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Josef, der “Ziehvater Jesu”

Geistlicher Impuls zum 4. Advent von Diözesanjugendseelsorger Diakon Jakob Mokoru

Bleibt dem hl. Josef wirklich oft nur, in der Krippe die Laterne zu halten? (Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)
Bleibt dem hl. Josef wirklich oft nur, in der Krippe die Laterne zu halten? (Foto: KH Kronawetter / Internetredaktion)

Maria, Maria, Maria... und Josef?

In der katholischen Kirche wird seit jeher (gerade im Advent) ein besonderes Augenmerk auf die Gottesmutter Maria gelegt – und das völlig zurecht. Einerseits wäre die Heilsgeschichte ohne das vertrauende „Ja!“ dieser bemerkenswerten jungen Frau völlig anders abgelaufen. Andererseits bot und bietet die Marienverehrung ein wohl dringend notwendiges weibliches Element in einer bis heute viel zu männlich dominierten Kirche. Ausdruck dieser Marienfrömmigkeit ist etwa das reichhaltige der Gottesmutter gewidmete Liedgut. In Kärnten ist dies in der slowenischen Kultur- und Sprachgemeinschaft besonders gut spürbar. Ohne Marienlieder wäre etwa das zweisprachige Kirchengesangsbuch „Gloria“ um einiges dünner: Das Kapitel „Marija-Maria“ umfasst hier nicht weniger als 87 Nummern.

Da sei es gestattet, mit Blick auf das Evangelium des vierten Adventsonntages, den heiligen Josef ein bisschen in den Vordergrund zu holen. Ein erneuter Blick ins „Gloria“ zeigt: Ihm sind hier nur drei Nummern gewidmet. Etwas pointiert ausgedrückt: Bleibt dem hl. Josef wirklich oft nur, in der Krippe die Laterne zu halten?

Josef, ihr Mann, der gerecht war…

Doch schauen wir uns den Josef des Evangeliums einmal genauer an: Ein Mann der patriarchalen, antiken Welt stellt hier fest, dass seine Verlobte – ohne sein Zutun – schwanger ist. Josef hätte hier nach damaligen Maßstäben jedes Recht gehabt, Maria als Ehebrecherin öffentlich bloßzustellen. Dies hätte wohl ihren Tod bedeutet. Was tut Josef? Er kommt nach einem wohl längerem Nachdenkprozess zum Entschluss, Maria „in aller Stille“ zu verlassen. Damit hätte er die Verantwortung für die Schwangerschaft auf sich genommen – und Maria auf diese Weise geschützt. In dieser Situation, in dieser existenziellen Krise, erscheint Josef ein Engel, der ihm die unglaubliche Situation erklärt. Und auch Josef antwortet mit einem vertrauenden, tätigen „Ja!“. Er steht während aller folgenden Widrigkeiten zu seiner Familie und wird wahrhaft „Ziehvater Jesu“.

Das wäre doch eigentlich mehr als drei Lieder wert, oder?

Diözesanjugendseelsorger Jakob Mokoru (Foto: Mokoru)
Diözesanjugendseelsorger Jakob Mokoru (Foto: Mokoru)

Diakon Jakob Mokoru ist Diözeanjugendseelsorger in der Diözese Gurk.

KONTAKT: jakob.mokoru@kath-kirche-kaernten.at