Pfarre

Bad Kleinkirchheim

Jakobskapelle

Die Jakobskapelle - Eine Leiter zum Himmel

DIE JAKOBSKAPELLE
EIN ORT DER GEBORGENHEIT
EIN RAUM DER HOFFNUNG

Bei der Errichtung der Kapelle wurde auf die Grenze verwiesen, die uns allen gesetzt ist. Es wurde die hohe Mauer gebaut, die „von außen gesehen" einen lauten Anstoß erregt. Wir zerbrechen an der Grenzziehung, die unserm Sein ein Ende setzt. Jede Wende ist verschlossen. Wohl meldet sich eine Ahnung, die einen Neubeginn sieht. Im Bau erblickt man eine helle Glasauswuchtung. Der Gesamtbau ist sehr schnell als Schiff zu erkennen. In vielen Bildern, die das Leben deuten, tritt das Schiff auf: Wir sind unterwegs, wir sind ausgesetzt Wolken und Stürmen, wir hoffen auf eine Ankunft. Wir erinnern uns an die Arche. Sie hat Noahs Familie gerettet. Wir blicken auf die Apostel im Boot. Die Nähe Jesu hat ihnen vor Wellen und Wetter Rettung geschenkt.
Wenn auch oft geschüttelt, finden wir Sicherheit beim Herrn. Mit ihm dürfen wir neues Land betreten, er schenkt unseren Füßen einen sicheren Boden. Das Verweilen im Boot – auch wenn es schwach und zerbrechlich scheint– bedeutet Schutz und Zuversicht. Bei allem Zweifel wächst die Ahnung einer neuen Zukunft. Auch wenn jetzt die Tränen fließen, sie werden trocknen. Die Tür in eine neue Wirklichkeit ist nicht für immer verschlossen.

Die Hoke Brüder (Tomas , Edmund und Armin Guerino), die die Planung des Baues übernommen haben, die die Ausführung begleiteten und jedes Stück (sei es Material, sei es Einfügung) selbst aussuchten und die künstlerische Gestaltungdurchführten, haben einen alten Traum der Menschen gehoben und in die Wirklichkeit übertragen. In uns allen lebt die Sehnsucht nach Geborgenheit, der Wunsch nacheinem Leben ohne Schatten, ohne Wunden.
Hier wird ein leises Aufleuchten spürbar: das brüchige Schiff ist in eine Richtung unterwegs, die uns lockt und anzieht. Das Schiff ist keine Bleibe. Es wird selbst einmal verwesen (Holz ist ein brüchiges Material). Das Schiff ist ein Aufbruch. Wir erwarten mit unseren Sehnsüchten eine Ankunft. Wir steuern auf ein Daheim.
Die durchbrochene Mauer – das Zeichen unserer Begrenzung und unseres Endes – und der dahinter stehende Lichtraum bilden in zweifacher Hinsicht eine großartige Neuigkeit. Vordergründig ist wurden so gekonnt aufeinander geklebt, dass sie einem Kristall ähneln. Diesem handwerklichen Geschick ist die zweite Neuigkeit zu verdanken.
Die bisher bekannten Verabschiedungshallen münden in einer dunklen Mauer, die nur wenige lichte Zeichen aufweist – hier wird das Dunkle, das Bedrückende aufgelöst – die Verstorbenen werden in eine Licht-Welt gestellt und werden so zu einem Zeichen der Ankunft in einer Welt, die für uns in einer Schönheit und
Beglückung nicht mehr zu fassen ist. Alles Bruchstückhafte hat ein Ende gefunden – der ungebrochene Anfang beginnt.
Mit diesem gläsernen Haus ist das verwirklicht worden, was uns als Leben nach dem Leben bezeugt wird und das wir als großes Geschenk erwarten.
Die Tränen bleiben. Das Herz ist offen für eine neue Begegnung. Der Tod ist nicht mehr das Ende – er ist Anfang und Befreiung.

Die Aussage des Gesamtbaues wird in der Bilderwand noch einmal verstärkt. In uns lebt die Ahnung einer endgültigen Ankunft. Wir sind für eine Begegnung Geschaffen, die uns bis zu ihrer Erfüllung zu Getriebenen, Gehetzten macht.
Der bis aufs Allernotwendigste reduzierte Bau (es gibt in ihm keine Fenster, z. B.) verlangt auch Bilder, die nur in Andeutungen an der Wand aufscheinen. Ein mehr an Gestaltung und Farbgebung würde das Gesamtwerk zerstören. Es würde so auch eine Eigenschaft des Unterwegs-Seins verschwinden, nämlich die stets neuen Ansichten und Aussichten. Die Bilder unserer Kapelle möchten zeigen, dass wir, solange wir uns auf dem Weg befinden, noch nichts Vollendetes vollbringen. Wir müssen uns mit dem Unvollendeten zufrieden geben.

Eine mögliche Anleitung kann dem Betrachter der Bilder den Weg zu weiteren Zugängen erschließen. Zunächst ist festgehalten, dass der Raum als Abschieds-
Stätte gedacht ist. Das malerische Werk dient diesem Tun. Der Abschied ist ein Geschehen, indem Vergangenes und Zukünftiges zu Wort kommen. Erinnerungen werden aufgefrischt und Bindungen werden geknüpft.
Was Jedem Abschied nehmenden eigen ist, vertieft und verstärkt sich beim Abschied, den uns der Tod aufzwingt. Nachdenkend werden Begegnungen abgeschritten. Dies tun auch die Bilder.

