Pfarre

Klagenfurt-St. Modestus

Der kleine Ostersonntag: Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott

Am heutigen 2. Ostersonntag - an dem die Ostkirche (Orthodoxie) Ostern feiert - wollen wir voll Dankbarkeit daran denken, dass wir in das Wasser des Lebens eingetaucht wurden und mit dem Heiligen Geist verbunden, Christus dem Auferstandenen auf der Spur bleiben dürfen.

Hymnus

Kommt und singt zum Tag des Herrn dem heiligen Gott ein Lob:

Da wir aus seinen ewigen, reinen, singenden Quellen

des Lebens geboren sind.

Kommt und singt zum Tag des Herrn dem heiligen Gott ein Lob:

dass wir zum wahren Schauen und Erfahren seiner unendlichen Schönheit berufen sind.

Kommt und singt zum Tag des Herrn dem heiligen Gott ein Lob:

weil wir zum frohen, seligen, hohen Festmahl der endlosen Freude geladen sind.

(Silja Walter)

Am heutigen Osterfest der orthodoxen Kirche möchte ich an ein Zeichen am Fußboden vor dem Altar von St. Modestus erinnern, das Pfarrer Georg Lackner zum 30jährigen Jubiläum hat gestalten lassen. Ihm war aufgefallen, dass die Christus-Ikonen bestimmte Schriftzeichen tragen, die sich bei allen Darstellungen finden: Neben den griechischen Abkürzungen für Jesus Christus ("IC XC") findet sich das "ho on" (O ΩN).

Das Zeichen “Ho on“: Der Daseiende und Lebensschaffende
Das Zeichen "Ho on": Der Daseiende und Lebensschaffende

Ikonen sind nicht nur Darstellungen der Heiligen Schrift und ihrer Glaubenszeugen, sie sind "geschriebene" Erscheinungen des Dargestellten: Der Betrachter sollte zum Urbild vorstoßen und verehrt es daher mit Verneigung, Kuß und Weihrauch, Lichter und Gebet.

Das "Ho On" erinnert an die Dornbuschgeschichte in Ex 3,14, wo sich Gott dem Mose als der Daseiende vorstellt (hebräisch: "Ähjäh", griechisch: "ho on"). Bei Jesus Christus wurde die Gottesoffenbarung nunmehr vollendet: Aus dem Lichtkreis des unsichtbaren Gottes ist das Antlitz Gottes herausgetreten, in diesem Bild ist der unsichtbare Gott da. Jesus Christus ist der Lebendige und der Lebendigmachende, er hat uns nicht nur gewollt, sondern uns auch seinen Lebensatem eingehaucht (vgl. Gen 2,7). Durch die Taufe wurde dies an uns zeichenhaft vollzogen: Wir sind mit dem Lebendigen und Lebenschaffenden verbunden und auf seinen dreifaltigen Namen getauft. Am heutigen Sonntag dürfen wir voll Freude an unser Getauftsein denken: Wir wurden benetzt mit dem Urelement des Lebens und mit Heiligem Geist. Auf unsere Seele ist die Inschrift des Erlösers eingeschrieben: Du bist befreit in die lebensschaffende Beziehung in und durch Gott.

Vor dem Volksaltar in St. Modestus ist die Erinnerung an die Taufgnade in den Altarbereich eingeschrieben
Vor dem Volksaltar in St. Modestus ist die Erinnerung an die Taufgnade in den Altarbereich eingeschrieben

Gedanken eines im Herzen von Christus befreiten Christen (F.X. Nguyen Van Thuan)

"Ein vietnamesisches Sprichtwort sagt: "Ein Tag im Gefängnis zählt so viel wie tausend Herbste in Freiheit." Ich habe das erlebt: Im Gefängnis warten alle auf die Befreiung, jeden Tag, jede Minute. (...) In den langen Nächten im Gefängnis sehe ich ein, dass der einfachste und sicherste Weg zur Heiligkeit der ist, den gegenwärtigen Moment zu leben. Aus dieser Überzeugung heraus entsteht ein Gebet:

"Jesus, ich werde nicht warten, ich lebe den gegenwärtigen Moment, indem ich ihn ausfülle mit Liebe. Die gerade Linie setzt sich zusammen aus Millionen von kleinen Punkten, die miteinander verbunden sind. Auch mein Leben setzt sich zusammen aus Millionen von Sekunden und Minuten, die miteinander verbunden sind. Sorge ich dafür, dass jeder Punkt sich vollkommen ordentlich an den anderen fügt, so wird die Linie gerade sein. Lebe ich jede Minute in Vollkommenheit, wird das Leben heilig sein. Den Weg der Hoffnung bilden kleine Schritte der Hoffnung. Das Leben der Hoffnung bilden die kurzen Minuten der Hoffnung. Wie du, Jesus, der du immer getan hast, was deinem Vater gefällt. Jede Minute will ich dir sagen:

Jesus, ich liebe dich, mein Leben ist immer ein neuer und ewiger Bund mit dir. Jede Minute will ich mit der ganzen Kirche singen: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist."

(Franz Xaver Kardinal Ngyen Van Thuan war nach seiner Priesterweihe in der Priesterausbildung tätig und danach 13 Jahre im kommunistischen Umerziehungslager, davon 9 Jahre in Einzelhaft. Seine Botschaften wurden in kleinen Papierfetzen nach draußen geschmuggelt. Er starb 2002 in Rom.)

Nachdenken am Sonntag: Können wir unsere Zeit in einer Art Eingesperrtsein nicht dafür nutzen, unsere Beziehung zum dreifaltigen Gott und unsere persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu erneuern?

Der Segen des dreifaltigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes erfülle uns und lasse uns seiner Gegenwart teilhaftig werden. Amen.