Pfarre

Obervellach

Wallfahrtskirche Stallhofen Maria Tax

Wallfahrtskirche Maria Tax

Wallfahrtskirche Stallhofen Maria Tax (© Foto: Daniela Liebhart-Koch)
Wallfahrtskirche Stallhofen Maria Tax (© Foto: Daniela Liebhart-Koch)

Die Wallfahrtskirche „Maria Tax“ in Stallhofen, östlich von Obervellach, bestand schon lange vor der spätgotischen Kirche aus dem Jahr 1520. Bereits 1287 wird der Ort urkundlich erwähnt;  die Entstehung der Marienkirche geht auf eine Legende zurück:


„Ein Bauer in Stallhofen, der im Wald Streu sammeln wollte, entdeckte in den Zweigen einer alten Lärche eine Statue, welche die Muttergottes mit dem Jesukinde darstellte. Er nahm die Madonna aus dem Geäst und trug sie in eine benachbarte, kleine Kapelle. Als der Bauer am nächsten Tag wieder an seine Arbeit ging, war er sehr erstaunt, dass er die Statue abermals am gleichen Platz zwischen den „Taxen“ – so nennt der Mölltaler die Zweige der Nadelbäume – auf der Lärche fand. Nun trug er die Muttergottes ein zweites Mal in die Kapelle, doch am nächsten Tag stand sie wieder in den „Taxen“ des Baumes. Als sich dieses sonderbare Spiel ein drittes Mal wiederholte, wurden die Bauern von Stallhofen auf die „Maria in den Taxen“ besonders aufmerksam.
Weil der Ort knapp zuvor durch ein Wildwasser verheert worden war, betrachteten sie diese Erscheinung als einen Wink des Himmels und gelobten an jener Stelle, wo die Muttergottes gefunden worden war, die Wallfahrtskirche „Maria Tax“ zu bauen. An das neue Gottesthaus knüpften sie die Hoffnung, dass ihre Heimat nunmehr vor Wasser- und Hagelgefahren verschont bleiben werde.


Das Gnadenbild befindet sich noch heute auf der Empore neben der Orgel.“
(Maierbrugger1986, S140)

 

Der heutige Bau stammt aus der Zeit der Spätgotik. Die Fertigstellung des Chores erfolgte 1476, das Langhaus und die Orgelempore wurden in der Zeit von 1506 bis 1521 von Baumeister Lorenz Rieder (Erbauer der Pfarrkirche St.Martin) errichtet.
Der Westeingang trägt die Jahreszahl 1520 und in gotischen Lettern die Inschrift „hilf uns hie wie dort aus aller not“. Das Mauerwerk wird von mächtigen, abgetreppten Strebepfeilern gestützt. Beide Eingangsportale (W und S) sind reich profiliert und mit spätgotischen Beschlägen versehen.
Ein Sternrippengewölbe, Lanzettfenster mit Maßwerk und Gewölbemalerei in Chor und Langhaus prägen das Innere dieses einschiffigen Gotteshauses. Die Orgelempore mit durchbrochener Maßwerkbrüstung erhebt sich über drei Arkaden mit einem typischen spätgotischen „Eselsrücken“ (Kielbogenform) in der Mitte.


Aus der Blütezeit des Kupferbergbaues (Mitte des 18.Jh.) stammt die Inneneinrichtung der Kirche im Barock- und Rokokostil.
Der Hochaltar mit Rokoko-Ornamentik (auf dem Altarblatt Maria als Himmelkönigin) aus dem Jahr 1753, die Seitenaltäre (Anbetung Christi und eine Kopie nach Rembrandts Kreuzabnahme), die Kanzel und die Chorbänke sind Meisterwerke barocker Mal- und Schnitzkunst. Ein barockes Kuriosum stellt der im 18. Jh. Gemalte Stammbaum Christi dar, der nach dem Ausbruch des vorderen nördlichen Kirchenfensters, bei dem das original gotische Gemälde verloren ging, nachempfunden wurde.
Ende des 17.Jh. ließ der Gewerke Hans Adam Stampfer von Walchenberg, Besitzer des Kupferbergwerkes, der Verhüttungsanlage in Flattach und von Schloß Trabuschgen, an der Nordseite des Langhauses die „Stampferkapelle“ (gedacht als Familiengrabstätte) errichten.
Die Fresken in Laterne, Kuppel und Gewölbe (Gottvater, Versammlung der Heiligen mit allegorischen Figuren, die Verkündigung, die Anbetung der Hirten und der Heiligen Drei Könige, sowie die Beschneidung Christi) stammen von Josef Ferdinand Fromiller (1693 bis 1760), dem berühmten Kärntner Barockmaler.
Der Altar der Kapelle zeigt als Mittelfigur Maria mit dem Kinde, flankiert von Mutter Anna und der  Hl.Barbara. Dieser bemerkenswerte Altar mit der „Gnadenmutter“ ist schon seit Jahrhunderten das Ziel vieler Wallfahrer.

