Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Gedanken für den Tag – Dienstag der Karwoche

Die Passion Jesu betrachten

Die Karwoche geistlich zu begehen, bedeutet, sich von Jesus und seinem Schicksal berühren zu lassen, von seinem Verrat um Judas, der menschlichen Schwäche seiner Jünger, den zynischen Antworten seiner Beschuldiger und schlussendlich der unheimlichen Stille, die sich über dem Kreuz ausbreitet. Davon hat sich unser deutsches Wort „Mitgefühl“ entwickelt: „Sympathie“ heißt ursprünglich mitleiden. Wer sympathisch ist, lässt sich im Inneren betreffen. Der Dienstag der Karwoche lädt uns ein, den eigenen Tod nicht zu verdrängen. Ignatius von Loyola, der Ordensgründer der Jesuiten, will seine Mitgefährten Jesu (SJ) dazu bringen, so zu leben, dass auch der zuletzt gelebte Tag vor Gott Bestand hätte.

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Kirche St. Peter (im Hintergrund: Das Fastentuch von K. Bauer)

Hymnus von Lothar Zenetti

„Das Weizenkorn muß sterben, sonst bleibt es ja allein; der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein.

Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.

So gab der Herr sein Leben, verschenkte sich wie Brot. Wer dieses Brot genommen, verkündet seinen Tod.

Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.

Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot; so läßt er sich verzehren von aller Menschennot.

Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.

Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt; wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt.

Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.“

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Der berühmte Totentanz von Hrastovlje (heutiges Slowenien)

Wie selten, konnte der scheue Frankfurter Pfarrer Lothar Zenetti (+2019) in kurzen vier Strophen ausdrücken, was viele Prediger mit langen Phrasen nicht auszudrücken vermögen. Er erlebte als Priesterseminarist im Kriegsgefangenenlager in Chartres (Frankreich), im sogenannten „Stacheldrahtseminar“ des Abbé Franz Stock, dass es Menschen gibt, die die Hoffnung auf Gottes Liebe selbst unter Feinden wachhalten. Und im Glauben: Dass wir als Christinnen und Christen im Tod das Leben erwarten. Zugleich aber auch, dass alles Leben aus der Resonanz auf unsere Mit-Welt erblüht oder überhört wird: „Für sich kann keiner sein.“ Wir wissen heute, dass selbst die Natur, diese scheinbar unbarmherzige Dominanz des Stärkeren ein Grundgesetz lebt, das darüber steht: Dass der Kreislauf des Lebens nicht aufhört. Bäume kommunizieren über hunderte Kilometer, und die Natur kennt nur eine wirkliche Bedrohung, nämlich uns Menschen, die in ihrer Gier unersättlich sind. Wenn wir aus der Mitfeier der Eucharistie leben, dann hat das Programm Jesu eine konsequente Forderung an uns: Aus der Selbstpreisgabe erwächst Leben. Das Brot, das gereicht wird, führt uns zur tätigen Caritas: „Wir leben füreinander und nur die Liebe zählt.“ Vielleicht möchte Gott in diesen Tagen unseren sonntagüblichen Mitfeier-Reigen unterbrechen helfen. Dass wir wirklich „Pascha“ bzw. „Pesach“ erleben (Unterbrechung). In diesen Tagen können wir für einen Moment die Stille aushalten lernen, einmal schweigen, wo wir ansonsten reden, damit nicht das leere Wort redet, sondern die Gegenwart des Herrn, der unerkannt mitten unter den Menschen war.

Gebet von Andreas Lerch

Jesus, der du gesagt hast:

„Selig sind die Leidtragenden, denn sie sollten getröstet werden“,

segne uns mit dem Segen, der das Leid erträgt,

dem wir nicht ausweichen können,

Schmerzen, Krankheit und Tod,

segne uns mit dem Segen, der das Leid mitträgt,

dem andere nicht ausweichen können,

Schmerzen, Krankheit und Tod,

segne uns mit dem Segen, der dem Leiden wehrt und Leid abwendet

im Leben anderer und im eigenen Leben.

Hilf uns, das Leid und die Leiden der Welt zu tragen,

dass sie uns und anderen zum Segen werden.