Es treten immer zwei Köpfe in Erscheinung, die im Austausch sind. Es fällt auf: hier ist ein weißer Kopf, dort ein schwarzer. „Weiß" ist stets Verweis auf Jenseitiges – „schwarz" zeigt Diesseitiges.
Also: Der Hinterbliebene holt den Verstorbenen in seine Nähe zurück, um von ihm Empfangenes als lebendige Erinnerung zu behalten. Vieles was zwischen den Beiden geschehen ist, ist zum Stück des Lebens geworden, es steht in der Mitte des Ich.
Der Nachdenkende wird nicht nur die Vergangenheit beleuchten, er wird auch die
Zukunft einfangen. Dabei wird er wohl deutlich merken, dass uns dazu Ohren und Augen fehlen. Wir bleiben Tastende. Wir stellen fest, dass wir in einem Labyrinth ohne Ausgang herum-irren. Wir stoßen an Wände, wir drehen uns im Kreise und befinden uns bald wieder dort wo wir schon einmal waren. Das Sterben-Müssen ist ein Rätsel. Wir kommen zu keiner Lösung.
Ohne Antwort gehen wir den Weg. Woher? Wohin? Wozu? Sie bleiben die großen Fragen des Lebens, auf die der Mensch keine befriedigende Antwort weiß.

Beim Sterben eines lieben Menschen stehen wir vor einer Leere. Ein Stück, das unser Leben war, ist verloren. Wir möchten unsere Lieben nicht loslassen. Loslassen-Können schließt immer die Frage ein: Wohin? Wir kennen den Weg nicht. Wir wissen nur, dass Menschen aller Zeiten an ein Wiedersehen geglaubt haben.

Ein alter Traum lebt in jedem von uns: es muss eine andere Welt auch noch geben – eine Welt, die keine dunklen Schatten mehr kennt.  Diesen Traum hat Jakob beschrieben.

LEITER zum HIMMEL
Als Jakob auf der Flucht vor seinem Bruder Esau von Beerscheba nach Haran
unterwegs war, kam er bei Sonnenuntergang an einen Ort, wo er übernachten wollte. Im Buch Genesis ist zu lesen: »Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben ... Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst ... Denn ich verlasse dich nicht ...
Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht ... hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels ... dann gab er dem Ort den Namen Bet-EI (Gotteshaus).« Genesis 28, 12-19

Dieser Traum gibt unserer Kapelle den Namen: JAKOBSKAPELLE.

Jakob sieht eine Leiter, die Erde und Himmel verbindet. Es gibt ein Herab-kommen und ein Hinaufgehen. Die Diesseitigen haben einen Zugang zum Jenseitigen. Der Himmel ist auf die Erde gefallen. Seit dem Kommen Christ i glauben wir, dass Jakobs Traum für jeden Wirklichkeit geworden ist. Wir werden zu einem Leben auferstehen, das erst den vollen Geschmack des Lebens beinhalten wird. Das ist das große Geschenk das uns die ungeschaffene Liebe reichen wird.
Die sich selbst-verschenkende Güte durchströmt Lebende oben und Lebende unten. In Gott sind wir, in ihm bewegen wir uns und leben wir. Gott hat für alle ein Haus des Lebens bereit.

Wer dem „Leiter-Erlebnis" in sich Raum gibt, der steht im Lebensstrom. Die Jakobskapelle sei ein Ort, der unsere Hoffnung stark macht. Bei aller Trauer um unsere Verstorbenen sind wir keine verlassenen Herumirrenden, sondern gelassene, auf rechte Menschen, gehalten von einem liebenden Gott.

Die röm. kath. Pfarrgemeinde bedankt sich bei
Armin Guerino, akad. Maler
Tomas Hoke, Plastiker
Edmund Hoke, Architekt
und bei den ausführenden Firmen
sowie bei den Spendern, vor allem bei der Kurgemeinde Bad Kleinkirchheim.

In Zusammenarbeit wurde die Jakobskapelle errichtet. Sie möge – obwohl als Verabschiedungsraum geplant und errichtet – für religiöse und kulturelle Veranstaltungen ihre Tore offen halten und durch ihre Aussagekraft für viele Menschen zu einem Ort der Kraft werden.
Dr. Andreas Kajznik, Pfarrer
Bauherr: Röm. kath. Pfarrgemeinde Bad Kleinkirchheim
Pfarrer Dr. Andreas Kajznik

Architektur und künstlerisches Gesamtkonzept:
Armin Guerino und Tomas Hoke
Architektonische Durchführung und Consulting:
Architekt DI Edmund Hoke

Statik: DI Peter Pabinger, Krumpendorf

Bauleitung: Manfred Brunner, Bad Kleinkirchheim

Baumeister: Glatz Bau, Gnesau
Holzbau: Thamer, Bad Kleinkirchheim
Glasbau: Buxbaumer, Völkermarkt
Dach: Mössler, Radenthein
Boden: Sico-Intarsia, Villach; Colazzo, Völkermarkt
Tischler: Dorfer, Patergassen
Schlosser: Pertl, St. Oswald
Elektroinstallation: Schiestl, Patergassen
Wasserinstallation: Bodner, Bad Kleinkirchheim

Künstlerische Gestaltung:
Wandmalerei: Armin Guerino
Portal und Gerätschaften: Tomas Hoke
Planung und Realisierung: 2002 - 03
www.hoke.at        www.guerino.at