Wie können wir zu Hause als Familie beten?
Den Sonntag in der Familie als Christinnen und Christen feiern
Was können wir tun, wenn wir uns nicht zur Hl. Messe versammeln können?

(Foto R. Pirker)
Aus dem Steirischen Sonntags-Blatt einige tolle Hinweise, wie wir den Sonntag zu Hause religiös verbringen können:
Zuhause den Sonntag feiern
Eine neue Situation gibt uns die Aufgabe: Wie sollen wir unseren Glauben in den eigenen vier Wänden leben?
"Seinen Glauben kann und soll man auch zuhause leben." Jonny Swales, Unsplash
Eine neue Erfahrung: Plötzlich sind wir auf uns gestellt. „Kirche-Sein“ ohne Priester, ohne Kirchenraum, in dem wir uns versammeln und unseren gewohnten Gottesdienst (mit)feiern. Plötzlich ist das, was manche als Hauskirche von früher kennen notwendige Wirklichkeit: Wir selbst tragen Verantwortung für unseren Glauben und auch für die Art, wie wir ihn leben und feiern, wie wir beten können – alleine und in Gemeinschaft, und wie wir über unseren Glauben sprechen können. Niemand muss sich genieren, wenn er jetzt sagt: Das kann ich nicht (mehr), ich habe darin keine Übung. So geht es den meisten von uns. Beten lernen, die Heilige Schrift lesen, verstehen und teilen lernen, gemeinsam singen und vielleicht danach ein festliches gemeinsames Essen – dafür haben wir jetzt Zeit. Nützen wir diese Chance und lassen wir uns darauf ein!
Wie feiern? Am Beginn sollte eine Einstimmung stattfinden, mit einer Vorbereitungszeit, einem gemeinsamen Ort und einem gemeinsamen Zeichen, wie dem Kreuzzeichen.
Ein Besinnungstext zur Einstimmung
KEIN EINSAMER GOTT von Martin Gutl
Gott, Dein Himmel, Deine Erde ist offen, Du lebst nicht für Dich. Du wagst Dich in unsere Häuser. Du wartest, bis man Dich einlässt. Du liebst die Nähe der Menschen. Du behältst nichts für Dich allein. Du teilst Deine Macht. Du nimmst uns die Angst vor unserer Ohnmacht.
Jesus zeigt uns Dein menschliches Antlitz. Dein Geist lässt uns schöpferisch sein. Du freust Dich an der Fülle der Schöpfung. Du willst nicht allein sein. Wo wir lachen und weinen, wo wir denken und reden, wo wir beten und forschen, spüren wir deutlich: Du näherst Dich uns mit menschlichen Schritten. Je mehr wir einander suchen, desto eher finden wir Dich.
Du wartest in vielen Gestalten und Zeichen vor unseren Augen und Herzen.
Aus: Nachdenken mit Martin Gutl. Texte, Meditationen, Gebete. Styria Verlag, Graz Wien Köln 1983.
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Zuerst sich vorbereiten
Zeit: Vereinbaren Sie mit Ihrer Familie bzw. Ihren MitbewohnerInnen einen Zeitpunkt, an dem alle, die möchten, zum Familiengottesdienst eingeladen sind. Eine schöne Möglichkeit ist es, die Feier vor einem gemeinsamen Essen zu machen. Die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, die wir in der Eucharistiefeier begehen, spiegelt sich beim (gemeinsamen) Essen zuhause wider.
Ort: Wählen Sie einen Ort aus, an dem alle gut Platz haben, um in Ruhe an der Feier teilzunehmen: im Wohnzimmer oder um den Esstisch. Stellen Sie eine Kerze in die Mitte, ein paar Blumen, wenn Sie haben ein Kreuz, ein Heiligenbild oder eine Statue und eine Bibel. Sind Kinder im Haus, könnten sie diese Mitte gestalten, vielleicht auch eine Hauskerze gestalten. Auch alte Kerzen können kreativ aufgepeppt werden!

