Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Mozart trifft Pärt

Ein Konzert von berührender Schönheit im Klagenfurter Dom

Aufnahme aus einer Probe in der Stiftskirche St. Paul i. Lav. (Foto: Michael Tavernaro)
Klaus Kuchling dirigiert das Collegium Carinthia, Simon Pibal spielt ist der Klarinettensolist. Eine Aufnahme von einer Probe in der Stiftskirche St. Paul i. Lav. (Foto: Michael Tavernaro)

Der Klagenfurter Dom ist ein von jesuitischer Farblehre durchkomponierter Raum, der vor allem zwei Sinne anregen möchte: Das staunende Auge ob der Fülle an Farben und Gestalten und das Ohr, um des göttlichen Wortes hellhörig zu werden. Zu einem solchen Genuss lud das Collegium Carinthia unter der Leitung von Klaus Kuchling, dessen inspirierende Klangfülle (als Domorganist) üblicherweise aus den Pfeifen der Domorgeln ertönt. An diesem Abend, 26. Juni 2019, lud das 2018 gegründete Kammerorchester zu einem Klangerlebnis, das selbst die barocken Engelputen erfreut haben muss und einmal mehr bewies, dass die barocken Resonanzräume im Vergleich mit sterilen Musiksälen der Vorzug zu geben ist.

Begonnen wurde mit dem berühmten Konzert in A-Dur für Klarinette und Orchester (KV 622), ein Werk, das Mozart einen Monat vor seinem Tod vollendete und das zu seinen großartigsten Werken zählt. Der Klarinettist Simon Pibal spielte mit großer Präzision und Fertigkeit, die herrlich hörbaren tiefen Töne wurden zusätzlich durch das Instrument zu einem Hörgenuss, (der junge Meister spielt auf einer Klarinette des Tiroler Klarinettenbauers Gerold Angerer mit einem Schallstück d’amore). Der zweite Satz (Adagio in D-Dur) war von einer Dichte und Schönheit, der den Ort an seine ursprüngliche Konzeption erinnerte. Danach folgte das zeitgenössische Stück „Fratres“ (1977/1992) von Arvo Pärt mit Violine, Schlagwerk und Streichorchester. Die gebürtige Ungarin Zsuzsanna Bolimowski zeigte ihr Können mit einer Resonanz-Weite, die gerade in den Höhen überzeugte, zudem auch Einzeltöne gezielt hören lies. Eine Meisterin ihrer Zunft, ohne Frage.

Im Anschluss an eine Pause folgte der zweite Teil, eingespielt mit dem berühmten Impromptu in C-Moll von Franz Schubert. Dass sich hier der neue Professor für Klavier, der gebürtige Triestiner Lorenzo Cossi, ein Stelldichein gibt und sich mit derartiger Gelassenheit und schwungentladenem Schluss vorstellt, kann die hoffentlich künftige Gustav-Mahler-Privatuniversität für Musik (die Akkreditierung des Landeskonservatoriums läuft) mit Hoffnung und großer Freude erfüllen. Ein Überraschungsstück lies Mozart, Arvo Pärt und drei Solisten (Klavier, Cello, Klarinette) mit erstaunlichen Klangbildern in ein Gespräch eintreten. Schließlich kam eines der großen Meisterwerke für Kammerorchester von W. A. Mozart zur Aufführung: Das Konzert in A-Dur für Klavier und Orchester (KV 488). Lorenzo Cossi spielte alle drei Sätze auswendig und brillierte bei bleibender Spannung mit enormer Fingerfertigkeit und Aufmerksamkeit für das Orchester. Dass Klaus Kuchling auf Spannungsbögen setzt, weiß jeder Musikliebhaber, der ihn kennt, der Dirigent setzt zu oftmaligen großen Schwüngen an, zu Zeiten hörte man seinen einholenden Atem, um den Pausen ihre Dynamik zu erhalten. Selbst die Hörner waren mit enormer Sicherheit hörbar, beim Schlussakkord CD-verdächtig. Für die Führung durch das Konzert als Conférencier war die sonore Stimme des „Kulturmeisters“ Ernst Bauer verantwortlich, mit kurzen und treffenden Hinführungen: eine sehr gute Wahl.

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Blick auf den Hochaltar der Klagenfurter Domkirche (Foto: KH Kronawetter)

Was bleibt von diesem Abend? Wenn barocke Räume mit ihren Kanzeln für gar zu menschengleiche Predigten nicht mehr göttlich anmuten, kann ein solcher Musikabend dem Raum Genüge getan und zum Staunen angeregt haben, auf jeden Fall die Aufmerksamkeit auf das Geheimnis gelenkt haben, von dem der Klagenfurter Dom kündet. Allen Künstlern, den Sponsoren und der Dompfarre ein „Deo Gratias“ und die Hoffnung auf weitere Erlebnisse in dieser Klangqualität.

Richard Pirker, homo auscultans