Pfarre

Villach-St. Jakob

Geistlicher Adventskalender 19. Dezember 2020

von Stadthauptpfarrer Dr. Richard Pirker

O komm und errette uns, säume nicht länger!

Wir meditieren anhand der O-Antiphonen das Weihnachtsmysterium der Gottesgeburt aus Maria, der Jungfrau aus dem Volk Israel. John Henry Newman schrieb 1843 in sein geistliches Tagebuch: „Aus Mangel an Stoff; begab mich daran, die großen Antiphonen des Advents zu wiederholen.“ Die heutige Antiphon aus dem Abendgebet der Kirche lautet:

„O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen der Völker - vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger.“

Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja Jes 11,1-2.3b-16

Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er, sondern er richtet die Hilflosen gerecht / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen / mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen / mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, / Treue der Gürtel um seinen Leib.

Beim Lamm wird Gast sein der Wolf / der Leopard lagert beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, / das Kind streckt seine Hand in die Höhle der giftigen Viper. Nirgends handelt man böse, / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist angefüllt mit der Erkenntnis des Herrn, / so wie das Meer mit Wasser geflutete ist.

An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, / der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; / sein Wohnsitz ist prächtig. An jenem Tag wird der Herr seine Hand von neuem erheben, / um den übrig gebliebenen Rest seines Volkes zurückzugewinnen, von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, / von Elam, Schinar und Hamat / und von den Inseln des Meeres.

Zur Meditation: In einer Vision hebt der Prophet Bilder ins Bewusstsein, die unsere Alltagswelt sprengen: Es ist das Bild des Friedens, das Kennzeichen erlöster Welt. Die Erkenntnis Gottes bedeckt die Erde und alle Geschöpfe atmen diesen Geist. Erlöste Menschen leben aus der Nähe Gottes und seiner Wirklichkeit, so dass wir selbst zu Menschen dieser Welt Gottes werden. Aber ist unsere Erfahrung nicht die diametrale Spiegelung dessen. Hast und Hektik, die Gesetze des Stärkeren und des Arglistigen regieren, ja, selbst die schönste Beziehung zwischen Bruder und Bruder oder Mitmensch, die Freundschaft wird zum Deckmantel der Freunderlwirtschaft. Jeremia, der zweite große Prophet gibt die Richtung an: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und mein Gesetz in ihr Herz schreiben.“ (Jer 31,33). Bitten wir heute darum, dass die Gebote Gottes uns erfüllen wie das Wasser das Meer, dass wir Gottsuchende sind, die längst von Gott erwartet werden, dass wir eine Gesellschaft werden, wo Visionen sich im Leben abbilden und spiegeln.

Gebet

Allmächtiger Gott, schenke du dein Wohlwollen in unsere Herzen. Durch die Botschaft der Engel haben wir von deiner Menschwerdung in Jesus Christus, deinem Sohn, erfahren. Lass uns durch sein Leiden und Kreuz zur Auferstehung und zu einem Leben in Fülle in deiner Gegenwart gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.