Pilgerreise durch die Toskana – Auf den Spuren von Glauben, Kunst und Geschichte
Ein Reisebericht
Pilgerreise durch die Toskana – Auf den Spuren von Glauben, Kunst und Geschichte
Mit einem sonnengelben Ebner-Bus machten wir uns auf den Weg nach Italien.
Die erste Station war Mantua, wo Renaissance und Geschichte Hand in Hand gehen. Die Stadt der Gonzaga atmet Kultur und erinnert an den Freiheitskämpfer Andreas Hofer, der hier 1809 sein Leben ließ.
Weiter führte uns die Route nach Modena, da bestaunten wir diesmal aber nicht den ehrwürdigen Dom, denn besonders eindrucksvoll war für uns Musikfreunde der Besuch im Haus von Luciano Pavarotti. In diesem, seinem letzten Wohnort in dem er 2007 starb, wandelten wir durch die Räume, die einst der große Tenor mit Leben füllte. Erstaunlich unaufgeregt und ohne neureichem Protz. Ein Konzert junger vietnamesischer Musiker verlieh dem Besuch eine besondere Note.
Am Abend erreichten wir unser Hotel in Montecatini Terme, wo uns die toskanische Küche ab dem ersten gemeinsamen Abendessen verwöhnte.
Dienstag führte uns die Reise nach Lucca, eine Stadt voller Anmut. Die gewaltige, vollständig erhaltene Stadtmauer lud zu einem Spaziergang ein und bot uns herrliche Ausblicke. Im Dom San Martino konnten wir den filigranen Campanile besteigen und das prachtvolle Renaissancegrab der Fürstin Ilaria del Carretto bewundern. Der Glanz dieser Kunstwerke ließ uns verweilen. Einen besonderen Akzent setzte der Besuch beim Geburtshaus von Giacomo Puccini, dem großen Komponisten, dessen Musik die Sehnsucht nach Liebe und Freiheit in unvergessliche Melodien kleidet.
Am Nachmittag erreichten wir Pisa. Mit der Tschutschu-Bahn fuhren wir bis nahe an das Herzstück der Stadt – die Piazza dei Miracoli. Sie beeindruckte uns mit ihrer Harmonie von Dom, Baptisterium und dem berühmten Schiefen Turm. Das Baptisterium, das größte der Christenheit, beeindruckten uns durch schlichte Ausstattung, enorme Größe und erstaunliche Akustik. Diese Bauwerke sprechen von einer Stadt, die einst Weltgeltung anstrebte. Doch die Pest des Jahres 1348 und eine verlorene Schlacht gegen Siena ließen den Traum zerbrechen. Geschichte und Glaube begegnen sich hier auf besondere Weise – in Steinen, die sowohl Macht als auch Vergänglichkeit verkünden.
Nach San Gimignano, einem Ort, der wegen seiner hoch aufragenden Geschlechtertürme oft als „Manhattan des Mittelalters“ bezeichnet wird, führte uns der Weg am Mittwoch. Einst gab es hier über siebzig dieser steinernen Symbole von Reichtum und Macht, heute prägen noch vierzehn Türme die Silhouette der Stadt. Sie erzählen von einer Zeit, in der wohlhabende Familien in einem regelrechten Wettstreit immer höher bauten, um ihren Rang zu zeigen. Die Stadt verdankte ihren Wohlstand vor allem dem Handel mit Safran, der in Europa als Gewürz und Heilmittel begehrt war. Ebenso profitierte San Gimignano von seiner Lage am mittelalterlichen Pilgerweg „Via Francigena“, der Gläubige von Frankreich nach Rom führte. Reisende aus aller Herren Länder brachten Kultur, Handel und neue Ideen in die Stadt. Im Palazzo Comunale hielten wir inne im historischen „Sala di Dante“, dem Ratssaal, in dem Dante Alighieri am 7. Mai 1300 als Gesandter von Florenz auftrat.