Texte und Lieder: Wählen Sie die Schriftstellen, Gebete und Lieder aus, überlegen Sie sich, wer mitfeiert und wie lange die Feier dauern soll, wenn auch Kinder aufmerksam dabei sein sollen bzw. wie sie gut eingebunden werden können. Als Beispiele: "Wo zwei, oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Gotteslob 926) oder "Wer glaubt, ist nie allein" (Gotteslob 927) Seien Sie kreativ, probieren Sie auch etwas Neues aus, was Ihnen hilft, die Botschaft des Evangeliums besser für sich zu erfassen.
Evangelium vom 4. Fastensonntag - Johannesevangelium Kapitel 9, Verse 1-41
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
sah Jesus unterwegs einen Mann,
der seit seiner Geburt blind war.
Da fragten ihn seine Jünger:
Rabbi, wer hat gesündigt?
Er selbst
oder seine Eltern,
sodass er blind geboren wurde?
Jesus antwortete:
Weder er noch seine Eltern haben gesündigt,
sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.
Wir müssen, solange es Tag ist,
die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat;
es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann.
Solange ich in der Welt bin,
bin ich das Licht der Welt.
Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde;
dann machte er mit dem Speichel einen Teig,
strich ihn dem Blinden auf die Augen
und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!
Das heißt übersetzt: der Gesandte.
Der Mann ging fort und wusch sich.
Und als er zurückkam,
konnte er sehen.
Die Nachbarn
und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten,
sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
Einige sagten: Er ist es.
Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich.
Er selbst aber sagte:
Ich bin es.
Da fragten sie ihn:
Wie sind deine Augen geöffnet worden?
Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig,
bestrich damit meine Augen
und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich!
Ich ging hin,
wusch mich und konnte sehen.
Sie fragten ihn: Wo ist er?
Er sagte: Ich weiß es nicht.
Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war,
zu den Pharisäern.
Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht
und ihm die Augen geöffnet hatte.
Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei.
Er antwortete ihnen:
Er legte mir einen Teig auf die Augen
und ich wusch mich
und jetzt sehe ich.
Einige der Pharisäer sagten:
Dieser Mensch ist nicht von Gott,
weil er den Sabbat nicht hält.
Andere aber sagten:
Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?
So entstand eine Spaltung unter ihnen.
Da fragten sie den Blinden noch einmal:
Was sagst du selbst über ihn?
Er hat doch deine Augen geöffnet.
Der Mann sagte:
Er ist ein Prophet.
Die Juden aber wollten nicht glauben,
dass er blind gewesen und sehend geworden war.
Daher riefen sie die Eltern des von der Blindheit Geheilten
und fragten sie: Ist das euer Sohn,
von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde?
Wie kommt es, dass er jetzt sieht?
Seine Eltern antworteten:
Wir wissen, dass er unser Sohn ist
und dass er blind geboren wurde.
Wie es kommt, dass er jetzt sieht,
das wissen wir nicht.
Und wer seine Augen geöffnet hat,
das wissen wir auch nicht.
Fragt doch ihn selbst,
er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen!
Das sagten seine Eltern,
weil sie sich vor den Juden fürchteten;
denn die Juden hatten schon beschlossen,
jeden, der ihn als den Christus bekenne,
aus der Synagoge auszustoßen.
Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug,
fragt ihn selbst!
Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war,
zum zweiten Mal
und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre!
Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.
Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht.
Nur das eine weiß ich,
dass ich blind war und jetzt sehe.
Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht?
Wie hat er deine Augen geöffnet?
Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt,
aber ihr habt nicht gehört.
Warum wollt ihr es noch einmal hören?
Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?
Da beschimpften sie ihn:
Du bist ein Jünger dieses Menschen;
wir aber sind Jünger des Mose.
Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat;
aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt.
Der Mensch antwortete ihnen:
Darin liegt ja das Erstaunliche,
dass ihr nicht wisst, woher er kommt;
dabei hat er doch meine Augen geöffnet.
Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört;
wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut,
den erhört er.
Noch nie hat man gehört,
dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.
Wenn dieser nicht von Gott wäre,
dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.
Sie entgegneten ihm:
Du bist ganz und gar in Sünden geboren
und du willst uns belehren?
Und sie stießen ihn hinaus.
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten,
und als er ihn traf,
sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr,
damit ich an ihn glaube?
Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen;
er, der mit dir redet, ist es.
Er aber sagte: Ich glaube, Herr!
Und er warf sich vor ihm nieder.
Da sprach Jesus:
Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen:
damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden.
Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies.
Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind?
Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde.
Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen.
Darum bleibt eure Sünde.
Die Gebetstexte bieten je eine Variante für das Gebet alleine und das Gebet in Gemeinschaft an. Bitte beim Lesen entsprechend auswählen! Nach dem Evangelium gibt es drei Varianten der Vertiefung, bitte eine davon auswählen und die entsprechenden Schrifttexte wählen.
Rollen: Überlegen Sie, welche Aufgaben es gibt: Wer liest die Lesung, wer das Evangelium, wer kann die Lieder anstimmen oder brauchen wir Unterstützung durch ein Instrument oder einen CD-Player bzw. die Homepage. Wer spricht den Segen?
Gutes Gelingen und einfach beginnen: "Wer betet, lebt in einem größeren Zusammenhang", ihr Pfarrer Richard Pirker

"Menschen
die aus der Hoffnung leben
sehen weiter
Menschen
die aus der Liebe leben
sehen tiefer
Menschen
die aus dem Glauben leben
sehen alles
in einem anderen Licht."
Lothar Zenetti