Kirche Maria Bichl
Lage und spirituelle Bedeutung
Nördlich von St. Peter in Holz erhebt sich auf einem sanft geschwungenen Hügel, umgeben von Feldern und Wiesen, die spätgotische Filialkirche Maria Bichl. Ihre ruhige, landschaftlich reizvolle Lage und ihre lange Geschichte machen sie zu einem besonderen Ort der Einkehr und Marienverehrung.
Seit Jahrhunderten kommen Gläubige hierher, um still zu beten, eine Kerze zu entzünden oder in den Marienmonaten Mai und Oktober an Andachten und Rosenkranzgebeten teilzunehmen. Die Kirche gehört zur Pfarre St. Peter in Holz und wird bis heute als Ort des persönlichen Glaubens gepflegt.
Eine fromme Legende – der Ursprung von Maria Bichl
Der Gründungslegende nach soll die Kirche ihren Ursprung einer tiefen Volksfrömmigkeit verdanken. Fromme Hirten hängten einst an einem besonders schönen Birkenstamm ein einfaches Marienbild auf. Täglich knieten sie davor nieder und baten um Schutz und Segen für ihr Hab und Gut. Als ihre Bitten erhört wurden, errichteten sie an dieser Stelle zunächst eine hölzerne Kapelle. Aus ihr entwickelte sich im Laufe der Zeit die Kirche, die einst als „Maria in den Birken“ bekannt war. Als die Birken später dem Wiesland wichen, blieb der Name „Maria am Bichl“ – ein Hinweis auf ihre Lage auf dem Hügel und auf ihre Wurzeln in einer lebendigen Glaubenstradition.
Geschichte und Baukunst
Die Kirche Maria Bichl wurde im Jahr 1390 erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige, spätgotische Kirchenbau stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts und zeigt sich bis heute in weitgehend ursprünglicher Form. Trotz kleinerer Umgestaltungen bewahrte sie ihre schlichte architektonische Klarheit und ihre besondere Ausstrahlung, die von vielen Besuchern als still und kraftvoll empfunden wird.
Architektur und Ausstattung
Maria Bichl ist ein kleiner, einschiffiger Bau mit einem steilen Satteldach und einem schmalen Westturm. Der Chor ist durch einen Triumphbogen vom Langhaus abgesetzt. Der barocke Hochaltar zeigt Maria mit dem Jesuskind – das zentrale Bildmotiv der Kirche. Das Innere ist schlicht gestaltet, aber gerade diese Einfachheit unterstreicht die besondere Geborgenheit des Raumes.
Zur Ausstattung gehören kleine Kreuzwegstationen, hölzerne Heiligenfiguren und Votivgaben früherer Jahrhunderte, die von der tiefen Frömmigkeit und Dankbarkeit vieler Gläubiger erzählen. Besonders stimmungsvoll wirkt die Kirche im weichen Licht des Morgens oder der Abenddämmerung.
Fastentuch
Das alte Fastentuch der Kirche Maria Bichl galt lange Zeit als verschollen, bis es im Jahr 1924 wiederentdeckt wurde. Nach einer sorgfältigen Restaurierung wird es heute alljährlich in der Christkönigskirche in Klagenfurt verwendet.
In der Kirche Maria Bichl selbst wird in der Fastenzeit ein neues Fastentuch gezeigt, das im Jahr 2000 vom Spittaler Künstler Peter Brandstätter gestaltet wurde. Es verhüllt in der österlichen Bußzeit den Hochaltar und zeigt ausschließlich Szenen aus der Passion Christi.
Wie es zur Entstehung und künstlerischen Umsetzung dieses Fastentuchs kam, schildert der Künstler selbst in seinen begleitenden Erläuterungen.
Gott zur Ehr' und Dank, den Menschen zum Bedenken.
"Seit einigen Jahren kann das alte Fastentuch von Maria Bichl in dieser Kirche - leider nur im Advent - gezeigt werden. Immer, wenn ich an Sonntagen davor saß, bedauerte ich, dass dieses schöne Tuch nicht in der passenden Fastenzeit hier hängen kann.
Ungefähr vor drei Jahren, an einem Advent-Sonntag, hatte ich plötzlich das Grundkonzept für ein neues Fastentuch in meiner Vorstellung. Bald folgten erste Skizzen, Komposition und Details wurden reifer und schließlich auch der Entschluss, ein neues Fastentuch für Maria Bichl zu malen.
