Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Franziskanisch friedfertig!

Der neue Franziskusbote 10/22 ist da!

Liebe Geschwister im OFS, liebe Freunde des hl. Franziskus!

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
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Euch allen ein gesegnetes Franziskusfest! Wir sind in diesen Tagen besonders glücklich, der franziskanischen Familie angehören zu dürfen, wo wir doch mit unserem

Ordensvater Franziskus seinen „Geburtstag im Himmel“ feiern. Auch wir haben die Hoffnung, dies einst zu tun. Und wir werden stark in dieser Hoffnung, weil er uns vorausgegangen ist und auch uns dieses Wiedersehen im Himmel versprochen hat, wenn wir der Regel treu bleiben und nach ihr leben.

Abschied und Wiedersehen

Das Transitusfest am 3. Oktober begleitet uns in das Franziskusfest hinein. Sein Ernst und die Würde des irdischen Abschieds von unserem Ordensvater bereitet unser Herz auf besondere Weise auf die himmlische Freude des Franziskusfestes am 4. Oktober vor. Der Abend des Transitus führt uns zusammen zum Gedenken an den Heimgang unseres Ordensvaters in den Franziskanerkirchen der Welt. Die Worte seiner Brüder sind uns überliefert und wohlvertraut und lassen das Geschehen vor unseren Augen lebendig erstehen. So schreibt der hl. Bonaventura in der „Legenda Maior“ (XIV, 5/6):

„Als schließlich die Stunde seines Heimgangs nahte, ließ er alle Brüder, die an diesem Ort (Portiunkula) waren, zu sich rufen, redete ihnen angesichts seines bevorstehenden Todes in tröstlichen Worten zu und ermahnte sie väterlich zur Liebe Gottes. Dann sprach er weiter davon, dass sie in der Geduld, der Armut und dem Glauben der Heiligen Römischen Kirche treu bleiben sollten und er gab dem Evangelium vor allen übrigen Anordnungen den Vorzug.“

Nachdem Franziskus seine Arme in Kreuzesform übereinander gelegt hat, ein Zeichen, das er besonders liebt, nimmt er von den Brüdern endgültig Abschied und segnet sie:

„Lebt wohl, alle meine Söhne, in der Furcht des Herrn und verharrt allezeit in ihr. Da aber Versuchung und Prüfung kommen werden, werden jene selig sein, die ausharren in dem, womit sie begonnen haben. Ich aber eile zu Gott, dessen Gnade ich euch allen empfehle.“

Der Weg zum Frieden

Christine Walder
Bild: Christine Walder
Kapuzinerkloster Brixen

Bonaventura beschreibt, wie sich die Seele des Heiligen vom Leibe löst und in den „Abgrund der göttlichen Herrlichkeit“ aufgenommen wird und erzählt in mittelalterlichem Ton weiter:

„Einer von seinen Jüngern und Brüdern sah, wie seine selige Seele in Gestalt eines hell leuchtenden Sternes auf einer kleinen weißen Wolke über viele Wasser hinweg geraden Wegs in den Himmel getragen wurde; da er in reinem Glanz der Heiligkeit erstrahlte und erfüllt war von himmlischer Weisheit und dem Reichtum der Gnade, durfte der Heilige an den Ort des Lichtes und des Friedens gelangen, wo er mit Christus den Frieden ohne Ende besitzt.“

Nicht zufällig spricht Bonaventura hier den Frieden an, um den wir uns hier auf Erden ständig bemühen und der immer in Gefahr ist. Franziskus erlangt ihn schließlich, am Ort des Friedens und Lichts, in der Gemeinschaft mit Christus. Franziskus war zeitlebens ein Friedensstifter und er hat uns diese Aufgabe weiter gegeben, damit auch wir uns nach Kräften um den Frieden im kleinen und größeren Rahmen bemühen.

10 Punkte für den Frieden

Die große, franziskanische Aufgabe, sich immerdar um den Frieden zu bemühen, finden wir bereits in unserem Gruß „Pax et bonum“ ausgedrückt. Es gibt nichts Gutes, wenn der Friede fehlt. Friedfertigkeit ist eine der Eigenschaften, die den franziskanischen Menschen prägt, das Friedenstiften eine unserer großen Aufgaben. Ich habe einen Brief des südamerikanischen Franziskaners P. Agapito Diez OFM an den OFS der Philippinen aus dem Jahr 1996 gefunden, den ich euch in den Monat Oktober mitgeben möchte, zur Erinnerung an diese Aufgabe. P. Agapito Diez fasst sie in 10 Punkten zusammen:

1. Sei positiv, bestärke und lobe das Gute im Mitmenschen.

2. Weise Vorurteile zurück, lerne andere Kulturen, Probleme und Bedürfnisse zu respektieren und tolerieren.

3. Heile zerbrochene Verbindungen, sei eine Brücke, die vereint. Befürworte Einheit und Zusammenarbeit.

4. Empfange den Frieden als ein Geschenk Gottes und erbitte ihn im Gebet.

5. Wage den Frieden, nimm dafür Risken auf dich und handle im Sinne des Friedens.

6. Lass Raum für Träume und Kreativität. Kritisiere niemals, ohne eine kreative Lösung anzubieten.

7. Akzeptiere Veränderungen. Vertraue dir selbst und anderen, diese Veränderungen herbeizuführen.

8. Es gibt einen Weg zum Frieden: Solidarität, Dialog und die Akzeptanz der anderen als dir gleichwertig.

9. Die vier Säulen, auf denen der Friede ruht: Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe.

10. Der Friede ist das endgültige Ziel und zugleich Ausgangspunkt unserer Bemühungen. Beginne immer wieder neu. Lass dich nicht entmutigen. Es gibt viele Herausforderungen, wenn man sich um den Frieden bemüht. Fürchte dich nicht vor der Kritik der anderen und vor den Enttäuschungen, die du erleben wirst.

Und mit diesen wertvollen Anregungen wollen wir uns auch in Erinnerung rufen, was unsere OFS-Regel zum Bemühen um den Frieden sagt (2. Kap.,19):

„Als Künder des Friedens und im Bewusstsein, dass es immer neue Bemühung erfordert, suchen sie Wege der Einheit und brüderlichen Übereinstimmung im Dialog. Dabei vertrauen sie auf den Keim des Göttlichen im Menschen wie auf die verwandelnde Kraft der Liebe und Vergebung.

Sie sind Boten der vollkommenen Freude in jeder Situation und bemühen sich, anderen Freude und Hoffnung zu bringen. Hineingenommen in die Auferstehung Christi – das ist der eigentliche Grund für die Bezeichnung „Bruder Tod“ – erwarten sie frohgemut die Begegnung mit dem Vater.“

Mögen euch diese zutiefst franziskanischen Gedanken über das Franziskusfest hinaus begleiten, stärken und anregen bei unserer Aufgabe, an einer besseren, friedvolleren Welt mitzuarbeiten.

Eure Sr. Klara

/ Christine Walder

Pax et bonum!

Unser nächster Termin: 5. November 2022: Ordenskapitel in Tigring