 

Der Sage nach

Die Volksüberlieferung weiß zu erzählen, dass die Wallfahrtskirche Maria Tax einmal der Teufel betreten haben soll. Auf der letzten Stufe der steinernen Stiege zur Orgelempore zeigt man jenem Besucher, der an dieser Nachricht zweifeln will, sogar den Abdruck eines Bocksfußes, den Satanus hier in den Stein gedrückt haben soll.
Unweit von Stallhofen lebte eine Bäuerin, die durch verschiedene unglückliche Umstände sehr verarmt war. Sie wollte aber unbedingt zu Reichtum gelangen, und weil ihr dies trotz allen Fleißes nicht gelang, versuchte sie, die Hilfe des Satans in Anspruch zu nehmen. Schon aus ihrer Kindheit wusste sie, dass man reich werden könne, wenn man die Seele dem Teufel verschreibe. Ihr graute zwar beim Gedanken, dass man für das irdische Glück durch die ganze Ewigkeit des Seelenheil verlieren soll. Schließlich siegte aber in diesem Weibe doch die Habgier nach dem Geld, und so beschwor sie in einer finsteren Nacht den Herrn der Hölle herbei, wie sie es von einem alten Nachbarn erfahren hatte, der etwas vom Hexenzauber jener Zeit verstand.
Schon nach wenigen Herzschlägen hörte die Bäuerin ein ungemütliches Tappen im Vorhaus, und plötzlich stand der Teufel in Bocksgestalt vor ihr in der Küche. Er war in seiner zottigen Statur grauenhaft anzusehen, und die Bäuerin erschrak so sehr, dass sie in ihrer Angst nicht von der Stelle weichen konnte. In dieser furchtbaren Not bereute sie ihren Fehltritt und gelobte sich der Gnadenmutter in der nahen Kirche zu Stallhofen. Kaum hatte sie das Gelöbnis gefasst, spürt sie auch wieder Kraft in ihren Gliedern, um die Flucht zu ergreifen. So rasch sie ihre Beine trugen, eilte sie nach Stallhofen hin, stieß die Kirchentüre auf und hastete über die Steintreppe auf die Empore.
Hinter der Bäuerin her aber sprang der Satan in Bocksgestalt und streckte immerzu seine Krallenhand nach dem Opfer aus. Als die Verfolgte schweißtriefend die letzte Stufe der Kirchenstiege erreicht hatte, schlug es auf dem hohen Turme ein Uhr. Das war der Bäuerin ihr Glück, denn der Höllenfürst hatte nur um die mitternächtige Stunde eine Macht über die Menschen. Darum stampfte nun der Teufel zornentbrannt mit seinem Bocksfuß auf die letzte Steinstufe und verschwand mit einem donnerähnlichen Krach aus der Kirche. Mit unheimlichem Zischen sauste der Satan wie eine Feuergarbe über die Möll hinweg dem Bergkoloss des Polinik entgegen, wo er einen Zugang zur Hölle fand. Sprühende Funken erhellten die Nacht, und ein Schwefelgestank erfüllte die Gegend, in der dem Teufel wieder einmal ein Opfer entronnen war.
Die Bäuerin war erschöpft vor dem kleinen Gnadenbild Maria Tax neben der Orgel in die Knie gesunken und dankte nun der Gottesmutter mit heißer Inbrunst für ihre Rettung. Sie blieb für immer eine fromme Frau, die auch noch zu irdischem Wohlstand gelangte.
Der Teufelstritt auf der Steinstiege in der Kirche zu Stallhofen ist aber noch immer zu sehen und wird von den Besuchern kopfschüttelnd bewundert.

Aus: Maierbrugger 1986, Seiten 142, 144.