Pfarre

Klagenfurt-St. Peter

Der heutige Gründonnerstag - Die Feier der Wandlungen

Das stille Fest der Liebe

Gründonnerstag - Die Feier der Wandlung. Das Mysterium der Wandlungen

In unseren Erfahrungen, sowohl persönlich wie in der Menschheit, ist "Wandlung" ein Urwort. Alles, was lebt, wandelt sich und befindet sich in Wandlung. Nicht nur unsere Natur oder unser Organismus, auch die verschiedenen Lebensabschnitte sind davon geprägt. Vielleicht ist Wandlung einer der besten Begriffe für das, was wir Eucharistie nennen, so Kardinal Kurt Koch, dem ich in diesen Gedanken folge.

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Der Altar in St. Peter

a) Gott wandelt die Gewalt der Menschen in Liebe, den Tod ins Leben

Beim Weltjugendtag 2005 in Köln erinnerte Papst Benedikt XVI. uns Mitfeiernde an das Letzte Abendmahl. Jesus spricht bewusst von seinem Leib, der euch hingegeben wird, von seinem Blut, das für euch vergossen wird. Darin "nimmt er seinen Tod vorweg, nimmt er ihn von innen her an und verwandelt ihn in seine Tat der Liebe." Das Letzte Abendmahl ist eine prophetische Vorausnahme des kommenden Todes am Kreuz. Deshalb wird seit den Kirchenvätern die Liturgie vom Gründonnerstag bis zum Ostermorgen zusammen gesehen und gedeutet. Die Hingabe am Kreuz aus Liebe ist die Bezahlung der Währung, es ist die existentielle Deckung des Evangeliums, das Jesus auf Erden verkündet hat. Jesus hat die gewaltbereite Tat der Menschen in einen Akt der gewaltlosen Liebe umgewandelt, und zwar von innen her. Es ist "der Sieg der Liebe über den Hass", ein "Sieg der Liebe über den Tod", der von allen Altären der Welt jeden Tag neu ausgeht. Nur so erfahren wir den Herrn als gegenwärtig.

b) Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi

Als die gelehrten Griechen nach einem bestätigenden Zeichen fragen, antwortet Christus: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,23f). Das ganze Leben Jesu wird zum Urzeichen der Wandlung, die schlussendlich Frucht bringt in göttlicher exponentieller Gleichung. Der letzte Akt des Sterbens ist die Verdichtung alles Vorangegangenen und schenkt die Brotvermehrung: aus Erdenbrot wird Himmeslbrot. Das Grundnahrungsmittel aus Wasser und Mehl und der kostbare, kultivierte Trank des Weines werden zum Sinnbild seiner Gegenwart: Christus nimmt alle Schuld der Welt auf und wird wie in der Kelter (in der Weinpresse) zum Urbild der Gottgegenwart: Am Kreuz entspringt der Quell göttlicher, verschwenderischer Liebe, der in diesen einfachen Zeichen verdichtet gegenwärtig wird. "Nehmt und esst, nehmt und trinkt - das ist mein Leib, das ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meiner Gegenwärtigung." (im wortwörtlichen Sinn).

c) Wandlung der ganzen Schöpfung in die Gegenwart des Herrn

Die Wandlung der Schöpfungsgaben findet eine erste tiefe Ausdeutung in den Begleitgebeten zur Gabenbereitung, die dem jüdischen Tischgebet, der sogenannten "berakah" nachempfunden sind: "Gepriesen bist du, Herr unser Gott, Schöpfer der Welt, du schenkst uns das Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, dass es uns zum Brot des Lebens werde." Die Antwort darauf: "Gepriesen bist du in Ewigkeit, Herr, unser Gott." Darin wird deutlich, dass sich die gesamte Schöpfung in einem Reifungsprozess befindet, dass wir selbst in diesen Gaben mit unserem Leben mithineingenommen werden in die endgültige Verherrlichung Gottes in seiner gesamten Schöpfung. Die Eucharistie ist damit immer ausgerichtet auf die Wiederkunft Christi, der verheißen hat, er werde wiederkommen am Ende der Tage.

