Pfarre

St. Michael am Zollfeld

Gründonnerstag

PREDIGT

Im rechten Seitenaltar des Maria Saaler Domes gibt es den sogenannten Josefsaltar, der auf dem Altarbild die Vermählung von Maria und Joseph zeigt. Im unteren Teil des Altares ist ein großes rotes Herz zu sehen. Mir scheint, dass dieses Herz ein hilfreiches Symbol ist, um zu verstehen, was wir heute feiern.

Gründonnerstag – das Letzte Abendmahl. Die Stunde des Abschiedes ist gekommen. Noch einmal beisammen sein, wie es nie mehr sein wird.

Jesus weiß, was kommt und ihn erwartet. Seine Jünger ahnen es vielleicht. Den letzten Weg muss er allein gehen. Er kann seine Jünger nicht mitnehmen. Es würde sie überfordern. Und so wird auch sein. Sie werden Angst bekommen, davon laufen und ihn im Stich lassen.

Zum Abschied muss er ihnen etwas mitgeben, damit sie ihn nicht aus dem Herzen verlieren, von seiner Spur nicht abweichen, sein Beispiel nicht vergessen.

Jesus macht sein Testament, in dem er noch einmal verdichtet zusammenfasst, was sein Herzensanliegen gewesen ist. Er macht sein Testament aber nicht in schriftlicher Form, sondern durch eine unverwechselbare Tat: Er wäscht seinen Jüngern die Füße. Er stellt die gewohnte Ordnung auf den Kopf. Die vertraute Unterscheidung von oben und unten wird durcheinander gewirbelt.

Er, der Oberste, ist sich nicht zu schade für das Unterste. Jesus spielt die Rolle vom letzten, untersten Platz nicht, sondern sie ist sein Wesen, sein Charakter, seine Geistes- und Lebenshaltung.

Von sich aus werden seine Jünger sein Beispiel nicht nachahmen können.

Deswegen nimmt er Brot, dankt, bricht es, reicht es ihnen und spricht: Nehmet und esset. Mein Leib, hingegeben für euch, damit auch ihr Brot zum Leben seid für die anderen.

Er nimmt Wein, dankt wieder, reicht ihn seinen Jüngern und spricht: Nehmet und trinket. Mein Blut, vergossen für euch bis zum letzten Tropfen, damit ihr Hingabe leben könnt für die anderen.

Der griechische Tragödiendichter Euripides (+406 v.Chr.) schrieb: „Der ist kein Liebender, der nicht ewig liebt.“ Jesus ist der ewig Liebende. Wer auf sein Beispiel schaut und aus seiner Kraft lebt, könnte auch so ein Liebender werden.

https://youtu.be/ldyEpLQ9qDA

FÜRBITTEN

1. Herr Jesus Christus. Du hast uns die Bedeutung des Wortes „Dienen“ durch dein Handeln selbst vorgelebt: Wir beten heute für die Menschen, die gerade in dieser Zeit Zeugnis geben von einer Kirche, die den Menschen dient, für Frauen und Männer, die beruflich Verantwortung tragen für soziale Hilfe und Gerechtigkeit.

Wir bitten dich erhöre uns.

2. Herr Jesus Christus. Du hast uns dieses kostbare Geschenk des eucharistischen Mahles hinterlassen. Wir beten heute für alle Menschen, damit sie dieses Mahl als Mittelpunkt und Kraftquelle für ihre oft kräfteraubenden Bemühungen erkennen.

Wir bitten dich erhöre uns.

3. Herr Jesus Christus. Du hast deinen Jüngern die Füße gewaschen. Wir beten heute für alle Menschen, die deinem Beispiel folgen. Wir beten für alle, die sich in den Dienst am Nächsten stellen: in den pflegenden und betreuenden Diensten, im Rettungsdienst oder in der medizinischen Versorgung.

Wir bitten dich erhöre uns.

4. Herr Jesus Christus. Du hast dich auf den Weg gemacht und bist von diesem Weg nicht abgewichen. Wir beten heute für die Politikerinnen und Politiker, die Rede und Antwort stehen müssen. Wir beten für diejenigen, die nach menschlichen Lösungen suchen und über die Grenzen hinweg Hilfe leisten.

Wir bitten dich erhöre uns.

5. Herr Jesus Christus. Du hast einen neuen Weg aufgezeigt. Wir beten heute für die christlichen Kirchen, die auf Ostern zugehen. Wir beten für alle, denen der Besuch des Gottesdienstes gerade in diesen Tagen fehlt. Wir beten für die Männer und Frauen, die durch neue Ideen deine Botschaft der Hoffnung weitertragen und verkünden.

Wir bitten dich erhöre uns.

6. Herr Jesus Christus. Du weißt, was es bedeutet, Leiden zu ertragen. Wir beten heute für alle Menschen, die von der Corona-Pandemie bedroht sind. Wir beten für die, die mit dem Virus infiziert sind, vor allem aber für die vielen weltweit, die in diesem Moment um ihr Leben kämpfen.

Wir bitten dich erhöre uns.

(Daniela Hauer in Anlehnung an die Fürbitten des Bistums Trier)

Ihr Stiftspfarrer
Josef-Klaus Donko