Organisation

Weltlicher Dritter Franziskanerorden

Die neue monatliche Ausgabe des TIGRINGER FRANZISKUSBOTEN ist da!

Impulse zur Fastenzeit

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
OFS Tigring -Titelseite (Christine Walder)

Liebe Geschwister und liebe Freunde des hl. Franziskus!

Wir stehen am Beginn der Fastenzeit des Jahres 2022 und haben gerade das Aschenkreuz empfangen. „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“, haben wir den Priester sagen gehört, der uns das Kreuz aus geweihter Asche auf die Stirn gezeichnet hat. „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst,“ so die alte Formel des Rituals, die wir nicht vergessen wollen mit ihrem Hinweis auf unsere Vergänglichkeit.

Beides hängt zusammen und beides ist wichtig. Wir sind unversehens in der vergangenen Woche mit einem Ereignis konfrontiert worden, das uns das Wort über die Vergänglichkeit des Menschen besonders deutlich vor Augen treten lässt. Der Krieg in der Ukraine, hervorgerufen durch den russischen Einmarsch, hat uns alle erschüttert. Dies ist nun auch der dramatische Hintergrund dieser Fastenzeit, dieser 40 Tage, in denen wir uns seelisch erneuern und reinigen sollen und wollen.

Fasten – Beten – Almosen geben

Die alte Trias der Fastenzeit, die drei wesentlichen Aufgaben, bleiben unverändert wichtig, ungeachtet der aktuellen Ereignisse, die jede Zeit aufzuweisen hat. Sie hängen auch zusammen, eines ohne das andere ist nicht denkbar. Das Beten trägt reiche Früchte und wird intensiver durch das Fasten. Das Fasten wird wiederum durch das Gebet über einen reinen Nahrungsverzicht (oder einen Verzicht auf andere Güter oder Betätigungen) hinausgehoben und wird zur spirituellen Handlung. Ebenso erhält das Schenken, Gutes tun, das Unterstützen der Bedürftigen – also das frühere „Almosengeben“ – durch Fasten und Gebet seinen besonderen geistlichen Wert und Akzent.

Wer sich darin weiter vertiefen möchte, dem möchte ich – wie in der letzten Fastenzeit – das wertvolle Buch „Mit dem Herzen fasten“ von Pater Slavko Barbaric OFM ans Herz legen. Man kann es nicht oft genug lesen, es bildet einen wunderbaren Eingang in die Fastenzeit.

Tue Gutes!

Einen besonderen Stellenwert hat das Tun des Guten in der diesjährigen Fastenbotschaft von Papst Franziskus. Er bezieht sich darin auf den Galaterbrief des hl. Paulus:

„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun; denn wenn wir darin nicht nachlassen, werden wir ernten, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Deshalb lasst uns, solange wir Zeit haben, allen Menschen Gutes tun.“(Gal 6,9-10a)

Papst Franziskus verweist darauf, dass Paulus in diesem Bild von Saat und Ernte uns wertvolle Hinweise gibt, welche Bedeutung die Zeit und der günstige Zeitpunkt unseres Tuns für uns hat. Wir sollen nicht nachlassen, nicht müde werden, Gutes auszusäen im Hinblick auf die spätere Ernte. Die Fastenzeit ist so eine besondere, günstige Zeit. Sie lädt uns ein zur Umkehr, „zu einem Mentalitätswechsel, damit die Wahrheit und Schönheit des Lebens nicht so sehr am Haben festgemacht wird als am Geben, nicht so sehr am Anhäufen als am Aussäen des Guten und am Miteinander-Teilen,“ so Papst Franziskus.

Gott selbst ist der Sämann, der unter uns den Samen des Guten aussät. „In der Fastenzeit sind wir aufgerufen, auf Gottes Geschenk zu antworten, indem wir sein lebendiges und wirksames Wort aufnehmen. Das aufmerksame Hören auf Gottes Wort führt zu einer Bereitschaft sich seinem (Gottes) Handeln zu fügen und das macht unser Leben fruchtbar.“

Da wir berufen sind, Gottes Mitarbeiter zu sein, sollen wir unsere Zeit gut nutzen, damit auch wir den Samen des Guten aussäen können, wann immer es uns möglich ist.

Das aufmerksame Hören auf Gottes Wort soll uns im nächsten Schritt zu einem aufmerksamen Schauen führen, damit wir die Nöte unserer Mitmenschen feinfühlig wahrnehmen und hilfreich darauf reagieren. So denke ich es mir, wenn ich die Gedanken unseres Papstes in mir nachwirken lasse. Und letztlich: als Brüder und Schwestern im Dritten Orden ist das Tun des Guten unsere Lebensaufgabe, der wir uns in der Regel verpflichtet haben. Dies in der Fastenzeit vermehrt zu üben und zu bedenken, dazu mögen euch die Gedanken unseres Papstes hinführen.

Verzichten

Unter den Gebeten für die Fastenzeit habe ich ein ganz kleines gefunden, das sich auch mit dem Wert des Verzichtens beschäftigt. Gerne möchte ich es mit euch teilen.

Nun ist es wieder Zeit

Nun ist es wieder Zeit

zu beten und zu fasten,

ich mache mich bereit,

die Seele zu entlasten.

Bei dir, Gott, finde ich,

was mich lebendig macht,

durch Fasten nehme ich

auf meine Seele acht.

Mein Gott, du schenkst mir Mut

und gibst mir neue Kraft,

Verzichten tut mir gut,

weil es neue Kräfte schafft.

Amen.

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Besonders freue ich mich, dass P. Emmanuel-Maria Fitz OFM aus dem Franziskanerkloster Villach sich diesmal bereit erklärt hat, mit uns einige Gedanken zur Fastenzeit zu teilen. Unsere Brüder und Schwestern aus den anderen franziskanischen Orden sind uns so gute Ratgeber für unser aller franziskanisches Leben, danke herzlich, lieber Bruder Emmanuel-Maria!

Franziskanischer Impuls aus dem 1. Orden:

Fasten (Verzicht und Buße) bedeutet für mich:

1. Mich wieder bewusst tiefer für die Liebe Gottes zu öffnen und mich neu für ihn verfügbar zu machen.

2. Wieder weniger um mich selbst kreisen zu wollen und mich neu für die Menschen einzusetzen, wo es mir möglich ist.

3. Mich wieder darauf zu besinnen, dass all das Gute, das mir geschenkt wird, nicht selbst-verständlich ist.

Eine gesegnete Fastenzeit, herzlich mit euch im Gebet um Frieden verbunden, eure

Sr. Klara / Christine Walder

Pax et Bonum!