Pfarre

Villach-St. Jakob

Geistlicher Adventskalender am 7. Dezember 2020

von Stadthauptpfarrer Dr. Richard Pirker

Heute gedenkt die Kirche des hl. Ambrosius, Bischof von Mailand, der mit seinen Texten und Liedern gegen die neuen Strömungen angesungen und gepredigt hat. Der Großteil seiner Verkündigung bestand aus Schriftdeutung, wobei er dies mit seiner griechisch-neuplatonischen Bildung und dem römischen Staatsdenken genial zu verbinden wusste, ohne die Gottheit Christi und seine Fleischwerdung in Jesus von Nazareth aufzugeben. In abgewandelter Form können wir heute noch ein Lied von ihm im Gotteslob finden, das ursprünglich gar nicht für die Weihnachtszeit gedichtet worden war: „Veni, redemptor gentium“: Komm, der Heiland der (Heiden-)Völker“ oder wie es von M. Jeny 1971 so schön übertragen wurde: „Komm, du Heiland aller Welt“. Martin Luther hat es wortgetreu übersetzt: „Komm, der Heiden Heiland“ und später vertonte dies J. S. Bach in einem Choral so genial.

Komm, du Heiland aller Welt;

Sohn der Jungfrau, mach dich kund.

Darob staune, was da lebt:

Also will Gott werden Mensch.“

„Nicht nach eines Menschen Sinn,

sondern durch des Geistes Hauch,

kommt das Wort in unser Fleisch

und erblüht aus Mutterschoß.“

„Wie die Sonne sich erhebt

und den Weg als Held durcheilt,

so erschien er in der Welt,

wesenhaft ganz Gott und Mensch.“

Glanz strahl von der Krippe her,

Neues Licht entströmt der Nacht.

Nun obsiegt kein Dunkel mehr,

und der Glaube trägt das Licht.

Ursprünglich begann dieser Hymnus mit einem Psalmwort: „Intende, qui regis Israel“ – Höre, der du Israel weidest wie eine Herde. Ambrosius nimmt die Wirklichkeit der Gott-Menschwerdung ganz ernst, da kann der Mensch nur staunen. Wäre es nach Menschenart, wäre Jesus vielleicht ein gottbegnadeter Mensch, für die Römer ein Halbgott, aber er ist mehr: Er ist das Wort, das Gott in diese seine Schöpfung ausspricht, das aus einem Mutterschoß seinen ersten Schrei setzt. So wie die Sonne mit ihrer Laufbahn, wie es Helios uns anzeigt, ist er die wahre Sonne, er ist wörtlich der „Gigant“, der die Welten durchstreift und in beiden Wesenarten ganz da ist: Mensch und Gott. Doch Gott kommt mit einem Licht, das wir ertragen, das aufstrahlt und uns dennoch nicht verbrennt, das keine Dunkelheit mehr dunkel sein lässt und mit unserem Glauben die Welt in einem neuen Licht sehen lässt.

Lesung aus dem Buch Jesaja 35,1-10.

Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen. Eine Straße wird es dort geben; man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. Er gehört dem, der auf ihm geht. Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre. Es wird keinen Löwen dort geben, kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu finden. Dort gehen nur die Erlösten. Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.

Aus dem Gabengebet zum heutigen Heiligen

Allmächtiger Gott,

der Heilige Geist

schenke uns in dieser Opferfeier

das Licht des Glaubens,

das den heiligen Ambrosius befähigt hat,

deine Herrlichkeit zu verkünden.

Lass auch uns in diesem Licht

deine Wahrheit tiefer erfassen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.