Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Gedanken für den Tag – Montag in der Karwoche

Mit Christus auf dem Weg in der Stillen Woche

Mit dem Palmsonntag wird die Karwoche eröffnet. In früheren Tagen wurde sie auch „Stille Woche“ genannt, was uns nun von außen her als Glaubenserfahrung ermöglicht wurde. Gestern merkten viele Menschen, wie notwendig es ist, als Gemeinschaft zusammen zu kommen und selbst unmittelbar am Geschehen dabei zu sein, auch wenn sich die Kirche sehr bemüht, den Menschen eine mediale Vermittlung anzubieten. In Friesach wurde ein mittelalterlicher Brauch bis Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts gepflogen, den es heute noch in Basel gibt. Das geistliche Stadtoberhaupt zog vor die Dominikanerkirche und nach dreimaligen Anschlag wurde das große Tor geöffnet. Symbolisch wurde damit die Karwoche aufgetan. In dieser Stillen Woche sollten nicht nur unsere Räume und Wohnungen auf Vordermann bzw. Vorderfrau gebracht werden, sondern auch unsere Seelenbilder und ihre Erfahrungen. Unsere Instabilität der Seele findet ihren Ausdruck im ständigen Gerede und einer unbändigen Neugier. Augustinus Wucherer-Huldenfeld, Wiener Philosoph und Theologe nennt es die Bodenlosigkeit und das vermeintliche Bescheidwissen, das verrät, das wir nichts Wesentliches zu sagen haben. Noch schärfer nannte es Martin Heidegger, der dieses Ratschen „ein spezifisches Unverweilen beim Nächsten“, eine „zerstreute Aufenthaltslosigkeit“ nennt.

Das berühmte Krucifix der Dominikanerkirche (Foto: Wikipedia)
Das berühmte Krucifix der Dominikanerkirche (Foto: Wikipedia)

Am heutigen stillen Montag kann uns die Frage begleiten: Was wünsche ich mir in meinem Inneresten und wie kann ich dies Gott mitteilen? Können wir noch Wünsche und ehrliches Sehnen in uns entdecken, oder ist der Hunger nach dem Wunsch in uns grau geworden, wie es E. Bloch beschreibt?

Tageslesung aus dem Buch des Propheten Jesaja 42, 5.1-7 (Gottesknechtslied)

5aSo spricht Gott, der Herr:

1Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht.

2Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen.

3Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.

4Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

5So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben, den Geist:

6Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: 7blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.

Wort Gottes

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Die Fasteninstallation 2020 von E. Wurm im Stephansdom

Wer im Innersten mit Christus verbunden lebt, den kann nichts aus den Angeln heben. Keine Kränkung, keine Verletzung, es ist die Kraft, die aus seinem Innersten kommt und nicht von ihm selbst her rührt. Anhand der heurigen Fasteninstallation von E. Wurm im Stephansdom könnten wir auch fragen: Mit welcher Kleidung schützen wir uns, damit wir diesem Christus nicht zu nahe kommen? Große Zeugen des Glaubens haben diese innere Kraft bestätigt, so auch der Jesuit Alfred Delp, der von den Nazis ermordet wurde.

Am 2. Februar 1945 schrieb Alfred Delp SJ in seinem Abschiedsbrief: „Wie lange ich nun hier warte, ob und wann ich getötet werde, weiß ich nicht. Der Weg hierher bis zum Galgen nach Plötzensee ist nur zehn Minuten Fahrt. Man erfährt es erst kurz vorher, dass man heute und zwar gleich "dran" ist. Nicht traurig sein. Gott hilft mir so wunderbar und spürbar bis jetzt. Ich bin noch gar nicht erschrocken. Das kommt wohl noch. Vielleicht will Gott diesen Wartestand als äußerste Erprobung des Vertrauens. Mir soll es recht sein. Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte.“

Gebet des hl. Franziskus, das von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Mutter Teresas täglich gebetet wird.

Herr, mache mich zu einem Boten des Friedens,

dass ich dort, wo Hass ist, Liebe bringe,

wo Unrecht herrscht, den Geist des Verzeihens,

wo Uneinigkeit ist, Einigkeit,

wo Irrtum herrscht, Wahrheit,

wo Zweifel ist, Vertrauen,

wo Verzweiflung ist, Hoffnung,

wo Schatten sind, Licht,

wo Traurigkeit ist, Freude.