbert Guggenberger (© Foto: Pressestelle / Neumüller)

Der Palmsonntag ist ein Königsfest. Aber wie soll man es feiern, wenn in der heutigen Kultur kein überzeugendes Königsbild mehr vorhanden ist? Der Maler der Bilddecke des Kirchleins von Zillis im Kanton Graubünden weiß sich zu helfen. Im Mittelpunkt seines Bildes der Dornenkrönung stellt er Jesus dar. Aufrecht und majestätisch steht er da, ein Schilfrohr als Szepter in der Hand, den offenen, ruhigen Blick aus dem Bild heraus auf den Betrachter gerichtet. Zwei Soldaten sind eben daran, ihm die Dornenkrone aufzusetzen. Meisterhaft verstand es der Künstler zu zeigen, dass sie, ohne es zu wissen, den einzigen wahren König krönen. Wer hat denn mehr Würde als der, der Ohnmacht und Scheitern durchstehen kann, ohne an sich selbst und den Menschen zu verzweifeln? Was ist königlicher, als Würde zu bewahren mitten im Leid, Spott und Unrecht? Welch größeren Sieg kann man sich vorstellen als bereitwillig durch Leiden und Tod hindurchzugehen, um den anvertrauten Menschen eine neue, bessere Zukunft zu ermöglichen? Der Künstler unterstreicht diese Aussage noch dadurch, dass er mit diesem Bild den Jesus-Zyklus von Zillis beendet. Es gibt kein Bild der Auferstehung oder Himmelfahrt. Es ist nicht mehr nötig; denn hier ist schon alles gesagt, was über Jesus zu sagen ist: Ja, er ist ein König, wenn auch einer, der alle menschlichen Vorstellungen überschreitet.