d) Wandlung der Kirche in den Leib Christi

Gerne singen wir den Lobpreis: "Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang, sei gelobt, der Name des Herrn." In diesem Lobgesang versammelt sich die Kirche als Gemeinschaft, um sich von dieser Wandlung selbst wandeln zu lassen. Die Kraft, die von der Eucharistie ausgeht, befähigt uns als Gemeinschaft zur Teilnahme am "Herrenmahl" (griechisch "Kyriaké"), dem ältesten Ausdruck für die Hl. Messe. "Ein Brot ist es. Darum sind wir, die vielen, ein Leib; denn wir alle haben Teil an dem einen Brot", schreibt der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief (1 Kor 10,16f). In einer der ältesten christlichen Deutungen, der sog. Lehre der Apostel (Didaskalia) um 100 nach Christus heißt es: "Wie das Brot auf den Bergen zerstreut war und zusammengebracht wurde, so soll deine Kirche zusammengebracht werden von den Enden der Erde in dein Reich." Bei der Eucharistie sollten wir spüren: Eine jede, ein jeder kommt mit ihren, seinen unterschiedlichen Erfahrungen an einen Ort. Derjenige, der uns zu einer Gemeinschaft verbindet, ist Christus selbst, sein Wort und die Teilhabe an seinem Leib, den wir für uns selbst und als Gemeinschaft empfangen.

e) Wandlung in ein christliches Leben

Was von außen als Kritik angeführt wird ist meist, dass die Kirchengänger auch nicht besser leben als die Menschen ohne Kirchgang bzw. Eucharistie. Das Ziel der Teilnahme und Mitfeier an der Eucharistie ist ein klar Deklariertes: Wir sollten uns und unser Leben hineinwandeln lassen zur wahren Gemeinschaft mit Christus. Das Ziel ist der innere Friede, die tiefe Vereinigung mit Christus, die uns befähigt, selbst für die Hingabe bereit zu werden, mitzubauen an einer neuen Welt, die den Geist des Auferstandenen lebt. Der hl. Augustinus hat dafür die schönsten Worte gefunden: "Seht, was ihr seid, und werdet, was ihr seht: Leib Christi!" Ein anderes schönes Zitat von ihm lautet: "Ich bin das Brot des Starken, iss mich! Doch nicht du wirst mich in dich verwandeln, sondern ich werde dich in mich verwandeln" (Confessiones VII, 10). Große Gestalten haben dies vorgelebt, Genies der christlichen Liebe. Die Mönche von Tighbirine haben im Gebet und vor allem in der Eucharistie den Entschluss gefasst, bei den muslimischen Menschen im algerischen Dorf zu bleiben und dem angekündigten Tod durch fanatische, islamische Fundamentalisten nicht auszuweichen. Nicht anders Maxilimian Kolbe oder der einfache Bauer Franz Jägerstätter, der im Inneren zur Gewissheit gekommen ist, sich foltern zu lassen und schlussendlich sein Leben herzugeben und damit der Spur Jesu Christi treu zu bleiben.

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Durch die Taufe sind wir mit dem Lebendigen verbunden, der durch sein Kreuzesopfer alle Trennung überwindet und mit der Goldspur seiner Liebe alle Gebrechen heilt (Altar in St. Modestus).

Was können wir vom heutigen Tag besonders mitnehmen? Die Eucharistiefeier ist nicht nur eine Nachahmung eines einfachen Mahles, sondern in diesen schlichten Zeichen von Brot und Wein wird im Geiste Jesu Christi das Kreuzesopfer gegenwärtig und damit das Evangelium der Liebe: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." (Joh 3,16) Gott investiert sich selbst in seine geschöpfliche Welt hinein, in die Menschheit, die mit Gewalt und Macht immer zwischen "Stirb und Werde" bleibt. Damit stiftet Gott sich selbst und seine menschgewordene Botschaft in unsere Natur ein und schenkt ihr eine neue "genetische" Struktur: Es braucht kein Blut-Ritual mehr, keine Menschenopfer, um irgendeinen Gott zu besänftigen, was zählt, ist die innere und äußere Teilnahme an diesem Sakrament, damit wir selbst zum Einsatz des eigenen Lebens gelangen. "So bringen wir dir mit Lob und Dank dieses heilige und lebendige Opfer dar", heißt es im dritten Hochgebet. Dieses Hochgebet ist die verdichtete Gegenwart unseres gekreuzigten und auferstandenen Herrn, deshalb wird auch das Hochgebet an diesem Tag gesungen. Die Mitfeier sollte uns darin bestärken und anleiten, selbst "als lebendige Hostie im Alltag der Welt" (M. Schneider) zu leben. Daraus erwächst die Kraft zum Zeugnisgeben und zur Evangelisierung: Alle Menschen sollten erfahren, dass wir aus einer "große[n] Schule der Liebe" (Papst Johannes Paul II.) kommen und andere dazu einladen, dies selbst zu erfahren. Diese höchste Feier christlichen Glaubens führt hin zur Eucharistischen Anbetung: Wir sind vor ihm und Er mit uns, mit meinem Leben - und ich bin eingeladen, mich vom Urbild der Liebe im Innersten wandeln zu lassen. Deshalb steht am Ende des heutigen Gottesdienstes das stille Gebet vor dem Allerheiligsten als dankbares Gedenken und die Freude, an dieser Gegenwart teilhaben zu können.