Im Dom, der Pieve di Santa Maria Assunta, begegneten uns Fresken von Taddeo di Bartolo, die das Jüngste Gericht zeigen: Hölle und Paradies verschmelzen in bildgewaltiger Darstellung, Satans schreckliche Fratzen verschlingen Verräter wie Judas, Brutus und Cassius – eine direkte Anspielung an Dantes Inferno. Vor dem Höllenfresko hielten wir inne – eine eindringliche Erinnerung daran, wie stark mittelalterliche Kunst den Glauben und die Vorstellung von Ewigkeit prägte.
- „Ihr werdet in der Liebe wachsen, indem ihr sie lebt."
- "Die Liebe Gottes erkennt man daran, dass sie nie müde wird.“ (hl. Katharina von Siena)
Schließlich erreichten wir Siena. Hier gedachten wir besonders der heiligen Katharina. Ihre Worte gaben unserem Pilgern Tiefe, während wir den prachtvollen Dom, die muschelförmige Piazza del Campo und die farbenfrohen Contrade erlebten.
- „Seid, wie ihr sein sollt, und ihr werdet Feuer entfachen.“
- "Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten". (hl. Katharina von Siena)
Den Abschluss dieses Tages bildete ein stiller Höhepunkt. Die Ruine der Abtei von San Galgano. Ohne Dach, vom Himmel überwölbt, sprach dieser Ort von der Vergänglichkeit und zugleich von Hoffnung.
Donnerstag erwartete uns Florenz, die Stadt der Medici, Michelangelos und Dantes. Schon beim Betreten des Piazza della Signoria spürten wir die Energie einer Stadt, die Geschichte geschrieben hat. Kirchen und Paläste erzählten von Glanz und Macht: in Santa Croce fanden wir die Grabstätten großer Persönlichkeiten, im Dom Santa Maria del Fiore staunten wir über Brunelleschis kühne Kuppel - die einige von uns bestiegen. Der Geist der Renaissance ist in Florenz allgegenwärtig – in Galerien, auf Plätzen und in jedem Kunstwerk. Auch das Schicksal Savonarolas, der auf der Piazza verbrannt wurde, mahnte uns an die Zerbrechlichkeit von Macht und Überzeugung. Florenz ließ uns eintauchen in eine Welt, die uns lehrt, Schönheit als Geschenk Gottes zu betrachten. Einige besuchten den mächtigen Palazzo Pitti, einst Residenz der Medici. Er beeindruckt durch seine Größe und seine kostbaren Kunstsammlungen (Tizian, Peter Paul Rubens, Raffael ....). Hinter den Mauern öffneten sich uns die Boboligärten – ein Meisterwerk barocker Gartenkunst, das Natur und Architektur harmonisch verbindet. Ein Ruheplatz mitten im pulsierenden Florenz.
Ein Abstecher nach Vinci ließ uns über das Schaffen Leonardo da Vincis staunen – seine Ideen, Skizzen und Maschinen gaben Einblick in das Denken eines Genies. Den Freitag beschlossen wir bei einer Weinverkostung auf einem toskanischen Gut, mit viel Sonne, einem unglaublich schönen Ausblick in die toskanische Landschaft, gutem Essen und guter Gemeinschaft.
Auf der Rückfahrt am Samstag, machten wir Halt in Palmanova, wo wir in der Kathedrale die heilige Messe feierten. Unser Pilgerchor unter der Leitung von Hannes Klammer umrahmte musikalisch so beeindruckend, dass sehr viele Dombesucher:innen am Gottesdienst teilnahmen. Ein Historienspektakel - „Palma alle Armi 1809 l'Assedio“ - mit Trommeln, Fahnen und Darstellern aus der napoleonischen Zeit bildete den heiteren Abschluss unserer Reise.
Erfüllt von all den wunderbaren Eindrücken einer intensiven Woche kehrten wir nach Villach zurück und danken unserem Pfarrer Dr. Pirker für seine interessanten Erklärungen und dafür, dass er uns an seinem Wissen teilhaben lässt. Die Toskana hat uns reich beschenkt: mit Schönheit, Kultur, Glauben und der Erfahrung lebendiger Gemeinschaft.
So bleiben wir, getragen von Katharinas Vermächtnis, Pilger der Hoffnung.