Pfarre

Thörl-Maglern

140 Jahre FF Thörl-Maglern

Feldmesse

Anlässlich des 140 jährigen Bestandsjubiläums der FF Thörl-Maglern fand am Sonntag eine Feldmesse mit anschließendem Frühschoppen beim und im Mehrzweckhaus Thörl-Maglern statt. Die Feldmesse musste leider aus organisatorischen Gründen als Wortgottesdienst gehalten werden und wurde dieser wetterbedingt vorsorglich vom „Felde“ in den kleinen Saal des Feuerwehrhauses verlegt.

Der Wortgottesdienst wurde von unserem Feuerwehrkurat Diakon Oskar Pöcher dem Anlass entsprechend besonders feierlich gestaltet. Gesanglich umrahmt wurde der feierliche und von der Pfarrgemeinde gut besuchte Gottesdienst von der Sängerrunde Thörl-Maglern unter August Dorn und dem Gemischten Chor Thörl-Maglern unter Gerald Rabitsch.

Wenn nun jemand fragt, was ist ein Feuerwehrkurat?: das ist ein geistlicher Betreuer bei der Freiwilligen Feuerwehr, der entweder ein Priester oder ein Diakon sein muss. Feuerwehrkuraten müssen dabei Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr oder einer Berufswehr sein und gehört zu ihren Aufgaben u.a. die Vorbereitung und Durchführung von Gottesdiensten, die religiöse Motivierung der Feuerwehrmitglieder sowie deren psychologische Betreuung.

Der hl. Florian ist Schutzpatron der Feuerwehren

Das zentrale Thema des Festgottesdienstes war diesmal nicht, wie man es bei einem Feuerwehrgottesdienstes erwarten würde, der Hl.Florian, sondern das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Der Hl. Florian wurde zwar kurz gestreift, war aber kein zentrales Thema. Trotzdem eine kleine Expertise. Was machte eigentlich den Hl.Florian zum Schutzpatron der Feuerwehr?

Florian war ein Kelte und wurde im 3.Jahrhundert n. Christus in einem Dorf bei Wien (Vindobona), also in Pannonien, einer Provinz des römischen Imperiums, geboren. Er machte im Laufe seines Lebens Karriere in der römischen Verwaltung und wurde Kanzleivorstand des Statthalters. Wann und wie Florian zum christlichen Glauben kam ist nicht bekannt, jedenfalls gehörte er dem damals im römischen Reich verbotenen Christentum an. Warum er dann vorzeitig den Ruhestand antrat, ist ebenfalls nicht bekannt. Ob Altersgründe maßgebend waren, oder er wegen seines Glaubens zwangspensioniert wurde, bleibt im Dunklen. Jedenfalls spielte sich der wichtigste Teil seiner Heilsgeschichte nach seiner Pensionierung ab. Florian, der dann in St.Pölten (Cetium) wohnte, erfuhr jedenfalls, dass in Lauriacum, dem heutigen Lorch, 40 Christen gefangen genommen und gefoltert wurden. Beim Versuch, diese zu retten, geriet er selbst ins Visier der römischen Strafbehörde, und als er sich weigerte, dem Glauben abzuschwören, wurde er selbst gefoltert und schließlich mit einem Stein beschwert (später wurde daraus ein Mühlstein) in die Enns gestoßen, wo er ertrank.

Schon bei seinem Tod rankten sich Legenden um das Geschehene, so soll sein Leichnam ans Ufer gespült worden sein, wo ihn ein Adler bewachte, bis ihn eine Frau namens Valeria ordnungsgemäß bestattete. Auf dem Weg zum Bestattungsort soll Florian eine Quelle entspringen haben lassen, den heutigen Florianibrunnen im Ort St.Florian. Über dem Grabe selbst wurde später das Stift St.Florian erbaut.

Warum aber der Schutzpatron der Feuerwehr, da doch Florian eigentlich ertränkt wurde, aber keinen Bezug zum Feuer hatte. Dies scheint auf eine Fehlinterpretation zurückzugehen und zwar auf den Wassereimer, mit dem der Hl.Florian schon auf frühesten Abbildungen dargestellt wurde. Der Eimer wurde fälschlicherweise dahingehend interpretiert, dass er zum Feuerlöschen Verwendung fand, obwohl die Darstellung vielmehr als Symbol für das Ertrinken zu deuten wäre, was nach der Todesart wohl das Naheliegendste wäre. Nichts desto trotz wurde sohin der Hl.Florian im Laufe der Zeit zum Patron der Feuerwehr, dargestellt in der Regel als römischer Legionär, mit Wasserkübel, nunmehr als Synonym des Löschens, mit Fahne und einem brennenden Haus, auf das sich meist das Wasser aus dem Kübel ergießt, und manchmal zusätzlich mit einem Mühlstein. Der Gedenktag des Heiligen ist der 4.Mai, dessen Todestag, und wird noch heute von den Feuerwehren als Florianitag feierlich begangen. Dass der Hl.Florian auch der Schutzpatron der Bäcker, Rauchfangkehrer, der Bierbrauer, Gärtner, Böttcher, Töpfer, Schmiede, Seifensieder, von Polen, Oberösterreich und Linz und bei Brandwunden und gegen Feuer und Dürre ist, ist wohl den Wenigsten bekannt. Der Hl.Florian zählt zu den 14 Nothelfern, deren Verehrung im Laufe der Zeit ab dem Spätmittelalter, so ab dem 14.Jahrhundert, begann und welche in einer ganz bestimmten Reihenfolge angerufen werden.

