Pfarre

Gurk

Der 2. Fastensonntag in Worten und Bildern

Gedanken zur bedingungslosen Liebe Gottes

Auch am 2. Fastensonntag wollen wir Sie wieder in die Bibeltexte des Tages sowie in die Predigt des Stiftspfarrers Kalidz hineinhören lassen. Mit der 1. Lesung und dem Evangelium liegen uns heute zwei Texte vor, die an Dramaturgie kaum zu überbieten sind. Aus dem Buch Genesis im Alten Testament wird uns von der schweren Prüfung berichtet, die Gott Abraham auferlegt, als er ihn um die Opferung seines Sohns Isaaks bittet. Mit dem Evangelium des Tages, der Verklärung am Berg Tabor, hören wir einen Text, der von seinen starken Bildern und Worten lebt. Stiftspfarrer Kalidz bringt in seiner Predigt beide Texte zusammen, indem er der Frage nach der bedingungslosen Liebe der Menschen zu Gott und von Gott zu den Menschen nachgeht. Lesen Sie hier die Texte und hören Sie mehr dazu im folgenden Mitschnitt der Messe aus der Gurker Krypta:

Lesungen, Evangelium und Predigt aus der Gurker Krypta

Die Bibeltexte dargestellt am Gurker Fastentuch

Opferung des Isaaks

Am Gurker Fastentuch findet man beide Szenen in der oberen Hälfte des Tuchs. Die Opferung des Isaaks ist Teil einer Doppelszene und zusammen mit dem Priester Melchisedek abgebildet, der den in der rechten oberen Ecke erscheinenden Gott, ein Opfer von Brot und Wein darbringt. Die linke Bildhälfte gehört Abraham und Isaak. Man sieht, wie Abraham bereit zur Opferung ist. Über seinem Kopf schwingt er das Schwert mit seiner rechten Hand. Seine linke Hand ruht am jugendlichen Gesicht seines Sohnes, der nicht, wie in der Bibel geschildert, auf dem Altar liegt, sondern in kniender Pose, mit gefalteten Händen und offenen Augen seinem Schicksal entgegenblickt. Abraham merkt, dass ihn etwas von der Opferung abhält. Er blickt sich um und mit einem ängstlichen und zugleich staunenden Blick erkennt er hinter sich den Engel, der die Spitze des Schwerts in der Hand hält und Abraham so von seiner Opferung abhält. Anstatt seines Sohnes wird Abraham den Widder opfern, der auch schon bereit steht. Hinter Abraham sieht man das Tier, das sich ganz, dem Bibeltext folgend, im Geäst eines Baums verfangen hat.

Verklärung am Berg Tabor

Von einem wesentlich besseren Erhaltungszustand ist die Szene aus dem Neuen Testament, die Verklärung am Berg Tabor. Jesus steht in der Mitte. Sein Kleid ist strahlend weiß. An seiner Rechten steht Moses in einem roten, kunstvoll verzierten Gewand. Auffallend sind die Hörner auf seinem Kopf, ein Merkmal, das man durch viele Kunstepochen immer wieder bei Darstellungen des Moses sieht. Sie gehen zurück auf einem Übersetzungsfehler, der passierte als der hebräische Text der Bibel ins Lateinische übersetzt wurde. In der Exodus Erzählung steigt Mose nach dem Erhalt der 10 Gebote laut hebräischer Bibel mit Strahlen am Haupt vom Berg Sinai herab. In der Vulgata, der lateinischen Bibel, wurde das fälschlicher Weise mit Hörnern übersetzt. Auf der anderen Seite von Jesus steht der Prophet Elija, ebenfalls in einem stilvollen Gewand. Moses und Elija sind die zwei großen Propheten des Alten Testaments und als solche die Vorbilder für Christus, der dann als der neue Prophet zu Erden kommt. Die enge Verbindung zwischen den drei Männern wird in ihren Gestiken zum Ausdruck gebracht. Mose und Elija fassen Jesus an den Händen. Elija legt außerdem noch eine Hand auf die Schulter von Jesu. Den Männern zu Füßen liegen Jakobus, Johannes und Petrus, die drei Apostel die Jesus mit auf den Berg Tabor genommen hatte um sie zu Zeugen dieses Ereignisses werden zu lassen. In den Evangelien wird ihre Reaktion als ängstlich, verwirrt und fragend beschrieben. Ein wenig kommt das in ihrer Körperhaltung zu Geltung. Jakobus, der unter Mose liegt, wendet seine Hand dem neben ihm liegenden Johannes zu und das wirkt, als würde er ihn nach dem Geschehnis über sie fragen wollen. Links von Johannes liegt Petrus, der wie fast immer mit Bart im Gesicht und einer Tonsur am Kopf dargestellt ist. Er stützt sich auf seine Hände auf und blickt mit großen, fragenden Augen vor sich hin. Einen fragenden Blick hat auch Johannes, der Lieblingsjünger von Jesus, der im Kreis der Jünger, dank seines jugendlichen Aussehens immer leicht zu finden ist. Er hält seine Hände gefaltet und bringt damit seine Demut zum Ausdruck. In der Verklärung am Berg Tabor kann man die meisterhafte Hand des Malers Konrad von Friesach bewundern. In den fünf verschiedenen Gesichtsausdrücken gelingt es ihm die Beschreibung der Evangelien bestens einzufangen und wiederzugeben.

Lit: Othmar Stary, Wim Van der Kallen: Das Fastentuch im Gurker Dom (Klagenfurt 1994).

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Zu sehen ist das Fastentuch im Dom täglich von 9-17 Uhr. Führungen sind in einem kleinen Rahmen möglich und können unter dom.info@dom-zu-gurk.at angefragt werden.