Pfarre

St. Michael am Zollfeld

Osternacht - Auferstehung

Christus ist auferstanden

Karl Valentin, der geistreiche, humorvolle Komiker und geistige Tiefenbohrer des Menschseins, hat einen Satz gesagt, der uns hilft zu verstehen, was wir in der Osternacht feiern. Dieser Satz lautet: „Wer am Ende ist, kann von vorne anfangen, von der anderen Seite her“. Dieser Satz gehört zu meinen Lebensregeln, die ich mir jeden Tag auswendig vor Augen halte.

Dieser Satz beschreibt eine Erfahrung, die uns alltäglich vertraut ist.

Wenn wir krank sind, muss von der anderen Seite jemand kommen, um gesund zu werden, ein Arzt oder ein Mensch, der auf uns schaut.

Wenn wir Probleme haben, muss von der anderen Seite her jemand kommen und da sein, mit dem wir reden können und der uns hilft, neuen Lebensmut zu finden.

Wenn wir Beziehungskrisen haben, muss von der anderen Seite her jemand da sein, der einen guten Rat gibt und einen Neuanfang unterstützt.

Wenn wir mit unserem Leben am Ende sind, dann ist Schluss damit. Dann gibt es keinen neuen Anfang von der anderen Seite her. Denn von uns aus können wir das Lebensende nicht überspringen auf die andere Seite des Todes, außer es kommt jemand von dorther auf uns zu.

Das ist geschehen in der Auferstehung Jesu Christi und das feiern wir in der Osternacht.

Unser Leben ist eine sichere Sackgasse, die im Tod endet. Nur Gott kann von der anderen Seite her, von der Seite des ewigen Lebens, diese Sackgasse aufbrechen und den Tod zu einem Durchgangstor zum ewigen Leben verwandeln. Das ist geschehen in der Auferstehung Jesu Christi.

Ostern heißt: Wenn wir im Tod am Ende sind, können wir von der anderen Seite her neu anfangen durch den Glauben an die Auferstehung.

Das gilt vom letzten großen Ende im Tod. Das gilt aber auch von den vielen Situationen, in denen wir das Gefühl haben, am Ende zu sein. Wer an die Auferstehung ins ewige Leben glaubt, kann jetzt schon im irdischen Leben immer wieder kleine Auferstehungen erleben.

Christus ist auferstanden!

Ein gesegnetes und frohes Osterfest.

Ihr Stiftspfarrer
Josef-Klaus Donko

https://youtu.be/N6IFI-cInqY

Fürbitten:

1. Auf vielfältige Weise ist heute das Werk der Schöpfung bedroht. Wir beten für die Wissenschaftler, deren Forschungen zum Heil und zum Unheil unserer Lebenswelt beitragen können, für die Politiker und die Mächtigen in der Wirtschaft, deren Entscheidungen von großer Tragweite sind, und für uns alle, denen die Schöpfung anvertraut ist. Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

2. Abraham hat sich einst ganz auf Gottes Wort eingelassen, er hat ganz auf Gott vertraut. Wir beten für die Kirche, die heute in einem gewaltigen Umbruch steht und in der sich viele Menschen um den rechten Weg nach Jesu Vorbild bemühen. Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

3. Durch Mose hat Gott einst das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens herausgeführt. Wir beten für jene, die heute in vielfältiger Knechtschaft stehen: die in Kriege verstrickten Völker, die zu Armut Verurteilten, die von politischen Systemen Unterdrückten und Ausgebeuteten, die von der Corona-Pandemie Betroffenen: Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

4. Der Prophet hat Jerusalem in der Verbannung neues Heil verkündet. Wir beten für die Menschen, die sich von Gott verlassen vorkommen; die unheilbar Kranken, die an den Rand der Gesellschaft Geratenen, die Angehörigen Verstorbener, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

5. Viele Menschen suchen heute nach Orientierung und Halt. Wir beten für jene, die verzweifelt neue Wege ausprobieren, um ihr Glück zu finden, und für jene, die auf ihre existentiellen Fragen keine Antworten finden und bekommen. Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

6. Als Christen verstehen wir uns als das neue Bundesvolk. Wir beten für alle Getauften: jene, die in dieser Nacht in die Kirche aufgenommen wurden, und für jene, die seit langem dazugehören: um einen lebendigen Glauben und den Mut zum Zeugnis. Gott unser Retter: Wir bitten dich, erhöre uns.

(Daniela Hauer in Anlehnung an die Fürbitten des Deutschen Liturgischen Instituts)