Aber zurück zum zentralen Thema des Gottesdienstes, zum Barmherzigen Samariter. Wer ist das? Und was hat dieser mit der Feuerwehr zu tun. Eigentlich nichts auf den ersten Blick.

Der "Barmherzige Samariter" handelt vorbildlich

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird uns im Evangelium des Lukas überliefert und gilt als Paradebeispiel zur tätigen Nächstenliebe.

Die Geschichte des Gleichnisses spielt sich zwischen Jerusalem im Gebirge und Jericho im Jordantal auf dem beschwerlichen, etwa 27 km langem und ödem, Teilstück des damaligen Haupthandelsweges zwischen Afrika und Asien ab. Dieses erwähnte Teilstück, ein Abstieg über mehr als 1000 Höhenmeter zwischen Jerusalem und Jericho, macht es den diesen Weg benutzenden Händler besonders schwer und Räubern besonders leicht.

Für die damaligen Priester galt die Vorschrift, dass sie sich nicht, abgesehen von engen Verwandten, an der Leiche eines Stammesgenossen verunreinigen, diese also nicht berühren dürfen. Hätte der Priester also den vermeintlichen Toten berührt, hätte er sich wegen des Verstoßes gegen das Gebot entweiht. Ebenso der Levit. Für diesen hätte dies eine rituelle Unreinheit bedeutet und hätte er am Ziel der Reise 7 Tage lang keine rituellen Handlungen vornehmen dürfen. Diese beiden stellen also die Gebote über alles und gehen, ohne sich überhaupt zu überzeugen, ob der Überfallene tot ist, oder, ob er noch lebt, die Gebote wichtiger als Hilfe einstufend einfach an dem verletzt Liegenden vorbei und ihres Weges.

Im Gleichnis Jesu hätte man sich nun als dritte Person einen jüdischen Laien erwartet, der Barmherzigkeit gezeigt und den Verletzten geholfen hätte. Aber nein, es ist ein Samariter. Die Samariter wurden zwar von den Juden als religiöse Verwandte, aber gleichzeitig als Abkömmlinge des Nordreiches (Samaria) angesehen, somit als Feinde, und daher von den Juden (Judäa) zutiefst verachtet. Denn die Samariter bewahrten im Gegensatz zum rabbinischen Judentum altertümliche Versionen der Religion, mit eigenem Heiligtum, eigener Liturgie und eigener hebräischer Überlieferung der Tora (hebräische Bibel).

Und gerade ein solcher, von den Juden verachteter Mensch, kümmert sich nicht um Gebote oder sonstige Vorschriften, nein, er half einfach den dort verletzt, geschlagen und ausgeraubten Menschen. Sein Mitgefühl, seine Fürsorge, die Wundversorgung, der Transport des Verletzten den Berg hinauf, die Unterbringung, die Vorkasse und die Ankündigung wiederzukommen, gibt dem Gleichnis die Wirkung, die dieses bewirken möchte, dass nämlich Nächstenliebe über allen Geboten und Vorschriften steht. Und jetzt schließt sich der Kreis, die Verbindung zur Feuerwehr. Denn die Feuerwehr erfüllt bei ihrem Wirken all diese aufgezählten Punkte, die der Samariter erfüllte. Ohne auf Stand, Herkunft und Sympathie zu achten steht an erster Stelle die Rettung, die Versorgung der betroffenen Menschen und Objekte. Nicht die konkrete Person oder das konkrete Objekt steht im Vordergrund, sondern nur der Umstand, dass Hilfe benötigt wird und zu gewähren ist. Das macht die Feuerwehr zum „Samariter“, die Nächstenliebe dem Hilfesuchenden gegenüber, ohne die näheren Umstände in Betracht zu ziehen. Und den Wert der Feuerwehr brachte dann auch Kurat Pöcher am Ende des Gottesdienstes in seiner heiteren Geschichte über die Erschaffung der Feuerwehr durch Gott auf den Punkt. Gott machte Überstunden, um die Feuerwehr zu schaffen, und der Engel zählte dazu alle Tugenden eines Feuerwehrmannes auf. Und daher hat das Thema des Gottesdienstes in Verbindung mit der Feuerwehr durchaus etliche Bezugspunkte zu dieser.

Abgeschlossen wurde schließlich der feierliche Gottesdienst zu Ehren des 140 - jährigen Bestehens unserer Wehr mit dem bewegenden Lied: „der Engel begrüßte die Jungfrau Maria“.

Frühschoppen mit Musik, Speis und Trank

Und anschließend wurde zum weltlichen Teil des Tages übergegangen, zum Frühschoppen, bei Musik, Speis und Trank. Nach den Ansprachen der Ehrengäste, zu denen auch der Bürgermeister der Marktgemeinde Arnoldstein Reinhard Antolitsch zählte, und der Ehrung verdienter Feuerwehrkameraden spielte die Eisenbahnermusik Arnoldstein zu Ehren der Feuerwehr auf. Abgewechselt wurde sie dann zu Mittag vom Oisternig Trio und ging der Frühschoppen mit diesen in einen Nachmittagsschoppen über. Die zahlreich erschienene Bevölkerung stellte durch ihre Anwesenheit jedenfalls ihre Wertschätzung, die sie unserer Feuerwehr entgegenbringt, eindrucksvoll unter Beweis.

Und im Gottesdienst wurde nicht nur der verstorbenen Kameraden gedacht, sondern auch um Segen für die oft gefahrvolle Tätigkeit gebetet.

Bericht: Dr. Gerhard Grubelnik, Fotos: eD