Asche aufs Haupt streuen

Ein geistlicher Impuls für den Aschermittwoch von Pfarrer Johannes Staudacher

Kirche ist eine Gemeinschaft der Umkehr

„Bedenke, Mensch, dass du (!) Staub bist…“ Wir sind immer in Gefahr. Wir sehen die Fehler der anderen und vergessen das Klopfen an die eigene Brust. Unsere Mediengesellschaft verstärkt das wohl auch noch. Wir können Zuschauer sein und Zuhörer, wenn Fehler aufgedeckt werden. Seit Wochen ist das auch in der Kirche Kärntens Wirklichkeit. Hoffentlich führt es zu einer heilsamen Entwicklung. Der Aschermittwoch aber ruft jeden von uns dorthin. Er sagt jedem von uns: Auch du bist Staub! Auch du bedarfst der Umkehr!

Umkehr im Zeichen der Hoffnung

„Kehre um und glaube an das Evangelium!“ Glaube, dass dein Gott auf deine Umkehr wartet und dir entgegenkommt. Wie der barmherzige Vater dem verlorenen Sohn entgegenläuft, so eilt Gott auf dich zu. Deine Umkehr macht es Gott möglich, dir Gnade und Erlösung zu schenken. Das Evangelium deckt nicht zu, was falsch war. Aber es sagt: Gott beschenkt den, der „am Boden“ gelandet ist. Am Boden seiner eigenen Realität. Gott hebt den auf, der mit den Worten des Zöllners ehrlich betet: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Er hebt nicht den auf, der auf andere hinzeigt und sich für besser hält.

„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist …“ (Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist …“ (Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Das Aschenkreuz führt zur Versöhnung

Das Aschenkreuz ist jedem angeboten. So schafft es eine neue Verbundenheit. Nicht im oberflächlichen Sinn: „Der Mensch ist eben so, wir alle haben unsere Fehler und ‚Schwamm drüber!’…“ Dieser Schwamm, der nach Barmherzigkeit zu riechen scheint, ist in Wirklichkeit ein Schwamm der Gleichgültigkeit. Das falsch Gelebte wird hier bagatellisiert. Das ist auch Unglaube: In der Bagatellisierung des Falschen glauben wir nicht, dass Gott uns neu machen, echt machen kann. Nein, das Aschenkreuz schafft eine viel tiefere Verbundenheit: Im Kreuz Jesu, in seinem Leiden sind wir eins. Mit seiner Liebe geht Jesus in die Gottverlassenheit und schenkt der Welt von neuem die Gegenwart Gottes. In diesem Geliebt-Werden sind wir alle gleich. Alle gleich gemeint, vom gleichen Blut rein gewaschen. So wie wir alle Staub sind, so sind wir alle geliebt. Wir, die wir zunächst der Liebe so fern sind. Das Lieben-Können fällt uns so schwer, die Wahrheit leuchtet so wenig auf in unserem Leben. Aber wenn wir durch 40 Tage und 40 Nächte – so lange dauert die Fastenzeit – den Weg der Heimkehr gehen, dann werden wir der Liebe näher kommen. Der Liebe Gottes, die uns liebt – und der Liebe zueinander, die auf diesem Weg wachsen kann.

Der Trost der Segnung

Wir empfangen das Aschenkreuz auf einem Lebensweg, der schon Jahrzehnte dauert. Gott „tauscht uns nicht aus“ wie ein unzufriedener Teamchef bei schlechter Leistung seine Spieler austauscht. Gott arbeitet mit uns weiter. Er segnet unsere Umkehr. Und damit segnet er auch das Gute, das es auf unserem Weg bereits gegeben hat. Sonst gäbe es das Aschenkreuz nur einmal im Leben, wir wiederholen es jedoch. Weil Gott weiß, dass wir Zeit brauchen. Es ist wie bei der 40-jährigen Wanderung Israels durch die Wüste: Gott ging mit ihnen und wurde ihrer nicht müde. So sagt Gott auch heuer zu uns: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Das bittere Zeichen der Asche soll uns wecken. Die Treue Gottes aber darf uns trösten.