Pfarre

Villach-St. Jakob

Die Pilgergruppe des Dekanats Villach-Stadt auf den Spuren der 2. Missionsreise des Apostel Paulus

Philippi, Thessalonich, Korinth und Athen

Ein Reisebericht.....

Wir (26 Mitreisende und zwei geistliche Begleiter ... Dr. Pirker und Mag. Biedermann) begannen mit unserer Spurensuche in Thessaloniki - der Hauptstadt Nordgriechenlands - trotz Flugverspätung. Paulus aber hatte schon so um das Jahr 49/50 die Stadt besucht und deshalb müsste der erste von ihm geschriebene Brief kurze Zeit später versendet worden sein, etwa im Jahr 50. Sein erster Brief an die Thessalonicher ist das älteste Dokument des Neuen Testaments. Der 2. Thessalonicherbrief wird wohl erst später, während seiner 3. Reise, entstanden sein.

2 Thess 3,10 u. 11

Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören aber, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen und alles Mögliche treiben, nur nicht arbeiten.

Die Pilgergruppe reiste weiter nach Kavala, wo der Apostelgeschichte zufolge, Paulus seine Missionstätigkeiten begonnen hatte. Von Kavala aus besuchten wir am nächsten Tag Philippi, die erste von Paulus geründete christliche Gemeinde auf europäischem Boden. Dort traf er auf die junge Lydia und befreite diese von einem Dämon. Sie und ihre Familie ließen sich taufen, waren somit Begründer des Christentums Vorort.

Phil 1,3 u. 5

Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an euch denke und danke Gott dafür, dass ihr euch gemeinsam für das Evangelium eingesetzt habt vom ersten Tag an bis jetzt.

Der Philipperbrief ist ein Gefangenschaftsbrief. Das passt sehr gut zur Haft des Paulus in Rom, deshalb wird Rom immer wieder als Abfassungsort des Philipperbriefs vermutet. Der rege Austausch zwischen dem verhafteten Paulus und der Gemeinde aus Philippi wird aber durch die weite Entfernung eher unwahrscheinlich. Daher ist wohl eher Ephesus (heute in der Türkei) als Abfassungsort anzunehmen. Dort hielt sich Paulus einige Zeit auf und spricht immerhin davon, in der Asia in Todesgefahr gekommen zu sein (2Kor 1,8f), was auf einen Prozess mit der Gefahr eines Todesurteils in Ephesus schließen ließe.

An der Taufstelle der Lydia feiern wir eine HL. Messe und besichtigen die Ausgrabungen… die röm. Agora, das Amphitheater, die vorhandenen Reste der Via Egnatia, die Umrisse der Basilika…

Die Reise geht weiter nach Veria, der Provinzhauptstadt 80 km westlich von Thessaloniki und 523 km nordwestlich von Athen (Provinz Makedonien). Zusammen mit Vergina und Pella ist Veria eine der Hauptstädte des makedonischen Königreiches. Das Denkmal „Der Schritt des Apostel Paulus“ erinnert an seine Predigten in der Stadt (am Eingang der byzantinischen Altstadt). Aus Thessaloniki geflohen, erreichte der Apostel Paulus zuerst Veria. In Veria wird er nicht so feindselig aufgenommen wie in Thessaloniki. Er predigte in Veria, musste aber vor den ihn verfolgenden Thessalonikern die Stadt verlassen. Er ließ Silas und Timotheus in der Stadt zurück, welche die erste christliche Gemeinde in Veria gründeten.

Etwa 10 km außerhalb von Veria befindet sich die Ausgrabungsstädte Vergina. Im sehr bedeutenden Museum von Vergina sind die Grabbeigaben der Königsgräber (von der Familie Alexanders des Großen) ausgestellt. Selbst das Grab von Philipp II., Vater von Alexander dem Großen, ist gefunden worden. Die Exponate sind von unglaublich feiner Handwerkskunst.

An der Olympischen Riviera entlang fahrend, kamen wir zu den Meteoraklöstern. Die stalagmitenartigen Felstürme sind teilw. über 300 m hoch und schon vor ca. 1000 Jahren zogen sich in diese einsame Gegend die ersten Eremiten zurück, im 14. Jh wurde mit dem Bau der (24) Klöster begonnen.

Die Pilger- und Studienreise führte auch zu den Ausgrabungen von Delphi und in das bedeutende Kloster aus dem 11. Jahrhundert – (H)Osios Lukas, mit seinen großartigen Mosaiken.

Auf Paulus Spuren gings dann nach Korinth. Das liegt etwa 75 km westlich von Athen. Der Isthmus wurde schon in der Antike mit Schiffen überquert, nämlich, indem sie auf Schiffskarren in vorgefertigten Spurrillen von Sklaven über die felsige Landenge gezogen wurden. Der Kanal von Korinth wurde 1893 eröffnet. Das Korinth zu Paulus Lebzeiten war eine multikulturelle und multireligiöse Stadt, geprägt von verschiedenen Ethnien. Als der Apostel Paulus die Stadt im Jahr 51 oder 52 zum ersten Mal besuchte, war Gallio, ein Bruder des Philosophen Seneca, Prokonsul. Paulus blieb dort 18 Monate lang (Apg 18,1–18).

Im Schatten der Bäume, mitten in den antiken, steinigen Zeitzeugnissen und begleitet von den orientalisch anmutenden Gesängen aus der nahen Griechisch-Orthodoxen Kirche feierten wir, ganz im paulinischen Sinne, eine Heilige Messe.

Und weil wir schon so nahe waren, besuchten wir auch noch die Hafenstadt Nafplio – in einer der vielen dortigen Tavernen haben wir sehr gut gespeist. Am Weg nach Athen hielten wir in einem Weingut und konnten uns vom Bemühen einer jungen Winzerin überzeugen.

Paulus hatte auf der Route von Makedonien nach Korinth auf Silas und Timotheus in Athen gewartet. Er nutzt die Gelegenheit zur Verkündigung. Während er sich in der athenischen Synagoge wie üblich an Juden und Gottesfürchtige wandte, sprach er auf der Agora die Passanten an, unter denen sich epikureische und stoische Philosophen befanden. Die erste Gruppe verspottete ihn, die anderen verdächtigten ihn, fremdartige Gottheiten zu verkünden.

Areopagrede

Als „Areopagrede“ wird die in Apg 17, 22b-31 dargestellte Paulusrede an die Zuhörer beim Areopaghügel in Athen bezeichnet, der geschichts- und kulturträchtigen Polis in Athen. Zugleich tritt er der altehrwürdigen Leitungs- und Gerichtsbehörde vor Augen (Apg 17, 16-22a und 32-34). Die in weiten Teilen philosophisch klingende Rede, Paulus wirkte "sokratisch", gilt als klassischer Beleg für die Begegnung zwischen urchristlichem Evangelium und griechischer Bildungswelt.

Die gut gelaunte Pilgergruppe konnte nicht nur die antiken Denkmäler Athens besuchen und das moderne Athen vom Bus aus betrachten, sondern auch das ziemlich neue Akropolismuseum besichtigen.

Bevor es zurück nach Hause ging, fuhren wir entlang der Attischen Riviera nach Kap Sounion, zu den Resten des Poseidontempels.

Mit dem Hohelied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief endet der Bericht zur Pilgerreise des Dekanats Villach-Stadt und gibt so das Schlusswort an den Apostel Paulus:

1 Kor 13, 1-13

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib opferte, um mich zu rühmen, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.