Pfarre / Fara

St. Johann im Rosental/Št. Janž v Rožu

Erntedank / Zahvalna nedelja

Am 8. Oktober wurde in der Kirche von St. Johann Erntedank gefeiert.

In unserer wohlgenährten, übersättigten Gesellschaft stellt sich oftmals gar nicht die Frage, wofür wir dankbar sein sollten. Das Auswählen-Können unter einer unüberschaubaren Brotsortenvielfalt ist für uns eine alltägliche Selbstverständlichkeit.

Früher wurde auf jedem Bauernhof von der Bäuerin Brot im Stubenofen gebacken. Die meist große Familie und die Knechte und Mägde mussten ja für die schwere Arbeit in Feld und Hof versorgt werden. –Meine Großmutter Maria auf dem Bvažic-Hof war berühmt für ihr herrliches Brot. Täglich wurden mehr als zehn Brotlaibe im großen Kachelofen in der Stube gebacken. Der Großteil jedoch wurde mit dem Zug von der Bahnstation St. Johann weg bis nach Spittal an der Drau und nach Klagenfurt geliefert.

Beim Bvažic gab es damals eine eigene Mühle, um das Getreide zu vermahlen. Die Mühle wurde von einem Mühlrad mit Wasser aus dem St. Johanner Bach betrieben. Sie war die größte von insgesamt fünf Mühlen und vermahlte auch das Korn von Leuten, die auf ihren Feldern Getreide anbauten.

Das Korn fürs Brot wurde von Hand gesät und von Hand geerntet. Die Männer mähten mit einer speziellen Sense und die Frauen mit Sicheln. Reihe für Reihe. Dann wurden die Kornähren zu Büscheln gebunden. Die Garben ließ man in der Sommerhitze am Feld trocknen Im Spätsommer wurde dann die Ernte mit dem Pferdefuhrwerk nach Hause in die Tenne gebracht. Dort wurde mit Dreschflegeln das Korn gedroschen. Ein Dreschflegel bestand aus einer längeren und einer kürzeren Holzstange, an einem Ende mit einem Lederriemen verbunden, das wie ein Scharnier funktionierte. Mit einer schwungvollen Bewegung schlug der kürzere Teil das Korn aus der Ähre und die Männer mussten sehr aufpassen, dass die Stange, die sie bewegten, nicht den Kopf traf. Bevor man diese Arbeit beherrschte, gab es wohl oftmals eins auf den Kopf. Mit einem Sieb, später mit einer Windmühle wurden Spreu und Weizen voneinander getrennt. Für alles gab es Verwendung. Das Stroh wurde den Tieren auf ihren Liegeplatz eingestreut.

Brotbacken ist heute wieder in Mode gekommen, weil viele Haushalte die praktischen, platzsparenden, elektrischen Brotbacköfen verwenden und auf selbst gemachtes Brot setzen.

Am Ende des Erntedankgottesdienstes in unserer Kirche wurden Brot und Weintrauben gereicht. Der Altarraum war mit den bunten Früchten des Herbstes sehr schön geschmückt worden.

Vergelt´s Gott allen, die den Erntedanksonntag vorbereitet und gestaltet haben.

Brigitte Einspieler