Meine Absicht war, das Werk in klarer, gegenständlicher Bildsprache zu gestalten; ohne modernistische, oft undeutbare Gauklerei, für jeden verständlich und auch so, dass von hintersten Plätzen in der Kirche aus, das ganze Geschehen auf dem Tuch noch gut zu erfassen ist. Deshalb beschränkte ich mich auf wenige Personen und auch wenige Felder.
Das Tuch gliedert sich in ein breiteres Mittelfeld, von oben bis unten durchlaufend und seitlich je drei schmälere, hochgestellte übereinander.
Die Themen wählte ich ausschließlich aus der Passion Jesu Christi und beschränkte mich fast durchwegs bei jedem Thema auf zwei Personen. Ich wollte einfach jeweils nur einen menschlichen Charakter Jesus gegenüberstellen. Auf diese Weise, glaube ich, wird der Betrachter direkter in die Handlung einbezogen.
So wird Judas, der Materialist, zum Verräter, und Pilatus aus Angst vor dem aufgehetzten Volk zum Feigling. Auf der rechten Seite oben erkennt man schon am dunklen Schatten dahinter, dass ein brutaler Typus Christus am Stricke zerrt. Darunter Christus der „Auferstandene", mit dem Thomas konfrontiert und selbst beim letzten Abendmahl links unten, kann man deutlich die verschiedenen Charakter-Typen bei den Jüngern erkennen.
Die Bildmitte beherrscht Christus am Kreuz. Links darunter der römische Hauptmann. Ein Heide, aber er war wohl vom Verhalten dieses Jesus während des ganzen Geschehens derart beeindruckt, dass er den Ausspruch tat: ,,Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!" Und er ruft es auch uns zu.
Direkt unter dem Kreuz, in ergebener Trauer, Maria, die Mutter Jesu und Johannes, der tröstend und sorgend seinen Arm um die Schulter von Maria legt. Beide blieben bis zum Ende treu in seiner Nähe. Die geduckten Pharisäer dahinter, stellvertretend für die Gegner Jesu schlechthin, haben ihr Ziel, den Tod des Jesus am Kreuz erreicht, aber nun* hasserfüllt schaut einer nochmal zurück zum Kreuz.
Mit dem toten Christus im Felsengrab scheint nun wohl alles zu Ende zu sein. Um das noch zu betonen, lege ich quer über den Leichnam ein Totengerippe und ein schwarzes Tuch.
ER aber ist auferstanden. Am dritten Tag. Und er ist den Aposteln erschienen und anderen. Dann auch dem Thomas. Hier hat Christus erstmals einen Heiligenschein. Seine, dem Thomas zugewandte Seite ist hell, sogar die hellste Figur der gesamten Komposition, eben der „Auferstandene", während die restliche Gestalt, durch den Strahl aus dem Grab geteilt, im roten Hintergrund eintaucht. Er ist ja nicht mehr direkt auf dieser Welt.
Zum Abschluss stelle ich auch noch Jesus Christus sich selbst gegenüber. Einmal in seiner tiefsten Erniedrigung am Kreuz und andererseits, alle überragend, zwischen Erde und himmlischen Raum auf einem Regenbogen thronend, selbst in einen Halbschatten getaucht, von Licht umrandet, in seiner göttlichen Größe und Erhabenheit dar, als Pantokrator, den Weltenherrscher."
Peter Brandstätter
Wallfahrtsort und Ort der Stille
Schon in früheren Jahrhunderten war Maria Bichl ein Ziel kleiner Wallfahrten und persönlicher Dank- und Bittgänge. Bis heute zieht der Ort Menschen an, die Stille suchen, persönliche Anliegen vor Maria bringen oder einfach in der friedvollen Atmosphäre Kraft schöpfen möchten. Die abgeschiedene Lage macht Maria Bichl zu einem Ort echter innerer Sammlung.
Erreichbarkeit
Die Kirche ist gut zu Fuß erreichbar. Ein kurzer, malerischer Weg führt von St. Peter in Holz oder von Lendorf durch Wiesen und Felder hinauf zum Hügel, auf dem die Kirche steht. Der Weg selbst lädt schon zur inneren Vorbereitung ein – ein einfacher, aber eindrucksvoller Pilgerweg durch die Natur.